Der Filmklassiker „Demolition Man“ vereint die Hauptelemente der berühmten dystopischen Romane „1984“ und „Schöne neue Welt“ in einem rasanten Actionfilm. Aber eins nach dem anderen.
Orwell oder Huxley?
Wo in „1984“ das Regime mit Angst, Folter und Massenüberwachung seine Bevölkerung unter Kontrolle hält, wird in „Schöne Neue Welt“ das Volk durch Konsum, ungehemmten Sex und Drogen seinem freien Willen beraubt. Beide Romane sind in ihrem Aufbau wie Tag und Nacht, doch haben beide eine Sache gemeinsam: Die Machthaber benutzen Wort und Schrift, um die Bevölkerung zu indoktrinieren und ihre Propaganda in den Alltag zu bringen.
Was bei Orwell „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke.“ ist, war bei Huxley etwas komplizierter und undurchsichtiger, aber um es in einfachen Worten zu erklären: In „Schöne Neue Welt“ ist alles Natürliche ins unnatürliche verklärt worden. Das Abnorme, das Perverse, das Unmoralische und Kranke und Obszöne wurde das neue Normal.
In Huxleys Dystopie werden die Menschen nicht mehr „geboren“, sondern in Klonfabriken massengefertigt. Dementsprechend gibt es keine Eltern, Geschwister und Familien mehr (die Begriffe Mutter und Vater sind dort die schlimmsten Schimpfwörter, die man jemanden an den Kopf werfen kann) und die „Menschen“ in „Schöne Neue Welt“ leben nur noch, um zu arbeiten, sich zu vergnügen (da es ja keine Familien mehr gibt, fehlt ja eine der wichtigsten Existenz-Säulen der Gesellschaft) und am Ende zu sterben.
Dabei werden die „Kinder“, sobald sie aus den Brutstätten kommen, von klein auf an indoktriniert um sie zu geistlosen, sex- und drogensüchtigen Konsumenten zu entwickeln. Sie erbauen nichts, sie erschaffen nichts, sie existieren nur und verschwinden am Ende.
Demolition Man beginnt 1996
Die Handlung beginnt im Jahr 1996 in Los Angeles 4 Jahre nach den ersten Unruhen in L.A., die sich zu weiteren noch schlimmeren Unruhen entwickelt haben und zum Ende hin in einen Bürgerkrieg ausgeartet sind.
Die ganze Stadt hat sich in ein einziges Kriegsgebiet verwandelt: Es gibt keine Banden mehr sondern Warlords, die ganze Stadtteile beherrschten; Das LAPD ist keine Polizei mehr, sondern eine hochgerüstete Armee; Die Polizisten führen keine Patrouillen mehr durch, sondern starteten Feldzüge; Und die Kriminellen antworten darauf mit Gegenoffensiven.
Der mächtigste Warlord in LA ist ein Mann namens Simon Phoenix (gespielt von Wesley Snipes mit blondierten Haaren), dessen persönlicher Erzfeind der SEK-Beamte John Spartan (Sylvester Stallone) ist.
Als Phoenix Geiseln nimmt, gelingt es Spartan, ihm nach einer spektakulären Verfolgungsjagd mit Kettenexplosion festzunehmen und der Polizei zu übergeben. Doch während der Bergungsarbeiten werden die Leichen der Geiseln gefunden. Dies hat zur Folge, dass Spartan gleich mit verhaftet wird und die Demütigung ertragen muss, zusammen mit Phoenix zu einer Strafe von 72 Jahren Kryoschlaf verurteilt zu werden.
Sprung in das Jahr 2032 – Das falsche Paradies
Bürgerkrieg, Seuchen und Erdbeben haben Los Angeles zerstört. Dann wurde die Stadt von einem Mann namens Dr. Raymond Cocteau (Nigel Hawthorne), der die Lehre einer vollkommen gewaltfreien und friedlichen Gesellschaft verbreiten und dem die Menschen mit Begeisterung folgen, wieder aufgebaut. Aus den Ruinen entstand der Stadtstaat San Angeles und war nicht mehr wiederzuerkennen. Die Straßen sind sauber. Es gibt keine Kriminalität und Gewalttaten mehr. Die Arbeitslosigkeit und Armut scheint von der Bildoberfläche verschwunden zu sein. Die Menschen von San Angeles sind einfach glücklich.
Da wird im Jahr 2032 zwecks einer Bewährungsanhörung Simon Phoenix aus dem Kryoschlaf geholt und wider erwarten schafft es Phoenix, während der Anhörung auszubrechen und eine Reihe von Serienmorden zu begehen. Die Polizei von San Angeles erkennt, dass sie gegen die Brutalität von Phoenix machtlos ist und beschließt, John Spartan aus dem Kryoschlaf zu holen. Spartan soll ihnen dabei helfen, Phoenix dingfest zu machen und würde im Gegenzug eine vollständige Begnadigung erhalten.
Widerwillig stimmt er ein, tritt wieder in den Polizeidienst und muss sich erst mit seiner neuen Umgebung zurechtfinden. Auch wenn John Spartan sich im ganzen Film nie über die sauberen Straßen und den fehlenden kriminellen Abschaum beschwert, vertraute er der gesamten Utopie nicht.
Und er hat Recht.
Grüne neue Welt
Denn diese Utopie hat einen schrecklichen Preis und hier beginnen die Parallelen zu Orwells und Huxleys Dystopien: Der „Demolition Man“ verbindet die orwellsche Massenüberwachung zusammen mit Huxleys Indoktrination und Konditionierung in Kombination mit der Verbotskultur der heutigen Grünen.
Jedem Bewohner von San Angeles wird ein Mikrochip unter die Haut gepflanzt, mit der er die ganze Zeit über überwacht, geortet und identifiziert werden kann. Dazu finden sich an jedem öffentlichen Platz, in jedem Gebäude und an jeder Ecke Kameras und sogenannte „Moral-Boxen“ wieder, die in der Lage sind, jedes Gespräch in 25 Meter Entfernung mitzuhören und zu überwachen.
Wozu das gut sein sollte, verstehe ich im Grunde genommen nicht, denn von den Bewohnern von San Angeles wäre sowieso kein Aufstand zu erwarten, weil der Mensch im Jahr 2032 sich in eine verweichlichte, rückgratlosen Memme mit Beißhemmung entwickelt hat. Das wird gerade durch den Kleidungsstil der (Beta-)Männer hervorgehoben, die aussehen wie eine Mischung aus einem muslimischen Kleid und einem japanischen Kimono, wie ihn Frauen tragen.
Dazu noch die massive Verbotskultur in der Stadt, die bei jedem Grünen das Herz höher schlagen lässt: So wurde Alkohol verboten, wie auch Zigaretten, Fleisch, verbale wie nonverbale Flüche oder Schimpfwörter, koffeinhaltiger Kaffee, Schokolade und alles Süße, Salz, Pfeffer und scharfe Gewürze, fetthaltige Speisen, Autos mit Verbrennermotor (stattdessen müssen alle mit Elektroautos fahren, die nicht schneller als 20 Meilen die Stunden sind), sämtliche Kraftsportarten, Körperkontakt, Sex, Abtreibungen wie auch Schwangerschaften, sofern man für Letzteres keine Lizenz hat.
Konsum statt Kultur
Mit dem kulturellen Angebot in der Stadt sieht es leider nicht besser aus: Es gibt beispielsweise keine anständige Musik mehr, Klassik, Pop, Jazz, Country oder Sonstiges, sondern nur noch Werbejingles von Bärenmarke, Langnese oder anderen Konsorten, die die Leute dann auch noch mit voller Begeisterung mitsingen.
Das kulinarische Angebot ist auch ziemlich eingeschränkt, da es im Jahr 2032 nur noch eine Restaurantkette gibt, das „Pizza Hut“ (im amerikanischen Original war es „Taco Bells“, die außerhalb von Amerika ziemlich unbekannt waren) das einzige Restaurant, was die „Franchise-Kriege“ überlebt hat (das wäre als würden die Discounterläden Aldi Nord, Süd, Netto, Lidl, Penny, Norma und Kaufland einen Krieg untereinander anfangen).
Da kommt einem die Frage auf, wie die Menschen sich das alles gefallen lassen können und interessanterweise gibt uns die Polizistin Lenina Huxley (gespielt von Sandra Bullock) einen Einblick in die geistige Reife der Bewohner von San Angeles. Sandra Bullock schafft es, Lenina im Film als eine erwachsene Frau darzustellen, die die geistige Reife eines Teenagers besitzt und damit ist sie ihren Polizeikollegen noch voraus. Deren geistigen Kapazitäten ist die von Kleinkindern und das spiegelt sich in der gesamten Gesellschaft von San Angeles wider.
Man muss sich San Angeles als ein Ort von weinerlichen, unselbstständigen Mann- und Frauenkindern vorstellen, die die ganze Zeit an der Hand geführt werden müssen, durch Computer oder anderen Maschinen, die bei jeder Verfehlung einen Klaps auf die Finger bekommen, wie in Form eines Bußgeldes, was allerdings ausreicht, um sie auf Linie zu halten.
Heute aktueller denn je
Natürlich ist „Demolition Man“ eine Satire, der die ganze Dystopie im Film auf die Schippe nimmt. Aber das war die „Loretta-Szene“ aus dem Monty Python Film „Das Leben des Brian“ auch gewesen und heute spricht man darüber, dass man die Szene aus dem Film streichen soll, weil sie transfeindlich ist.
Und ein Blick auf die heutige Generation Z lässt Schlimmstes erahnen und wir sind erst im Jahr 2023 angelangt, wie sieht es erst 2032 aus?
Wenn man dann noch mit ansehen muss, wie sich Simon Phoenix ohne großen Widerstand durch den gesamten Film mordet, plündert, brandstiftend, einfach weil der Bevölkerung die überlebenswichtigen Kampfinstinkte aberzogen worden sind und sie mit den heutigen Ereignissen im Land vergleicht, lässt einen fragen, ob der Film nicht doch als Warnung gedacht war.
Dazu die Sache mit dem implantierten Computerchip unter der Haut, mit dem man nicht nur 24-Stunden überwacht wird, sondern auch die einzige Möglichkeit ist, laut im Film, Lebensmittel oder Alltagsdinge zu kaufen, weil das Bargeld abgeschafft worden ist. Auch die „Moralboxen“ im Filmen passen in die heutige Zeit, wenn man an den Umgang mit „Hate-Speech“ denkt, wenngleich die Strafen bei uns deutlich härter ausfallen.
Deswegen betrachtete ich „Demolition Man“ als eine der realistischsten Dystopieversionen, die je erzählt worden ist. Dabei empfehle ich auch jedem, den Filmroman zu lesen, da dieser wesentlich detailreicher ist. Da kann man nur noch hoffen, dass irgendwo noch ein John Spartan in Reserve auf Eis liegt, sonst sehe ich für die Zukunft schwarz.
Oder wie es der Freiheitskämpfer Edgar Friendly (Denis Leary) passenderweise ausdrückt: „I’ve SEEN the future. Do you know what it is? It’s a 47-year-old virgin sitting around in his beige pajamas, drinking a banana-broccoli shake, singing „I’m an Oscar Meyer Wiener“.