Die dörfliche Gartenlaubenpartys in meiner Jugend in den 2010er Jahren wurden häufig von Kraftklubs fröhlich eingängigen und damals einzigartigen Songs begleitet. Die Texte und Musik spiegelten die romantisierte Lebenssituation der Dorf- und Vorstadtjugend wieder. Als Freundeskreis wollten wir nicht zu grünen Öko-Verlieren nach Berlin, sondern lieber draußen alkoholisiert Abenteuer erleben, sich den Hoch- und Tiefphasen des Verliebens widmen und einfach sorglos sein. Als Jugendlicher war die Zeit aufregend und Ausbildung oder Studium weit weg.
Die Welt wird traurig und links
Nach der Schule hieß es Abschied nehmen vom Freundeskreis und auf zu neuen Lebenswegen. Die meisten zogen beruflich in große Städte. Kraftklub wurde kindlich, uncool und links. Neue Herausforderungen taten sich auf und man wurde älter und selbständiger. Deprimierende Unigebäude, volle fremde Städte, Sojahipster, Bunthaarige, Dating-Apps, Club Mate, veganer Mensafraß. Mit dem Wandel des Weltbildes von Schulzeit zu Uni gab es eine neue Band, die das Lebensgefühl dieser Zeit einfing und besonders bei jungen Frauen Anklang fand. AnnenMayKantereit. Hauptsächlich bekannt durch die rauchige markante Stimme des weinerlichen, todtraurig wirkenden Frontmannes.
Die stramm linke Band, die gerne mit Regenbogenflagge auftritt, frönt jedoch nicht dem weltfremden degenerierten Hedonismus, wie andere Musikgenres wie Pop, Hip-Hop oder Schlager. Sie versinken in Sehnsucht nach unbeschwerter Kindheit, alten Tagen und Konfliktlosigkeit. Die in den Songtexten behandelten Probleme und Geschichten sind allemal konkreter als der deutsche Radio-Neuschlager. Auch ist ihr Handwerk der grausigen neuzeitlichen Radiomusik weit voraus, was sie bei Liveauftritten unter Beweis stellen. Das Trio weiß was es tut. AnnenMayKantereit sind echte Künstler.
Für Rechte ist die Band allemal interessant. Auch wenn sich der Textinhalt nicht auf die Fans übertragen lässt, so kann man durch den massiven Erfolg der Band doch auf großes Verlangen an trauriger, wehleidiger Musik rückschließen. Die Fans von AnnenMayKantereit sind meist junge Menschen, die sich dem linken dekonstruierendem Weltbild angeschlossen haben und tief im Herzen unzufrieden sind. Die Musik thematisiert die negativen Nebeneffekte des modernen jungen Lebensstils, die sonst bei Künstlern eher verschwiegen und unterdrückt werden. Rechte können anhand dieser Lieder mehr über die Gefühlslage und Lebenssituation des linken Normieklientels lernen.
Du bist anders
Ein nicht kleiner Teil der musikalischen Werke handelt von gescheiterten Beziehungen. Kein Wunder in einer Zeit, wo jungen Mädchen erzählt wird, Karriere ist das wichtigste. Die Männer sind auf dem Dating-Markt verschwunden. Langhaarige, feminine Zottel wetteifern im Gutmenschentum, um harmoniebedürftige pillenehmende Frauen. Die letzten verbliebenen Maskulinen widmen sich dem Hedonismus und die sozialen Medien geben der ganzen Sache den Rest. Hier eines der Liebeslieder:
Text: https://genius.com/Annenmaykantereit-du-bist-anders-lyrics
Recht trocken und traurig werden hier Beziehungsprobleme der heutigen Zeit beschrieben. Grob zusammengefasst, fehlende Kommunikationsbereitschaft und schnelles Desinteresse am Gegenüber.
Mangelndes Durchhaltevermögen gepaart mit dem Verweilen in schönen Momenten ist nicht nur beschreibend für junge linke Menschen auf der Partnersuche, sondern auch von Drogenabhängigen. Es ist keine Grundlage für langfristige Zufriedenheit. Das altbackene Prinzip der jungen Heirat findet im heutigen Weltbild keinen Platz. Sich trotz gegenseitiger Fehler und Eigenheiten aneinander zu ketten, um sich zu zwingen Probleme zu lösen, ist nun mal schwierig, aufwändig und mit Verantwortung verbunden. Viel leichter ist es, sich beim kleinsten Gegenwind neu zu orientieren und Konflikten auszuweichen. Der Prinz auf dem Pferd oder die wunderschöne Prinzessin warten immer dort, wo das Gras grüner ist.
Was bleibt nach einer Reihe solcher Beziehungen? Die Romantik der schönen Momente. Die Zeit filtert das Unliebsame raus und was überdauert, sind idealisierte träumerische Wohlfühlmomente. AnnenMayKantereit hält diese Sehnsuchtsmomente ausdrucksstark in allen Zeitformen fest. So zum Beispiel in der Vergangenheit im Lied „Barfuß am Klavier“, in der Gegenwart in „Vielleicht Vielleicht“ und in der Zukunft in „3. Stock“.
Nun sind tragische Liebeslieder keine Erfindung der Moderne. Diese Lieder treffen jedoch auf den Zeitgeist und auf Anklang und Verständnis bei der Zuhörerschaft. Diese Lieder helfen Außenstehenden die verzweifelte Situation der Jugend zu verdeutlichen und einzuordnen. Linkes Weltbild und langjährige glückliche Beziehung sind schwer bis gar nicht miteinander vereinbar. Man könnte sogar sagen, lebenslange Partnerschaft mit dem Ziel der Familiengründung ist etwas inhärent rechtes.
Alle Fragen
Die Heimat. Natur, Kultur, Identität, Elternhaus, Freunde, Erinnerung. Rechte lieben ihre Heimat. Ergo möchten sie, dass die Heimat floriert. Der Erhalt der Kultur ist eine erfüllende Lebensaufgabe, welche Woke nie verstehen werden.
Text: https://genius.com/Annenmaykantereit-alle-fragen-lyrics
In „Alle fragen“ wird die kümmerliche Wahrnehmung der eigenen Heimat beschrieben. Alles wird „kleiner, leiser und langweiliger“, das dörfliche Leben wirkt rückständig . Es ist die familiäre und gesellschaftliche Verantwortung vor der sich Linke fürchten und deshalb auch die ländliche Heimat, das Symbolbild der alten Ordnung, als abstoßend betrachten. Die Dörfer sind nun mal traditioneller und pflichtbewusster als die modernen Städte. Nichtsnutze aus der Stadt ernten auf dem Dorf nur abwertende Blicke und werden in der Regel in ihrem Irrglauben von Oma nicht unterstützt.
Es fällt auf, dass Dankbarkeit und der Wille, etwas der Heimat zurückzugeben, fehlt. Man möchte dort weg, weil es alt ist und Menschen Erwartungen haben, wie Enkelkinder und Arbeitsroutine. Es schwingt die Arroganz des Intellekts mit. Städter sind dem Dorf weit voraus. Und die weltoffene Universität ist die Bildungselite, wie soll da eine weiser Bauernopa schon mithalten können?
Ein weiterer Grund, dass die Heimkehr zu alten Wohnorten bei Linken negativ behaftet ist, ist die Manifestierung des verlorenen eigenen Potentials. Die Rückkehr ist immer ein Vergleich zu Klassenkameraden, Cousins, ehemaligen Sportgefährten, Bekannten, etc. Gerade Studenten, die einen längeren Bildungsweg haben, wirken arbeitslos im Vergleich zu denjenigen, die eine Ausbildung abgeschlossen haben, bereits Jahre arbeiten und eigenen Wohlstand aufgebaut haben. In die Heimat fahren und auch noch Nachrichten über Rückschritte im eigenen Leben mitbringen, wie eine Trennung, ist unschön. Der Vergleich zu gleichaltrigen Pärchen, die erste Kinder haben, ein Haus oder Auto besitzen, macht es noch unausstehlicher.
Das egozentrische Weltbild und die Entwurzlung macht Linke unglücklich. Selbiges äußert sich auch in Fernweh.
Ich geh heute nicht mehr tanzen
Ja, ja, der Kater. Wer kennt ihn nicht? Freitagabend unterwegs, Vortrinken, Party und frühs wieder nach Hause. Samstag 13Uhr aufwachen, nicht wissen wo man ist. Der Restalkohol macht faul und krank. Nicht krank im Sinne von ärztlicher Versorgung und Krankenhaus, sondern man verhält sich, als wäre man bettlägerig. Man kommt nicht aus den Federn, trinkt 10 l Wasser. Die Faulheit und Leere bestimmen den restlichen Tag und man möchte auf keinen Fall raus, geschweige denn anders produktiv sein, kochen oder so. Willkommen im Lied: „Ich geh heute nicht mehr tanzen“:
Text: https://genius.com/Annenmaykantereit-ich-geh-heut-nicht-mehr-tanzen-lyrics
Das Lied zeigt: Post-besoffen ist von Depressionen nicht zu unterscheiden. Was hilft gegen den Kater? Genau! Noch ein Bier. Also auf ein Neues. Die Feier gestern war schon lustig. Hoffentlich wird heute genauso.
Der erbärmliche Zustand des Saufens ist in dem Lied gut dargestellt. Drogen sind eine linke Domäne genauso wie das Unvermögen damit aufzuhören. Ein Kreislauf, den es abzulehnen gilt. Die negativen Seiten des Alkohols müssen kulturellen Einfluss finden. Es ist nicht tragbar, dass jeder Jugendlicher die Grenzen des Alkoholkonsums jahrelang austestet. Viele bleiben darauf hängen, degenerieren und verpassen so ihr Potential. Solch ein Lied ist eine gute Aufklärung und Abschreckung.
21,22,23
40 ist das neue 30. 30 ist das neue 20 und 20 ist das neue 10. Das Altwerden ist unvermeidbar. Das Erwachsenwerden leider nicht. Und so wehren sich die ewigen Kinder mit Händen und Füßen vor der Eigenverantwortung.
Text: https://genius.com/Annenmaykantereit-212223-lyrics
„Nutze die Zeit, solange du jung bist“, „Jetzt können wir es noch machen, später geht das nicht“ oder „Wer weiß, wann wir das nächste Mal in dieser Runde zusammen sitzen“ sind alles Äußerungen der gleichen geistigen Strömung. Alt werden ist furchtbar. Linke sind in Peter Pan-Manier in ihrer kindlichen Wahrnehmung gefangen. Sie denken, alt werden ist die Hölle. Dabei sind unreife, unverantwortliche Erwachsene das mit Abstand grässlichste.
„21, 22, 23“ dreht sich um die Sinnlosigkeit eines Lebens ohne höheres Ziel. Symptomatisch für eine Generation, die der positiven Zukunftsvision beraubt wurde und mit aller Kraft vom traditionellen Weg abgebracht wurde. Die Abwesenheit einer sinnstiftenden Tätigkeit wird mit kurzweiligen Späßen gefüllt. Für die moralische Gesundheit wird ein bisschen Gutmenschentum praktiziert. Vielleicht ein veganes Indie-Café auf Insta beworben, eine Demo besucht oder sich politisch positioniert ohne eine wirkliches Interesse zu haben.
Der Mangel an kompetenten Menschen ist groß und wird in Zukunft weiter wachsen. Die Möglichkeit eine bedeutungsgebende Tätigkeit zu finden und einen Beruf auszuführen, der der Allgemeinheit dient, ist nicht nur das Beste für die persönliche Entwicklung und des eigenen Lebensgefühls, sondern auch die gesellschaftliche Pflicht. Der Entwurf einer lebensbejahenden Zukunftsvision und der feste Glauben daran muss die Deutungshoheit der nihilistischen Weltuntergangssekte ablösen.
Fazit
Was haben diese Songs gemein? Sie sind aus rechter Sicht nicht nachzuvollziehen und traurig. Es fehlt die positive Zukunft. Eine Familie gründen, ein Haus bauen, Kultur erhalten. Positive Emotionen werden frei, wenn man sich einem Ziel nähert. Ohne ein Ziel gibt es kein Erfolgserlebnis. Eine genaue Zielsetzung hat aber den Nachteil, dass der Misserfolg konkret definiert ist. Die Furcht vom Versagen hält die Jugend davon ab, sich Ziele zu setzten.
Aufgabe und Pflicht der Rechten muss sein, die individuelle Verantwortung für die Gesellschaft des Einzelnen verständlich und attraktiv zu machen. Das Potential der Einzelperson kann ungeahnte positive Konsequenzen haben, wenn man hochgesteckte Ziele hat und diese mit Vehemenz verfolgt. Über die Verbesserung der eigenen Kompetenzen ist man fähig, seinem unmittelbaren Umfeld zu helfen. Man wird verlässlich für Freunde und Verwandte. Man kann einen erfüllenden Platz in der Welt finden und seine gesellschaftliche Pflicht erfüllen und eine Familie gründen.
Es ist schwierig ein Bild von der Zukunft zu malen, welches ansprechend auf die verlorene Jugend wirkt, speziell auf die vielen jungen Fans von AnnenMayKantereit. Für den ersten Schritt helfen die Lieder der Band die Lebenssituation der jungen Generation zu verstehen, kennen zu lernen und der Entfremdung entgegenzuwirken. Das Trio ist ein ausgezeichnetes Beispiel linker Musik, die trotzdem wertgeschätzt werden kann. Die Texte lassen die deutsche Sprache aufleben und zeigen warum Deutsch die Sprache der Dichter ist. Auch wenn die politische Nachricht AnnenMayKantereits voll daneben und schädlich ist, so lässt sich den Songs als Momentaufnahme doch etwas abgewinnen.