Ein Nafri hat mal wieder eine deutsche Frau vergewaltigt, ein Araberclan unbehelligt Geld vom Staat abgezockt, irgendeine Bonzentochter von der Grünen Jugend ihren weltfremden Zeitgeistfanatismus hyperemotional in eine Kamera gequakt und in dir wächst das Gefühl, dass der verweichlichte Westen eh schon hoffnungslos verloren ist. Kurz gesagt, du willst einfach nur abschalten bei einem schlichten Actionfilm, in dem ein alter, weißer Mann die üblichen Verdächtigen gnadenlos aufmischt und seine Welt wieder ins Lot bringt. Dann ist Luc Bessons „96 Hours“ genau das Richtige.
Für seine Tochter geht er durch die Hölle
Der allseits bekannte Liam Neeson spielt einen ehemaligen US-Geheimagenten oder so was Ähnliches. Keine Ahnung wie der Charakter heißt – ist auch egal. Eine typische Liam-Neeson-Figur eben. Er ist Mitte 50 und hat schlecht gefärbte Haare, aber dafür alle erdenklichen Fähigkeiten, die man als Protagonist eines Hollywood-Actionthrillers braucht.
Als seine naive, aber anständige Tochter Kim kurz nach ihrem 17. Geburtstag in Paris entführt wird, schmeißt sich Liam in seine Lederjacke und macht sich auf den Weg, sein Mädel zu retten. Dabei erledigt er in 96 Stunden nicht nur einen albanischen Mädchenhändlerring, dem der französische Staat über Jahre hinweg nicht beikommen konnte, sondern auch einen Scheich, dem es nach neuen Sexsklavinnen gelüstet, mitsamt dessen Handlangern.
In unserer Zeit einen Film zu drehen, der den alten, weißen Mann als Helden und Balkanesen sowie Araber klischeehaft als Kriminelle darstellt, ist ein gewagtes Unterfangen. Bei „96 Hours“ hat es allerdings funktioniert, Es wurde ein derartiger Publikumserfolg, dass Besson sogar noch zwei Fortsetzungen produzierte. Ob es an Liam Neeson liegt, der perfekt auf die Rolle passt oder an dem Hauch von Trash, der permanent mitschwingt, sei dahingestellt. Der Film hat einen Nerv getroffen.
Die Welt ist kein Ponyhof
Zu Beginn des Films ist Neeson ein Verlierer. Indem er beruflich auf der ganzen Welt unterwegs war, hat er seine Frau und Tochter vernachlässigt. Die Mutter hat sich in der Zwischenzeit einen reichen Sack geangelt, der Kim materiell alles bieten kann. Liam dagegen ist knapp bei Kasse und kann nur mit authentischer Zuneigung und Fürsorge punkten. Er hat extra seine Geheimdiensttätigkeit aufgegeben und ist in die Nähe seiner Tochter gezogen, um die verlorenen Jahre wieder gut zu machen.
Er spürt allerdings, dass er überflüssig ist. Wer braucht heute noch einen Mann, der Mut beweist und anpacken kann? Es regiert doch sowieso das Geld! Seine Ex-Frau möchte ihn am liebsten wieder loswerden.
Als Kim mit einer Freundin nach Paris fliegen möchte, steht er dem Vorhaben – aufgrund seiner Berufserfahrung – ablehnend gegenüber. Die beiden Frauen kennen allerdings nur ihre Gated Community und so nehmen sie seine Bedenken nicht ernst, sondern empfinden sie als Ärgernis. Für sie ist er ein übertrieben beschützerischer Spaßverderber. Doch wie es bei uns Rechten üblich ist, liegt Liam mit seinen Warnungen leider richtig. Die Welt ist eben kein Kinderspielplatz.
Vaterliebe über Rache
Der tapfere Mann wird wieder gebraucht! Nur Neeson mit seiner Tatkraft und Entschlossenheit kann die Kleine jetzt noch retten. Derweil tickt die Uhr, denn die entführten Mädchen werden innerhalb von 96 Stunden weiter geschleust und sind nicht mehr zu finden. Wer sich von „96 Hours“ ein paar idyllische Eindrücke aus der Stadt der Liebe erhofft, sollte sich stattdessen lieber „Midnight in Paris“ ansehen oder ein Baguette kaufen. Der Ex-Agent treibt sich nicht in den Touristenvierteln herum. Ebenso brutal wie unbeirrbar bahnt sich Neeson seinen Weg durch den kriminellen Untergrund der Stadt der bis hinauf zum Innenministerium reicht.
Dennoch ist der Film kein Porträt eines bloßen Rachefeldzugs. Vielmehr entwirft Neeson, aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im Bereich “Geheimdiensterei” kurzerhand einen Rettungsplan und setzt diesen genauso berechnend wie eiskalt um. Nichts bringt ihn aus dem Konzept. Als er am Telefon mit anhören muss, wie seine Tochter jenseits des Atlantiks entführt wird, scheint es im ersten Moment so, als könnte er seine Tränen der Verzweiflung nicht zurückhalten. Doch nach wenigen Sekunden hat er sich wieder gesammelt und ist fest entschlossen, Kim nach Hause zu bringen. Während der gesamten Verfolgungsjagd bleibt das sein Hauptaugenmerk und Antrieb.
Diese Kombination aus sachlich-analytischem Denken, faustischem Aktivitätsdrang und Zielstrebigkeit ist ein typisch germanischer Charakterzug, den nur ein europäischer bzw. euroamerikanischer Schauspieler angemessen verkörpern konnte.
Die Unterhaltung steht im Vordergrund
Besson versucht gar nicht zu verbergen, dass er bewusst zuspitzt. Das tut dem Erlebnis aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, im Genre des Actionfilms wollen wir keine verzettelten Handlungen, die nicht in die Pötte kommt. Wir wollen Spannung und Spaß und das gibt es bei 96-Hours zur Genüge.
Wer es drauf anlegt, wird diverse Logiklöcher finden. So ist fraglich, was unser Protagonist mit dem ganzen Gehalt angestellt hat, das ihm die US-Regierung jahrelang überwies. Wie jedoch bereits eingangs erwähnt, richtet sich der Film nicht an kritische Zuschauer, sondern an alle weißen Männer, die die Schnauze voll haben und einmal gepflegt Dampf ablassen wollen