Ich mag lineare Computerspiele mit schönen, flüssigen Mechaniken, ansprechender Gestaltung und einer überschaubaren Spielzeit. Sie sind keine Zeitfresser, man muss nicht stupide von A nach B laufen oder irgendwelche Nebenquests machen und man kann sie an einem Wochenende durchspielen.
Auch wenn das Wort „linear“ langweilig klingt, ist in der Regel das Gegenteil der Fall! Im Gegensatz zu einer offenen Welt gibt es den Entwicklern die Möglichkeit, ein perfekt abgestimmtes Spielerlebnis zu schaffen. Genau zu diesem Spieltyp gehört auch „Brothers – A Tale of Two Sons“ des schwedischen Studios Starbreeze.
Eine stimmungsvolle Reise
Das Indie-Spiel erzählt die Geschichte zweier junger Brüder, die sich auf die Suche nach dem Heilmittel für ihren kranken Vater begeben und dabei eine von nordischen Mythen inspirierte Welt durchqueren müssen. Denn nur das Wasser aus dem Baum des Lebens kann ihn jetzt noch retten.
Die Figuren sprechen in einer Fantasiesprache und so wird die gesamte Geschichte über die Darstellung und die Gestik und Mimik der Charaktere erzählt. Das impliziert natürlich, dass die Handlung nicht übermäßig komplex ist, damit man ihr folgen kann.
Trotz der comichaften Grafik haben wir es hier nicht mit einem Disney-Verschnitt zu tun. Das Intro schlägt bereits den schwermütigen, melancholischen Unterton der Geschichte an:
Jedes Level zeigt ein in sich stimmiges Szenario, in dem es Rätsel zu lösen gilt. Die Reise der Brüder beginnt in einem wunderschönen, gemütlichen Dorf im Herbst. Aber schon bald lassen sie die Zivilisation hinter sich. Sie müssen Berge durchqueren, in denen Trolle hausen, Meere und Klippen überwinden und sich ihren Ängsten stellen. Je weiter ihre Reise geht, desto sagen- und märchenhafter wird die Welt.
Wir sehen, dass man vor nicht allzu langer Zeit auch Spiele ganz ohne woke Inhalte machen konnte! Auch wenn hier einmal nicht gekämpft wird und es kindgerecht gestaltet ist, zeigt es keinen Ponyhof. So gibt es auch unheimliche Momente, wenn zum Beispiel nachts die Wölfe kommen, und die Kinder sich mit einer Fackel verteidigen müssen. Das USK-Alterskennzeichen gibt 12 Jahre an. Ja, allgemein lässt sich sagen, es ist ein Spiel für Jung und Alt.
Kreative Spielmechanik
Allein die Idee, zwei Figuren gleichzeitig zu steuern, ist interessant und ein Alleinstellungsmerkmal. Das klingt zuerst kompliziert, ist es aber nicht, denn die Steuerung ist leicht zu erlernen. Am PC kontrollieren wir den einen Bruder mit WASD + Leertaste, den anderen mit den Pfeiltasten + STRG. Das heißt, wir können die Brüder in alle Himmelsrichtungen bewegen und eine Aktion ausführen. Das war es auch schon.
Auch die Rätsel, die wir in den einzelnen Leveln lösen müssen, sind nicht superkniffelig, denn im Fokus steht das visuelle und akustische Erlebnis. Das Spiel ist bewusst auf „Casual Gamer“ ausgerichtet und auch von einem Neuling in der Computerspielwelt zu meistern.
Was ist mit dem Remake?
In der Zeit, in der mein angefangener Text in der Schublade lag, wurde ein Remake veröffentlicht! Zwar ist die Grafik deutlich detailreicher geworden, aber auch der Stil wurde verändert, Musik ausgetauscht und an verschiedenen Stellen Anpassungen vorgenommen. So hat man sich von der Comic-Grafik verabschiedet und ist deutlich realistischer, aber auch generischer geworden.
Wegen der genannten Punkte ist es bei den Fans des Originals nicht gut aufgenommen worden. Durch die veränderten Grafiken ist es teilweise schwerer zu erkennen, wie der Weg unserer Brüder auszusehen hat und auch die Gesichter der Figuren haben etwas von einem Uncanny-Valley-Effekt bekommen.
Da das Original erst von 2013 ist und einen recht zeitlosen Comicstil besitzt, war ein Remake nicht notwendig. Daher gilt die Empfehlung weiterhin für das ursprüngliche Spiel.
Schlusswort
Zum Vollpreis ist es vielleicht zu wenig, insbesondere wegen der kurzen Spielzeit von 3 Stunden, aber wenn ihr es einmal für ein paar Euro im Angebot ergattern könnt, empfehle ich euch, zuzuschlagen. Mit diesem Titel könnt ihr wenig falsch machen!