Unser rechter Lieblings-Indie-Entwickler KVLTGames hat sich kürzlich die Ehre einer großen Ankündigung gegeben und auf ihrem YouTube-Kanal ihr Portfolio der Zukunft vorgestellt. Im Stile einer Nintendo Direct präsentierte uns das Studio in ihrem „KVLTCAST„, einem etwa 15-minütigen Video ihre neuen Projekte! Ja, Mehrzahl!
Nach einem soliden Einstand mit „Homelandverteidiger“ und dem erfolgreichen Release von „The Great Rebellion“ in 2024 und einem Jahr konstanter Updates wollen Roland Moritz und sein Studio nun deutlich in die Breite gehen. Dazugekommen sind mehrere kleine externe Teams und damit mehr Projekte, die eine größere Breite an Genres und kreativen Erzählungen abdecken. KVLTGAMES wird hier als Publisher fungieren.
Und natürlich brauchen all diese Projekte mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung! Das rechte Lager redet gerne darüber, dass wir doch mehr eigene kulturelle Projekte brauchen, aber häufig nur abstrakt im Sinne des Kulturkampfes. Und wenn dann tatsächlich jemand auch ans Machen geht, dann fallen Resonanz und Unterstützung häufig unterdurchschnittlich aus. Doch wir werden keine Gegenkultur bekommen, wenn wir sie nicht selbst in die Hand nehmen und tatsächlich auch leben und unterstützen! Und jetzt ist die perfekte Gelegenheit das zu zeigen.
Neue Ankündigungen warten darauf weiter bekannt gemacht, Trailer darauf geteilt zu werden. Es gibt Demos zu spielen und Posts auf Social Media zu teilen, denn bisher hat das aufregende neue Portfolio von KVLTGAMES noch nicht die Resonanz gefunden, die es verdient hätte. Am allerwichtigsten aber: Es gilt eine Crowdfunding-Kampagne für den Nachfolger von „The Great Rebellion“ zu unterstützen, denn von Idealismus allein, kann kein professionelles Entwicklungsteam arbeiten!
Den Ruch des bloßen Werbespielentwicklers für das rechte Lager lassen sie damit hinter sich. Künftig wird uns mehr geboten werden, als der Kampf gegen die Globo Homo Corp. Das ist genau das, worauf wir gehofft und uns gefreut hatten, seit wir Roland damals im Thymoscast zu Gast hatten, um über die Zukunft der Gegenkultur zu sprechen.
Doch genug der Vorrede. Was gab es im KVLTCAST nun also für Ankündigungen?
„Rebellion auf dem Handheld – Edition 2084“
Erst einmal könnt ihr ganz unbesorgt sein. Die Welt von „The Great Rebellion“ bleibt uns selbstverständlich erhalten. Mit „The Great Rebellion: Edition 2084“ erwartet uns zunächst eine entschärfte Handheld-Portierung des Shoot’em Ups, die wir dann auch unterwegs daddeln können. Spielpflege wird also trotz der neuen Ambitionen weiterhin groß geschrieben. Doch auch die Story wird fortgesetzt.
Der große Nachfolger – „Hyper Rebellion“
Die große Neuankündigung des KVLTCASTs ist „Hyper Rebellion: Blood & Circuits“. Der Name verrät es schon, es wird das Sequel zu „The Great Rebellion“ werden und seinen Shooter-Wurzeln treu bleiben, diesmal aber aus einer anderen Perspektive. Statt Pixelart und 2D-Seitenansicht gehen wir in isometrisches 3D wie in den klassischen Fallout-Spielen mit in 3D vorgerenderten Charakteren. Der Stil wird also eine Spur realistischer und auch düsterer als die satirisch-bunten Levels der beiden Vorgängerspiele. Das Gameplay verlagert sich aber von der Seiten- auf die Draufsicht. Blood & Circuits soll sich wie ein Twin-Stick-Shooter im Vampire Survivors Style spielen. Das heißt, wir werden mit zunehmend größeren Gegnerhorden konfrontiert, durch die wir uns einen Weg bahnen müssen.
Wie in „The Great Rebellion“ werden wir auch wieder ein Update- und Progressionssystem bekommen. Die große Neuerung, daher auch die Änderung der Spielperspektive, ist eine deutlich interaktivere Umgebung. Neben den Objekten werden auch die Level zerstörbar sein, was uns ermöglichen wird, uns unseren Weg auch durch Wände zu bahnen. Ein Oberflächenphysiksystem wird es uns erlauben, verschiedene Umgebungsflächen zu unserem Vorteil zu nutzen, zum Beispiel Öllachen in Brand zu stecken, um gleich eine ganze Welle an Feinden darin zu rösten. Und die im Trailer gezeigten Effekte sehen schon verdammt gut aus. Vor der düsteren Cyberpunk-Stadt heben sich Laserstrahlen, Flammen, Neon-Lichter und Energiewaffenfeuer spektakulär ab.
Retro Rebel sorgt wie schon bei den Vorgängern mit einem Soundtrack zwischen Metal und Synth für die passende Stimmung für die Cyborg-Massenverschrottung vor futuristischer Kulisse. Darum wird es sich nämlich in der Geschichte drehen: Trotz des Siegs über die Corporation blieb die transhumane Verlockung. Ein Maschinenkult trachtet nun danach, Menschen als Cyborgs an das System anzuschließen, ein Schicksal, dem Körper und Seele geopfert werden. Es ist also Zeit für die Rückkehr von Mensch 10.28 auf die Erde, um sich dieser neuen Bedrohung zu stellen.
Der KVLTCAST legte seinen Schwerpunkt vor allem auf die technischen Innovationen, bei einem Shooter sicher nicht verkehrt. Aber das Fehlen einer spannenden Erzählung jenseits der wenigen Story-Krümel besorgt uns. Noch bauen wir hier keine richtige Bindung zur Welt auf, es fehlt an der Geschichte und das Gezeigte wirkt nicht so ikonisch wie die mit Memes gepflasterte Stadt aus dem Vorgänger, der Nancy-Bot oder der von Mitstreitern bevölkerte Waldgang. Da muss eigentlich mehr Substanz kommen, bessere Grafik und hübsche Effekte reichen nicht aus. Noch wirkt es austauschbar und das kann sich negativ auswirken, gerade wenn man Spieler für eine Schwarmfinanzierung des Spiels begeistern will.

Gerade bei Blood & Circuits ist aktuell die tat- und finanzkräftige Mithilfe der rechten Community gefragt. KVLTGAMES arbeiten als unabhängiges Indie-Studio ohne Publisher oder große Finanzpartner. Ihre Arbeit können sie daher nur über ihre Spielverkäufe, Investoren und im aktuellen Fall Crowdfunding finanzieren. Für „Hyper Rebellion: Blood & Circuits“ läuft gerade eine Kampagne auf Indiegogo und jeder Euro hilft nicht nur bei der Entwicklung des Spiels, sondern kommt einem echten rechten Graswurzel- und Kulturprojekt zugute, von denen es nach wie vor viel zu wenige gibt. Und anders als bei Kickstarter braucht ihr bei Indiegogo keine Kreditkarte! Für Spender gibt es natürlich abhängig von der Spendensumme eine Reihe an virtuellen Goodies, Zugang zum Dev Diary oder Beta-Zugänge als Belohnung.
Flucht aus der schönen neuen Welt – „Serene Estates: Last Guy“
Wo es bei „Hyper Rebellion“ noch an Geschichte fehlt, kommen wir bei „Serene Estates: Last Guy“ schon mehr auf unsere Kosten. In der spielgewordenen Hölle von Huxleys schöner neuer Welt sind wir der Bewohner eines gewaltigen, futuristischen Apartment-Megakomplexes. Aus einem nicht näher bekannten Grund erwachen wir als letzter Mensch, als letzter Mensch in unserem Pod und sind schockiert, von dem, was wir nach unserem langen Schlaf vorfinden. Unsere einzige Hoffnung? Irgendwie entkommen! Doch die Serene Estates wollen uns nicht so einfach gehen lassen, auch nachdem der Sirenengesang (auch der ähnliche Klang von Serene und Siren dürfte bewusst gewählt sein) eines sorgenfreien Schlafes im Pod seine Wirkung auf uns verloren hat.
„Serene Estates“ ist ein klassisches 3D Action-Adventure (Spiele wie Tomb Raider, Ocarina of Time oder Banjo Kazooie lassen grüßen), dessen verschachteltes und miteinander verwobenes Leveldesign an den Black Mesa Complex aus Half Life erinnert. Auf unserer Flucht müssen wir einen Weg durch den mit Fallen und Sicherheitsanlagen gespickten Apartmentbau finden, Platforming-Einlagen und Umgebungsrätsel inklusive. Auf unserem Weg nach draußen soll sich die Geschichte des Ortes und der Zweck unseres Erwachens erschließen.
Trotz des dystopischen Szenarios versprüht der Trailer eine leichtherzige, humoristische Stimmung, wie sie bei den Spielen der britischen Entwickler Rare und Bullfrog in den 90ern und frühen 2000ern mit ihrem britischen Humor üblich war. Auch der 3D-Stil des Spiels, der an viele 3D Action-Adventures der Zeit erinnert und ein Design in einer Art von 2000er-Retrofuturismus spricht eine klare Sprache über die Vorbilder, die für „Serene Estates“ Gestaltung Pate gestanden haben. Die Optik löst bei mir persönlich direkt nostalgische Gefühle aus.
Es ist eine der Ankündigungen, die schon sehr vielversprechend aussehen. Und das Gute ist, dass man sie jetzt schon ausprobieren kann! Während alle im KVLTCAST vorgestellten Spiele noch in einem frühen Entwicklungsstadium sind, ist von „Serene Estates: Last Guy“ bereits eine Demo auf Steam spielbar! Probiert sie unbedingt aus!
Dungeon Crawling unterm Berge – „Dverghold“
Doch kommen wir zu meinem persönlichen Favoriten der Präsentation: „Dverghold“. Im Stil eines Old-School First-Person Dungeon-Crawler-RPGs steigen wir in die Tiefen einer von Monstern überrannten Zwergenstadt hinab, um diese von dem üblen Gezücht zu befreien, das die Zwerge in den Tiefen ihrer Mine aufgeschreckt haben. Die Aufgabe ist für eine Heldengruppe, die wir in Anlehnung an Klassiker wie Dungeon Master oder Eye of the Beholder durch die engen Gänge der einst lebendigen Zwergenstadt steuern, um in rundenbasierten Kämpfen gegen eine Vielzahl von Monstern zu kämpfen, Fallen auszuweichen, Beute zu machen und stärker zu werden, um schließlich die Quelle des Übels ausfindig zu machen und zu beseitigen. Ruhe finden wir derweil in einer ausbaubaren Hub-Basis, von der aus wir zu unseren Erkundungen aufbrechen. Zur musikalischen Untermalung soll Dungeon Synth eingesetzt werden. Eine hervorragende Wahl! Und auch eine Abwechslung von den zwar schönen, aber auch schon viel zu oft gehörten klassischen Fantasy-Kompositionen.
Interessant ist aber auch die Veröffentlichungsstrategie. „Dverghold“ soll ein Mobile-Spiel werden. Moment, was? Kein Grund für graue Haare! Einmal bezahlen, um zu spielen, keine Mikrotransaktionen, kein Abzocke-Geschäftsmodell. Das versprechen die Entwickler. Es soll einfach ein klassisches, vollwertiges Spiel werden, aber eben fürs Smartphone. Und das ist viel wert bei einem Mobile-Spielangebot, das gefühlt und wahrscheinlich tatsächlich zu 99% aus Free-to-Play-Müll mit Werbeeinblendungen, Glücksspielmechaniken, Mikrotransaktionsabzocke und Datenhehlerei besteht. Als jemand, der morgens und abends für den Arbeitsweg lange Bus- und Bahnfahrten in Kauf nehmen muss, passt mir ein bisschen Dungeon Crawling als Ergänzung zum Bücherlesen und Artikel tippen sehr gut. Einmal zahlen ist dann mehr als fair.
Überhaupt, seit es KVLTGAMES gibt, habe ich mir ein rechtes Rollenspiel gewünscht und ein Dungeon-Crawler-RPG ist schon ein großer Schritt in diese Richtung, denn sie waren auch spielhistorisch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu den grafischen Rollenspielen wie der deutschen Nordland-Trilogie, den frühen Elder Scrolls-Spielen oder dem isometrischen Baldurs Gate, die schließlich Dungeons mit Spielwelterkundung, Städten, Charakterinteraktion, Quests und einer narrativen Kampagne verbanden. Meine Hoffnung, dass mit einem Erfolg von „Dverghold“ in dieser Richtung noch mehr möglich wird, ist groß, aber der Teaser machte mir schon jetzt Lust auf ein bisschen Monsterschlachten in den Tiefen der Zwergenmine.
Narrativer Horror – „Biostition“
Das letzte im KVLTCAST angekündigte Spiel ist „Biostition“. Hier wurde es für mich besonders interessant. Narrativisch ist es das ambitionierteste der vorgestellten Projekte und möglicherweise deshalb auch das, was am schwersten an den Mann zu bringen sein wird. Bizarchive Magazine Autor Steve Martel schreibt die Geschichte für ein narratives Horror-Adventure, das in der Solar Punk Megacity Arkhaven der Zukunft angesiedelt ist. Unser Hauptcharakter ist ein Techniker der die Stadt steuernden KI-Systeme und entdeckt plötzlich eine Anomalie. Das Eintauchen in den Cyberspace des defekten Systems wird ihn an Orte unvorstellbaren Horrors bringen. So zumindest das Versprechen des sehr gut gemachten Trailers, der mich direkt für die Geschichte gepackt hat und tatsächlich eine Atmosphäre drohenden Unheils, aufkeimenden Wahnsinns und der Tristesse des Lebens in der gefallenen Solar Punk Utopie vermittelt. Ein Mann der Kultur wird obendrein die Anspielung auf Silent Hill 2 entdecken.
Gameplay gibt es leider noch keines zu sehen, es soll sich aber wie ein klassisches Adventure im Stil von Grim Fandango oder der Journey-Reihe spielen. Eine gute Wahl für ein storyfokussiertes Spiel. Adventures gehören auch im Spiele-Mainstream zu den Spielen mit den interessantesten narrativen Qualitäten, vor allem weil das Gameplay sich hier am wenigsten mit einer narrativen Erzählung beißt. Spiele kann man hier besonders gut als die Kunstform erleben, die sie sind. Dass man einen verdienten Pulp- und Horrorautor wie Steve Martel an Bord holen konnte, ist ein gutes, vielversprechendes Zeichen. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, ob Geschichte und Gameplay die Qualität des Trailers halten können, habe aber gewisse Sorgen, ob das fertige Spiel tatsächlich den nötigen Anklang in der Breite finden kann. Hier wird sich zeigen, ob KVLTGAMES auch über unser Lager hinaus als Entwickler von Indie-Spielen Erfolg haben wird. Ein Markt auch für experimentelle narrative Indie-Adventures ist auf jeden Fall da. Man denke nur an das großartige Norco. Zusammen mit „Dverghold“ werden wir „Biostition“ auf jeden Fall intensiver besprechen, sobald wir etwas Spielbares vorliegen haben.
Fazit
Der KVLTCAST hinterlässt einen sehr guten Eindruck. KVLTGAMES haben hier ein ambitioniertes Programm vorgelegt, das jedoch genau in die richtige Richtung geht. Wir bekommen eine größere Bandbreite an Genres geboten, sodass nicht nur Shooter-Fans, sondern auch Freunde von Rollenspielen oder narrativeren Erfahrungen auf ihre Kosten kommen. Wir sehen ein Experimentieren mit verschiedenen Veröffentlichungsformen und ein deutlich erweitertes Design- und Darstellungsrepertoire als das aus „Homelandverteidiger“ und „The Great Rebellion“ bekannte Pixelart.
Die vorgestellten Spiele sind in ihrer Gestaltung und den Genres, die sie abdecken, ein schöner Fingerzeig an die Klassiker der 90er und frühen 2000er und damit auch eine besondere Hommage für altgediente Spieler. Besonders positiv ist die endgültige Abkehr vom reinen Szene-Entwickler hin zu einem vollwertigen Indie-Entwickler und -Publisher mit breitem Portfolio, aber eben von rechts.
Uns treiben allerdings noch zwei Sorgen um. Einerseits, ob die kleinen Teams (2-4 Personen) ihre jeweiligen Projekte tatsächlich auf dem Niveau gestemmt kriegen, das wir uns wünschen, oder ob am Ende Abstriche beim Umfang oder der Qualität gemacht werden müssen. Das andere ist, ob die Teams das Vermitteln einer guten Geschichte in ihren Spielen hinbekommen, die im besten Fall auch Rechten etwas mitgeben kann. Und das ist keine kleine Sache. Experimentelles und spannendes Gameplay finden wir im Indie-Bereich zuhauf.
Was sich abhebt und im Kopf bleibt, sind nicht die Klone erfolgreicher Spielkonzepte, sondern die, die uns zusätzlich noch zum Nachdenken bringen oder uns mit narrativen Kniffen überraschen. Es gibt unzählige Deckbuilding Kartenspiele da draußen, die auf der Hearthstone-Welle mitschwimmen wollten, im Kopf geblieben ist mir aber ausgerechnet das Indie-Spiel Inscryption aufgrund seiner einmaligen Präsentation und Erzählweise.
Jetzt liegt es an uns, der rechten (pop)kulturell interessierten Community, zu zeigen, dass Kultur nicht nur eine Phrase für politische Debatten ist, sondern dass wir sie auch leben und genießen. Wenn euch die vorgestellten Projekte so gefallen wie uns, dann unterstützt KVLTGAMES. Unterstützt die Entwicklung von „Hyper Rebellion: Blood & Circuits“ auf Indiegogo, spielt die Demo von „Serene Estates: Last Guy“ und setzt es auf eure Wunschliste bei Steam und am wichtigsten: Verbreitet die frohe Kunde, dass neue rechte Videospiele in der Mache sind und KVLTGAMES nur mit unserer Unterstützung weiterarbeiten kann.