10 Jahre ist es nun her, dass George Lucas sein Lebenswerk für 4 Milliarden Dollar an Disney verkaufte. Jetzt ist es an der Zeit für ein Resümee, wie dieses Unternehmen es geschafft hat, eine Erfolgsgeschichte wie „Krieg der Sterne“ innerhalb von einem Jahrzehnt in Grund und Boden zu ruinieren.
Die große Geschichte von Luke Skywalker
Kaum einer anderen Filmreihe ist eine so genaue und originelle Zurschaustellung der Heldenreise, wie sie seit Jahrtausenden wiedererzählt wird, gelungen, wie man es mit Luke Skywalker geschafft hat. Ein Bauernjunge, der von zu Hause auszieht, um sich in ein Abenteuer zu stürzen, seinen Mentor findet, eine gefangene Prinzessin befreit und die Guten zu einem Sieg über die Bösen verhilft.
Dabei sollte erwähnt werden, dass Luke im ersten Film über keinerlei bemerkenswerten Fähigkeiten verfügt, nur dass er ein guter Pilot war, obwohl er während der Raumschlacht um den Todesstern fast zweimal abgeschossen wurde und dass er eine Verbindung zur Macht besitzt, die im Film kaum ausgeprägt ist.
Im zweiten Teil ist Luke zwar gewachsen, muss aber dennoch immer noch von seinen Freunden gerettet werden. Hinzu noch lässt er sich von seinen Feinden manipulieren und tritt am Ende zu früh gegen Darth Vader an. Dieser besiegt Luke nicht nur physisch, sondern vor allem psychisch, indem er ihn offenbarte, dass ER Lukes Vater ist und das sein Mentor ihn angelogen hatte.
Im letzten Film hat Luke aus seiner Niederlage gelernt und ist weiter gewachsen. Und nicht nur das: Zum Ende hin gelingt ihm ein Kunststück, wo jeder dachte (seine Mentoren Yoda und Obi-Wan, aber auch seine Schwester), dass es nicht funktionieren könnte, nämlich seinen Vater von der dunklen Seite zu erlösen. Doch es gelingt ihm und so übertraf er alle bisherigen Jedi, einschließlich seiner beiden Meister, indem er nicht aufhörte an das Gute in seinem Vater zu glauben. Die Szene, wo Luke dann die sterblichen Überreste seines Vaters verbrennt, markieren das Ende seiner Heldenreise. Er ist nicht mehr der jammernde, sich selbst bemitleidete Bauernjunge aus dem ersten Teil, sondern ein wahrer Jedi-Ritter.
Disney löscht das Extended Universe
Doch hier endete seine Geschichte nicht. Denn in den Folgejahren wurde die Legende von Luke Skywalker durch das erweiterte Universum in Form von Büchern, Comics und Spielen weitererzählt. So gelang es ihm, den Orden der Jedi von Grund auf neu aufzubauen und schaffte es diesen, trotz zahlreicher Niederlagen, Verlusten und Tragödien, zu seiner alten Größe zurückzubringen. Er selbst ging als der größte und mächtigste Jedi-Meister in die Geschichte ein. Dazu noch heiratete er Mara Jade, eine ehemalige Schülerin des Imperators, und bekam einen Sohn, den er Ben taufte, zu Ehren seines Meisters, und dieser setzte die Skywalker-Linie fort, die bis 100 Jahre nach der Original-Trilogie reichte.
Doch all das änderte sich 2013, als George Lucas die Rechte von Krieg der Sterne an Disney verkaufte. In der ersten Amtshandlung verkündete die neue Unternehmungsleitung nicht nur, dass man sämtliche laufende und geplante Projekte (Computerspiele, Romanreihen, Fernsehserien etc) einstellen würde, zusätzlich der Schließung von Lucasarts und der Kündigung deren 150 Mitarbeitern, nein, man erklärte dazu noch das erweiterte Universum für ungültig und löschte es komplett.
Man wollte mit Krieg der Sterne einen Neuanfang machen oder wie es Adam Driver in die letzten Jedi passenderweise ausgedrückt hat: „Lass die Vergangenheit sterben.“
Die feministische Dekonstruktion beginnt
Das größte Opfer dieses Hergangs ist ohne Frage Luke Skywalker, denn während die Sequel-Trilogie ein einziges filmtechnisches Desaster waren, zeigte sich jedoch in allen drei Filmen ein klares Muster, was nur daraus besteht, den Mythos um diese Heldenfigur zu zerstören. Ganz nach der „The Force is Female“-Agenda von Kathleen Kennedy, diente fortan jeder neue Film, jede neue Serie, jeder neue Roman und jeder neue Comic nur dem Zweck, Luke Skywalker etwas „wegzunehmen“, was ihn als Helden der Ursprungsgeschichte ausgezeichnet hat.
Im 2015 erschienen „Das Erwachen der Macht“ (der nichts anderes als ein Abklatsch von originalen „Krieg der Sterne“, mit Elementen aus „Das Imperium schlägt zurück“, ist) erfahren wir, dass Luke beim Versuch den Jedi-Orden neu aufzubauen gescheitert ist, nachdem der Sohn von Han und Leia auf die dunkle Seite wechselte und jeden seiner Mitschüler abschlachtete. Luke Skywalker überlebte das Massaker, doch anstatt seinem gefallenen Schüler hinterherzujagen wie Obi-Wan Kenobi in „Die Rache der Sith“, verkroch sich Luke in irgendeinem Eck im Universum.
Also bereits der erste Sequelfilm zeigt den geplanten Ruin von Luke Skywalker, denn hier nimmt man ihm seinen Erfolg, den er sowohl in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ wie auch im erweiterten Universum hatte.
Nur noch ein überflüssiger, alter, weißer Mann
Im Nachfolger „Die letzten Jedi“ zerstörten sie den Charakter von Luke Skywalker komplett, indem sie aus dem einst hoffnungsvollen, optimistischen Bauernjungen, dem Luke im erweiterten Universum immer treu geblieben ist (weswegen sein Spitzname bei seinen Freunden stets „Farmboy“ gewesen ist) zu einem verbitterten, zynischen, pessimistischen Versager und Feigling verkommen lassen, der seine Freunde in Stich ließ, auf das Vermächtnis seiner Familie und der Jedi spuckt und sich tagein tagaus in Selbstmitleid suhlt.
Und, um der Schande noch die Krone aufzusetzen, ließen die Macher am Ende Luke einen vollkommen sinn- und würdelosen Tod erleiden, wodurch er weder was verändert noch irgendetwas erreichte.
So stirbt eine der ikonischen und größten Heldenfiguren der jüngeren Filmgeschichte und selbst dann ließen sie es sich nicht nehmen, Lukes komplette Rolle in der gesamten Filmsaga und im neuen Disney Canon in die Bedeutungslosigkeit umzuschreiben. So nahmen sie ihm in „Der Aufstieg Skywalkers“ seine Macht und seine Stärke weg, indem sie in eine Rückblendeszene zeigen, dass nicht er der stärkste lebende Jedi im Krieg-der-Sterne-Epos gewesen ist, sondern es die ganze Zeit über seine Schwester Leia war.
In jedem Detail muss Leia besser sein
Oder anderes Beispiel: Was für einen Offiziersrang hatte Luke in der Rebellenallianz?
In „Das Imperium schlägt zurück“ wird er die ganze Zeit über „Commander Skywalker“ genannt und trägt ein entsprechendes Rangabzeichen auf seiner Brust. Nun, in einem großen Retcon wurde erklärt, das Leia zum selben Zeitpunkt des Films den Rang eines Generals innehatte, obwohl sie weder eine Uniform trug, noch ein entsprechendes Offiziersabzeichen besaß oder als solche benannt wurde.
Sie wurde stets nur als „Prinzessin“ oder als „eure Hoheit“ angesprochen. Denn Leias Rolle im Krieg-der-Sterne-Epos war immer die der politischen Anführerin, der Diplomatin und der späteren Staatschefin der neuen Republik gewesen. Sie war in erste Linie eine symbolische Figur, die für die Ideale der verlorenen alten Republik stand. Aus genau diesen Grund wurde sie von den Soldaten und Piloten respektiert und in einer der alten EU-Comicserien wurde gezeigt, dass sie sich diesen Respekt erarbeiten musste.
Interessant ist auch die Frage, wie genau Leia im Canon zum General geworden ist. Die Antwort: In irgendeinem der neuen Disney-Canon-Comicreihen, die irgendwo zwischen Episode 4 und 5 angesiedelt sind, wird Leia von Mon Mothma, der Anführerin der Rebellenallianz, einfach mal so zum General ernannt. Ein 18-19-jähriges Mädchen, das nie gedient hat und sonst keine militärische Erfahrung besitzt.
Aber es ist ja die neue Direktive von Disney, dass Frauen in allem besser und immer im Recht sind, egal wie sinnlos ihre Handlungen im Film für den Zuschauer erscheinen mag oder ob es im Widerspruch zu der ursprünglichen Geschichte steht.
Billig-Serie Kenobi verdreht „Eine neue Hoffnung“
Leias Geschichte wurde umgeschrieben, dass sie als die „Rey“ der Original-Trilogie betrachtet werden kann. Sie war erfolgreicher als Luke Skywalker, sie blieb ihren Charakter treuer, sie war stärker und besser im Umgang mit der Macht und dem Lichtschwert und, um den Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hatte sie sogar eine tiefere und engere Beziehung zu Obi-Wan Kenobi gehabt als er.
Denn in der ultraschlechten Live-Action-Serie Kenobi, wo es nicht um Obi-Wan Kenobi geht, sondern um die Einführung der Third Sister, eine weitere schlecht geschriebene Frauenfigur im neuen Disney Canon-Universum, wird die kleine 10-jährige Leia entführt und muss von Obi-Wan gerettet werden, wobei er den kleinen 10-jährigen Luke schutzlos zurücklässt.
Im Verlauf der Serie freundet sich die kleine Leia mit Obi-Wan an, der sich zuerst als Ben vorstellt, wodurch sie im Gegensatz zu Luke im Vorhinein erfährt, dass Ben und Obi-Wan ein und dieselbe Person sind, einschließlich dass er ein Jedi-Ritter war. Sie verbringt mehr Zeit mit ihm und lernt ihn besser kennen als Luke in all seinen Jahren auf Tatooine und in der kurzen Zeit in „Eine neue Hoffnung“.
Luke wird bloß ausversehen ausgebildet
Und nicht nur das: Man schrieb auch den Grund und die Ursache um, warum Leia im originalen Krieg-der-Sterne-Film nach Tatooine gereist ist. Nicht, weil die Häscher des Imperiums hinter ihr her waren und sie sich nur aus der Not heraus an „General Obi-Wan Kenobi“ gewandt hatte, weswegen sie sich in der Botschaft so diplomatisch ausdrückte, sondern sie wurde mit den Todessternplänen zu Kenobi geschickt, damit sie ihre Jedi-Ausbildung unter ihm anfangen konnte.
Von dem letzten Teil wusste sie selbstverständlich nichts, aber damit wollte man im neuen Canon klar aussagen, dass nicht Luke, sondern Leia die ganze Zeit über die „wahre neue Hoffnung“ im Film war. Dass Luke stattdessen der Held in der Geschichte wurde, soll als dummer Zufall neu uminterpretiert werden.
Ich will mit diesem Artikel natürlich auf keinen Fall Leia Organas Rolle im Krieg der Sterne kleinmachen. George Lucas wollte mit Leia Organa eine echte, starke Frauenfigur auf die Kinoleinwand bringen, ohne dass dabei die männlichen Helden der Geschichte als unnütze Trottel dargestellt werden, was in heutigen Filmen zum Standard geworden ist. Weswegen man dann Krieg der Sterne neuerdings als eine „Patriach-Story“ bezeichnet, ist mir ein Rätsel. Jedenfalls ist dieser mittlerweile an Bösartigkeit grenzende, respektlose Umgang mit dem Lebenswerk von George Lucas Grund genug für Mark Hamill gewesen anzukündigen, dass er mit „Luke Skywalker und Krieg der Sterne“ fertig sei und sich nicht an weiteren Projekten beteiligen möchte, wie an die angekündigten Rey-Sequels.
Fazit
Ich persönlich sehe die Zukunft für dieses Franchises, bis auf wenige Ausnahmen, leider schwarz. Natürlich wird Disney in den nächsten Jahren weitere minderwertige Projekte auf den Markt bringen; sie werden weiter versuchen, Geld aus jenen geist- und anspruchslosen Konsumenten heraus zu pressen, auf die das Unternehmen baut; und sie werden weiter die Geschichte verwursten mit ihren Woken und diversen Mist; genau wie es Amazon mit ihrer Rings-of-Power-Serie gemacht hat oder Netflix mit der Witcher-Serie.
Zum Schluss bleibt mir nur aus reiner Bitterkeit zu erkennen, dass die Zeiten, wo große Filmstudios und Comicverlage noch gute und einzigartige Geschichten hervorgebracht haben, die einen dazu inspirieren sie weiterzuerzählen, vorbei sind. Es sind die kleinen Verlage und Produktionsfirmen, die es den Künstlern ermöglichen werden, ihre Geschichten so zu erzählen, wie sie es ursprünglich wollten und auf die wir unsere Hoffnungen setzen müssen.