Seit Anfang Juni vollzieht sich etwas Bemerkenswertes im deutschen Twitter, dass man als einen plötzlichen Ausbruch von (National)Stolz bewerten kann. Der Stolzmonat ist angebrochen! Im Kontrast zum globalistischen Pridemonth, bei dem der Selbststolz allerlei absonderlicher sexueller und geschlechtlicher Randgruppen gefeiert und diese „sichtbar gemacht“ werden sollen, hält man trotzig mit den Nationalfarben in Schwarz-Rot-Gold dagegen. Die Pride-Flag, ein sich ständig den neuen Gegebenheiten progressiver Befindlichkeiten angepasster Lappen in Regenbogenfarben mit sichtbarem Einschub von Pastell und Brauntönen, geht im alten Banner der deutschen Nationalbewegung unter. Seit Tagen nun schafft es der #Stolzmonat zumindest die deutschen Twitter-Trends zu dominieren und Nachahmer (selbstredend mit ihrem eigenen Nationalpanier) in anderen Ländern zu finden.
Unser Thymos-Magazin hat sich selbstredend daran beteiligt und andere Publikationen wie die Junge Freiheit, Der Status und Krautzone haben darüber auch schon eigene Berichte abgefasst. Wen die offenkundig politische Seite der ganzen Aktion interessiert, wird hier fündig. Vordergründig ist sie natürlich politsch. Sie spielt direkt in den konfrontativen Kulturkampf gegen den Vormarsch bspw. der Transideologie hinein. Sie schafft es aber auch bereits auf dem absteigenden Ast befindliche sexuelle Minderheiten (wie schwule Männer) aus dem linken Opfer- und Vereinnahmungskartell herauszubrechen. Dies gelingt jedoch auf organische Weise.
Die politische Seite
Die Amadeu-Antonio-Stiftung hat sich in einer Schnellreaktion auf Twitter nicht entblödet hat, die Aktion als Astro-Turfing zu bezeichnen. In der Realität haben nur wenige Influencer (primär Shlomo Finkelstein und Miro von Unblogd) den Anstoß zu der Aktion gegeben. Sie hat vor allem über organische Reichweite die notwendige Zugkraft entwickelt. Entscheidend war einzig die Bereitstellung eines Profilbildgenerators, der ein schnelles und einfaches Mitmachen erlaubte. Äußerungen wie die der AA-Stiftung lassen abermals tief in den Sumpf aus mangelnder Selbstreflexion auf linker Seite blicken. Von von staatlichen Stellen finanzierte Memes, über Faktencheck-Portale, gekaufte Reichweiten bis hin zu orchestrierten, aber als Graswurzelbewegungen getarnten Obrigkeitskampagnen haben wir in den vergangenen Jahren alles gesehen.
Man kann vermuten, dass die Linken schon gar nicht mehr wissen, wie eine echte Volksbewegung aussieht. In die gleiche Kerbe schlug zuvor schon ein Artikel von Queer.de, der gar die AfD als Strippenzieher im Hintergrund ausmachen wollte. Die hatten sich (sehr löblich) dem #Stolzmonat aber nur angeschlossen hat. Die neueste (alte) Absurdität ist wieder einmal die Verschwörungstheorie von russischen Geldtöpfen die das Ganze finanzieren sollen. Dieser Vorwurf kommt von genau jenen, die an prall gefüllten Regierungströgen parasitieren.
Was uns als Thymos Magazin hieran interessiert, ist verständlicherweise weniger der politische Gehalt. Auf den wurde an anderen Stellen bereits weidlich eingegangen. Auch der durchaus beachtenswerte metapolitische Erfolg ist weniger relevant. Wir interessieren uns für die scheinbare zumindest niedrigschwellige Rückkehr des Nationalstolzes. Wir erleben ein Feuerwerk an Kreativität und neu geschöpfter Lebensfreude, die man in den vergangenen Jahren in der Gesellschaft und auf der Rechten bei den ganzen Debatten um Weiße und Schwarze Pillen in den Mühen der politischen Ebene so schwer vermisst hat. Einige User verglichen den #Stolzmonat daher auch schon mit dem Schwarz-Rot-Goldenen Fahnenmeer der Fußball-WM von 2006 – einem ebenfalls seltenen Moment beschwingter ausbrechender Lebenskraft.
Idee mit Stil
Idee und Stil des Stozmonats sind deshalb auch so einfach wie genial. Sie orientiert sich an der beeindruckenden Ästhetik der WM-Feiern. Schwarz-Rot-Gold sind einfach auch schöne, lebendige Farben und erzeugen beeindruckende Bilder. Deshalb herrscht auch an Vorlagen, die man für Memes nutzen oder einfach kontextlos posten kann, kein Mangel. Die Lockerheit und Kreativität, die die Twitter-Kampagne dabei auffährt, kommt dann auch wie eine ungezwungene Welle daher, die sich einfach durch Drunterkommentarbereiche, die Trends und damit insgesamte durch das deutsche Twitter wälzt. Auf Anfeindungen und Pridemonth-Propaganda reagiert man mit offensiver Freundlichkeit und ironischen Memes und der Einladung, doch auch einfach stolz zu werden. Dieser beschwingte, nicht militarisierte Stil lässt auch alle Anwürfe, man habe es hier mit einer Hetzkampagne zu tun, bei der Hass und Gewalt geschürt werden, ins Absurde und Leere laufen.
Schon in der Verwendung des englischen Begriffes Pride durch die linke Buchstabenmafia und von politischen Anglizismen durch die Linke generell (Struggle, PoC) zeigt sich deren inhärenter Ekel vor der eigenen Sprache. Man erkennt daran auch deren weltanschauliche Formung durch die US-amerikanische Kulturhegemonie und die Übernahme ihrer politschen Probleme und Debatten. Diesem den deutschen Begriff Stolzmonat entgegenzustellen, ist daher ein gelungener Akt, um sich den Monat zurückzuholen.
Die Verwendung der Nationalfarben ist dann die Vollendung des Schachzugs. Der Regenbogen hat über die sexuellen Minderheiten hinaus längst die Bedeutung eines allgemeinen Symbols für alle Arten von progressiver Politik, Agenda und Ideologie angenommen. Es ist einerseits nur natürlich dem die Nationalfarben entgegenzusetzen. Zum Anderen zwingt es natürlich unsere Gegner und vor allem, unsere Eliten und Journalisten endlich offen zu legen, wie sehr sie sich selbst vor den Farben der demokratischen Revolution ekeln und bedroht sehen.
Wir reden von einem politischen Kartell, das schon bei etwas Unpolitischem wie einer Fußball-WM ständig an Mäßigung und Demut gemahnt und zuerst Angst um den aufflammenden Nationalismus hat. Wenn schon deren Fußvolk die eigene Nationalflagge so wenig ertragen kann, dass sie sie sogar von Autos abbrechen muss, kann sie Schwarz-Rot-Gold kaum glaubwürdig selbst besetzen. Und das eröffnet für den Stolzmonat und weitere Aktionen natürlich alle Gelegenheiten sich vor dem Land erst einmal die eigene Fahne zurückzuholen.
Kurzlebiger Flaggenpatriotismus?
Allerdings erinnert die WM auch daran, wie kurzlebig solche Ereignisse sind, wie leicht sie sich für globalistische Wordings wie Toleranz und Diversität instrumentalisieren lassen und wie schnell und bissig die Antideutschen danach zu Werke gingen, um den Alltagspatriotismus im Gewand des Fußball-Nationalismus entweder einzunorden oder auszumerzen. Was auch deshalb gelingen konnte, weil der geistigen Wende da seit Jahrzehnten nicht nur ein politisch-weltanschaulicher Unterbau fehlte sondern noch grundlegender ein Empfinden für und Reflexion über die eigene nationale Identität gesellschaftlich immer weiter geschwunden waren. Einem Nationalgefühl wurde damit die Basis entzogen, die es als eine sinnentleerte Hülle zurückließ.
Dies war eine scheunentorgroße Angriffsfläche für alle Arten von Nationaldefätismus und dekonstruktivistischer Zersetzungsarbeit. Ohne die Freude am #Stolzmonat trüben zu wollen, muss man hier doch ein wenig Salz verstreuen. Ob wir hier eine Glut schwelen sehen, in die langsam neues Leben eingeblasen wird oder nur galvanische Zuckungen beobachten, muss sich noch weisen. Viel wird davon abhängen, ob es gelingt, durch den Flaggenpatriotismus die verschüttete Substanz zu entbergen.
Bevor wir darüber sprechen können, müssen wir uns jedoch dem Nationalstolz und seiner Dekonstruktion zuwenden.
Schopenhauer und die linke Zersetzung
Auf den Stolzausbruch reagieren die Linken nämlich mit den erwartbaren Parolen, die schon oll waren, als sie noch den Heimatstolz-Aufmärschen des altrechten Nationalen Widerstandes vor über 20 Jahren galten. Eine wahre Kanonade an IQ100-Momenten erleben wir in der exzessiven Verwendung eines zumeist aus dem Zusammenhang gerissenen Schopenhauer-Zitates.
Betrachtet man den Gesamtzusammenhang, lässt sich begründet in Frage stellen, ob Schopenhauer überhaupt eine Aussage über Nationalstolz allgemein getroffen hat. Kann man hier nicht vielmehr eine Kritik an einem bestimmten Umgang damit herauslesen? In jedem Fall drängt sich aber die Frage auf, wie der alte Zyniker anhand dieser Worte wohl über den Pridemonth geurteilt hätte. Das verkürzte Zitat eignet aber, um die dekonstruktiven Kernaussagen der Linken – oder besser ihre Unterstellungen – herauszustellen:
- Eine Absage an den Kollektivstolz. Man kann nur auf das stolz sein, was man ganz individuell erreicht hat.
- Unsere Geburt ist zufällig, daher können wir uns auch gar nicht auf die Errungenschaften vorangegangener Generationen berufen, weil wir uns unsere Eltern nicht aussuchen können.
- Ausblenden des gegenwärtigen Leistens. Es wird der Vorwurf aufgemacht, man habe nichts zur Gesellschaft beigetragen oder generell nichts geleistet, worauf man stolz sein könne, weshalb man sich Nationalstolz als Krücke borgen müsse.
Dem gesellt sich dann noch ein wohlbekannter Evergreen der antifaschistischen BRD-Agitprop hinzu:
- Die Deutschen haben aufgrund ihrer Vergangenheit nichts, worauf sie stolz sein können und Stolz verbietet sich angesichts dieser Vergangenheit ohnehin generell.
Kollektivstolz statt Atomismus
Die erste Aussage ist eigentlich ein primär liberales oder libertäres Argument. Dass die Linken es nicht wirklich ernst nehmen, zeigt schon die Existenz des Pridemonth an sich, nur dass dieser statt der Nation eben Minderheitenkollektive feiert. Da die Zersetzung auch aus individualistischer Perspektive kommt, bleiben wir jedoch bei dem Argument. Ihm liegt deutlich eine atomistische Weltsicht zugrunde bei dem das Ganze nie mehr sein kann, als die Summe der Einzelteile. Würde das stimmen, wäre die Existenz von Großwerken ein unerklärbares Mysterium. Die Leistung vieler Menschen ist nötig, hinter denen eine Gesellschaft stehen muss, die solche Pläne verfolgt und ihre Realisierung ermöglicht: Von der Bildung, über die Bereitstellung von Arbeitskraft, Ressourcen und einer ganzen Versorgungslogistik. Alle Teile einer Gesellschaft müssen gut zusammenwirken, um so etwas realisieren zu können.
In Wundern wie den Pyramiden manifestiert sich deshalb nicht nur der Stolz der pharaonischen Bauherren oder der Handwerker, die den Bau unmittelbar realisiert haben. Es ist der Stolz eines ganzen Volkes darüber, ein solches Werk gestemmt zu haben, dass es die Zeitalter überdauert hat und diese Schaffenskraft auch heute noch die Welt in Staunen versetzt. Auch eine Gesellschaft funktioniert nicht als Ansammlung von ziellos handelnden Individuen. Sie ist ein hochkomplexes System, dessen Aufbau und Aufrechterhaltung ein ungeheurer zivilisatorischer Kraftakt ist, an dem ganze Generationen mitwirken müssen. Dass das keine Kleinigkeit ist, kann man an den fragilen staatlichen Kartentischgeburten in Afrika und dem Nahen und Mittleren Osten beobachten. Wenn eine Gesellschaft einen kollektiven Stolz entwickeln kann, dann definitiv darauf, kein dysfunktionales Scheißeloch zu sein.
Geburt als Schicksal
Doch es ist dieser intergenerationelle Stolz, der in der zweiten Aussage angegriffen wird. Das Argument von der zufälligen Geburt ist aber hochgradig metaphysisch. Damit es Sinn ergibt, müsste man von der Vorstellung ausgehen, dass der Kern des menschlichen Wesens und der Persönlichkeit unabhängig von jeder Körperlichkeit bereits vor der Geburt feststehe und dieser Kern dann rein zufällig einen Körper wie ein Gefäß in Besitz nimmt. Genetik, Verwandtschaft und die Situation, in der man heranwächst, hätten in einer solchen Logik überhaupt keinen oder einen minimalen Einfluss darauf, wer wir eigentlich sind. Nur eben unsere Sexualität, mit der wir auch rein zufällig geboren würden, wäre dann etwas, worauf wir stolz sein könnten. Lächerlich.
Der Mensch ist kein fluides Wesen – und diese Tatsache ist wohl die größte Zumutung an den modernen Individualmenschen – sondern wird maßgeblich von Faktoren geprägt, die er nicht bestimmen kann und ist nun einmal das manifeste Ergebnis einer Abstammungs- und familiären Entwicklungsgeschichte. Wir sind immer schon die Kinder unserer Eltern, keine flottierenden Seelen, die bei der Geburt zufällig einen Körper zugelost bekommen. Körper und Seele sind eine schicksalhafte Einheit. Sie geistig aufzutrennen, bedeutet, sich von seinem Sein zu entfremden.
Dies beinhaltet selbstverständlich alle Vorzüge, aber auch Zwänge und Verantwortlichkeiten, die mit der eigenen Abstammung verbunden sind, als Schicksal zu akzeptieren. Die Errungenschaften und Entscheidungen unserer Vorfahren bestimmen so maßgeblich unser Leben. Dies gilt im engeren Sinne für die Familienverhältnisse, unter denen wir aufwachsen; im engeren Sinne, welches Land uns hinterlassen wird. Über Generationen wird hier eine kollektive Verantwortung, aber eben auch ein Erbe weitergegeben. Der Charakter beweist sich dann daran, wie man mit dem, was das Schicksal einem zugeteilt hat, umgeht, aber auch was man seinen eigenen Nachkommen übergibt. Stolz kann man angesichts der Tradition empfinden, in der man steht, sofern man sich ihr auch als würdig erweist und sie weiterträgt. Das mag aus individualistischer Perspektive nicht fair sein, doch das Leben ist eben nicht fair.
Wer leistet, lernt zu schätzen
Aus dem Gesagten erschließt sich auch, dass die Unterstellung des dritten Punktes fehlgeht. Unabhängig davon, dass man auch auf die kollektiven Leistungen des eigenen Volkes und der Familie auch in der Rückschau stolz sein kann, ohne schon selbst etwas geleistet zu haben, so obliegt einem die Verantwortung, zumindest für dessen Bewahrung zu sorgen. Auf ein großes Werk, eine Familientradition, eine funktionierende Gesellschaft und ihre Geschichte kann man nur solange stolz sein, wie es sie gibt und hier setzen individuelle Verantwortung und individuelle Leistung an.
Man erweist sich diesem Erbe nur als würdig, wenn man dann eben selbst mit anpackt. Und auf die eigene Nation stolz zu sein und trotzdem ein erfolgreiches Leben zu führen, schließt sich ja nicht aus. Wer den Nationalstolz nur als Krücke betrachtet, wird auch verkennen, wie wichtig eine funktionierende Gesellschaft für die eigene private Lebensführung ist.
Wer selbst immer nur in den Tag hinein lebt, verkennt, was Menschen tagtäglich leisten, um sich selbst und die Gesellschaft am Leben zu erhalten. Und das trifft wohl auf den Großteil derjenigen zu, die mitten im Arbeits- und Familienleben stehen und am Stolzmonat teilnehmen. Wer meint, dass Strom aus der Steckdose, Wasser aus dem Hahn und das Essen aus dem Supermarkt kommt, hält Leistungen für selbstverständlich, die in anderen Teilen der Welt eben nicht alltäglich sind. Es hält die Gesellschaft zusammen neben der Lebensleistung darauf stolz zu sein, dass man durch harte Arbeit, gute Sitten, gesellschaftsorientiertes Verhalten und Solidarität den Laden am Laufen hält. Es ermöglicht auch, sich unbefangen daran zu erfreuen, in einem schönen Land zu leben, für das man Verantwortung übernommen hat. So ein Gedanke ist Kulturbarbaren fremd, die alles als gegeben hinnehmen.
Der Schuldkult
Die Linken sind notorisch unfähig eine solche Freude zuzulassen, weshalb sie sie auch anderen vermiesen wollen. Viel ist bereits an anderer Stelle geschrieben worden über den (Gründungs)Mythos VB der BRD (Sieferle) und das “schwarzmagische Einweihungsritual der Negation” (Markus Vahlefeld). Grundlegend lehnen die Linken jede Form eines positiven Nationalbezuges rundheraus ab. Der deutsche Fall macht ihnen dass besonders leicht, weil sich im Kopf des BRD-Menschen der Holocaust zu einem ewigen schwarzen Loch verdichtet hat, auf den sämtliche Zeit zueilt und aus dessen Ereignishorizont sie nicht mehr loskommt.
Gerade die Linken, die sonst mit Geschichte und Tradition nichts anfangen können und wie wir gesehen haben ja rundheraus bestreiten, dass nachfolgende Generationen in irgendeinen Form Credit für die Taten ihrer Vorfahren beanspruchen können, erweisen sich in genau diesem Punkt als die größten Heuchler. Der Holocaust ist ein singuläres Schuldereignis, dass nicht nur jede Art einer positiven oder neutral betrachteten Vergangenheit negiert sondern es moralisch und in jeder anderen Art verbietet ein neues positives Selbstbild auch nur zu denken, denn geschweige zu entwickeln. In unserer Betrachtung zum Kulturkampf haben wir aber bereits gezeigt, dass die Linken den Holocaust nicht unbedingt brauchen, auch wenn er ihnen hier die Argumente frei Haus liefert.
Sie sehen die Vergangenheit ganz grundsätzlich als moralisch problematisch und verwerflich an, weshalb sie daraus nie eine Form von Nationalstolz zulassen würden. Es werden dann nur andere Negationsanlässe wie Kolonialismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit oder Antisemitismus, etc., etc. gesucht. Ein positives Selbstbild ist dann in irrer Weise nur über ein negatives Selbstbild möglich, nämlich das des ewig reuigen und servilen Sünders in einer Art kriecherischem Schuldstolz. Die anti-nationale Selbstauflösung befriedigt dann auch drei Triebe: Für die eigenen Sünden Buße zu tun, sich selbst vom Deutschsein und damit der Last dieser Sünde zu entleiben, in dem man in etwas anderem aufgeht und eine Art von verquerer Heldenrolle, die es zugleich erlaubt gewalttätig und inquisitorisch gegen die loszuschlagen, die die Sünde nicht annehmen wollen. Uns.
It’s okay to be stolz
Wir haben bereits ausgeführt, dass dies eine krankhafte, selbstzerstörerische und damit entropische Art ist, auf Kultur und auch Geschichte zu blicken. Sie zerstört seelisch und kann nur deshalb funktionieren, weil man eben einen – durchaus sehr relevanten und prägenden Teil unserer Geschichte – herausstellt und eben zu einem Gründungsmythos erhebt, während man alles andere ausblendet oder in Relation für unwichtig erklärt. Über diesen Vorgang selbst verbietet man aber jede Diskussion. Selbst wenn man dafür nicht den Terminus Vogelschiss benutzen muss, so ist doch das Ungleichgewicht in der Geschichtsbetrachtung derart offenkundig fatal verschoben, dass man die ideologischen Zwecke dahinter unmittelbar erkennt.
Den Nationalstolz zuzulassen bedeutet also nicht die Verantwortung und das Wissen, um die dunklen Seiten unserer Geschichte abzulegen, sondern sie als Teil eines historischen Ganzen anzunehmen und positiv zu verarbeiten. Historische Verantwortung, von der so gerne gesprochen wird, ist keine Einbahnstraße, wo uns nur die Toten mahnen, sondern die Vorfahren auch ermutigen. Geschichte ist eben kein klinischer Zustand, wo alles nur hell und strahlend oder düster und verkommen ist. Die BRD-Ideologie des “Nie wieder” ist nichts anderes als eine Flucht vor dieser Ambivalenz.
Es gibt Vieles, worauf die Deutschen vor der NS-Zeit als auch danach positiv zurückblicken können. Auf historische Kämpfe die man überstanden hat, auf den schwierigen Prozess der deutschen Nationswerdung, auf die unterschiedlichen Blüten deutscher Kunst, Kultur und Philosophie, auf das Goldene Zeitalter von Forschung und Wirtschaft im Deutschen Kaiserreich, auf den Wiederaufbau nach dem Krieg oder die Überwindung der Deutschen Teilung. Auf die Vielfalt der deutschen Regionen mit ihren Dialekten, die das Land ganz ohne Migration bunt und divers machen. Den Nationalstolz zu verbieten ist deshalb der übergriffige Versuch, den Nachgeborenen eine eigene Deutung der Geschichte, ihre eigenen Lehren aus der Vergangenheit und sogar rundheraus eine eigenbestimmte Zukunft zu verbieten.
Thymos-Erwachen
Wir haben uns nun geistig gegen linke Gotcha-Kommentare, die Zersetzungslogik und den Schuldkult gewappnet. Nationalstolz oder Stolz generell ist auch nicht in der anderen Übersetzung von “pride” als Hochmut aufzufassen, sondern man muss ihn als Zeichen von Selbstgewissheit verstehen. Es geht darum, mit sich selbst im Reinen zu sein, Vertrauen und einen positiven Blick auf sich und die eigene Zukunft zu haben. Es ist die Abkehr vom Schuldkult, der nur Depression aber keine Erlösung kennt. Ohne positives Bild der eigenen Identität, bleibt einem nur die Verneinung des Selbst und des Miteinanders im Volk. Die Folge sind die Auflösung der Gesellschaft von der Schicksals- zur zwanglosen Zweckgemeinschaft und der Verlust vieler Bezugssysteme, die dem Leben jenseits des Konsums Halt, Orientierung und Sinn geben würden.
Der Stolzmonat ist daher ein lange überfälliger Ausbruch aus dieser Tristesse, in dem die Linken das Volk kollektiv halten wollen. Die Freiheit, sich der eigenen Flagge zu bedienen und einfach Freude und Stolz für die eigene Identität zu empfinden, ist ein Dammbruch, der ein fruchtbares Schwemmland bereitet. Hier gedeihen beschwingter Aktivismus und Kreativität. Durch das gemeinsame Posten, Teilen und Referenzieren wird das gebrochene Gemeinschaftsgefühl wieder geheilt, man findet neue Gefährten und kann sich als Individuum auch wieder in einem größeren Zusammenhang begreifen. Mit dem zarten Keim eines neuen positiven Selbstbildes ist hier Lebenskraft, ist hier Thymos am Werk.
Stolzmonat ist was ihr draus macht
Es kann keine Rede davon sein, dass die Rechte aus fehlgeleitetem Nationalstolz eine grundlegend kritiklose Haltung an den Tag legt. Dem gesellschaftlichen Siechtum sind wir uns nur allzu schmerzlich bewusst. Durch Erfahrungen wie die des Stolzmonats wird erst klar, wie sehr einem so etwas seelisch fehlt. Es tritt auch der gesellschaftliche Mangel an Gelegenheiten zur positiven Identifikation deutlich zu Tage. Das führt uns zur Eingangsfrage zurück.
Der Stolzmonat ist ein wichtiger Ausgangspunkt. Es ist in Ordnung, wenn man sich auch einfach nur der Leichtigkeit des Moments hingeben will. Soll daraus aber mehr folgen, darf dieser Impuls nicht wie nach dem Sommermärchen 2006 etwas sein, was man zusammen mit der Flagge wieder in den Schrank räumt, wenn man etwas nüchterner geworden ist. Der Stolzmonat muss Anlass sein, sich selbst die Frage zu stellen und darüber nachzudenken, worauf man als Deutscher stolz sein kann, stolz sein will und stolz sein sollte. So erforschen wir, was es für jeden einzelnen von uns bedeutet, Deutscher oder Deutsche zu sein, was uns Kraft und Selbstgewissheit gibt. Ein bisschen haben wir dafür schon Hilfestellung gegeben. Und vor allem sollte reflektiert werden, ob man das auch privat ausreichend mit Leben füllt oder ob es bei der Absicht bleibt.
Noch liegt der Großteil des Stolzmonats bei bestem Wetter und bester Stimmung vor uns. Warum nicht unter deutscher Beflaggung auch jenseits der WM die Freunde zum Grillen einladen? Du findest unsere Kultur wichtig? Wie wäre es dann mit einem Besuch im Museum? Geschichte ist dein Ding? Dann statte doch einer Burg einen Besuch ab. Das Heimatgefühl bewegt dich? Wie wäre es mit einer Familienwanderung in die Natur? Deine Stadt fühlt sich überfremdet, kalt und globalistisch austauschbar an?
Der Besuch einer der vielen Orte mit historischem Stadtkern zeigt dir, dass das alte Deutschland nicht tot ist, sondern nur darauf wartet, dass wir mit ihm wieder in Beziehung treten. Du weißt nicht, was du auf Netflix gucken willst? Greif doch zu einem unserer Dichter und Denker oder widme dich einem der von uns empfohlenen Filme… Kleiner Scherz. Und wichtig: Bindet Kinder und Familie – und wenn sie geistig offen sind – auch Freunde ein und macht daraus kleine, regelmäßige Events. Statt auf die nächste politische Kampagne zu warten, schaut, was euch selbst Spaß machen könnte.
Ob es bei einer lustigen Hashtag-Kampagne bleibt oder daraus eine echter Lebensreform-Moment wird, hängt ganz davon ab, was ihr aus dem #Stolzmonat macht.