Für die wenigen unter uns, die es noch nicht bemerkt haben: Moderne Mobiltelefone, auch Smartphones genannt, machen uns dumm! Darum soll dieser kurze Beitrag eine Hilfe sein, um sich vor der massenhaften Verdummung zu schützen.
Mentale Vorbereitung
Es ist so leicht, dem Smartphone alle Schuld in die Schuhe zu schieben, doch wie so oft sitzt das Problem vor dem Bildschirm. Bevor wir also in die Praxis gehen, müssen wir die Theorie verinnerlicht haben, denn die eigene mentale Einstellung stellt die Weichen für alles Weitere. Man stelle sich also die Frage: Warum nehme ich mein Telefon so oft in die Hand und verbringe so viel Zeit damit? Und wie löse ich dieses Problem, falls ich es habe? Typischerweise trifft einer der vier Gründe zu:
- «Fear of missing out» lautet ein angelsächsisches Stichwort. Die Angst, etwas verpassen zu können, kommt auf, wenn kein Empfang da ist oder man eine Weile nicht online ist. Wenn sich ein Großteil des Lebens online abspielt, ist es nicht verwunderlich, dass man Panik bekommt, wenn man eben offline ist. Darum überwindet man diese «Angst», indem man viel offline lebt und möglichst wenig online.
- Langeweile ist für viele ein Grund, ihr Telefon aus der Tasche zu nehmen, obwohl es nicht klingelt. Es ist selten geworden, dass der moderne Mensch Stille aushalten muss. Dabei benötigt gerade der menschliche Geist Ruhe, um sich zu regenerieren, auf andere Gedanken zu kommen und neue Einfälle zu haben. Man muss also lernen, bei Stille mit sich selbst klarzukommen, die Ruhe zu schätzen und manchmal auszuhalten.
- Realitätsflucht lässt einen viel Zeit in der virtuellen Welt verbringen. Im Gegensatz zum Gelangweilten verbringt der Realitätsflüchtling seine Zeit online, obwohl er eigentlich noch genügend Dinge im echten Leben zu erledigen hätte. Wer vor der Realität flieht, hat ziemlich sicher noch viel in Ordnung zu bringen. Gerade hier empfiehlt sich deshalb ein Totalausstieg aus der digitalen Welt, um sich auf das Wichtige zu konzentrieren.
- «Produktivität» wird oft als Rechtfertigung genutzt, um seinen digitalen Assistenten zu benutzen. Dass ein Smartphone gerade für Geschäftsleute oder Sportler eine wirkliche produktive Hilfe sein kann, soll an dieser Stelle gar nicht abgestritten werden. Doch oft sind wir nicht ehrlich genug zu uns selbst und lassen uns gerne vorgaukeln, produktiv zu sein. Auch die vermeintlich nützlichen Seiten des Smartphones sollten daher hinterfragt werden.
Der Hund schläft nicht im Bett!
Bei so manchen Hundeliebhabern in Mitteleuropa mag das zwar anders sein, aber das ist jetzt nicht das Thema. Worum es aber geht, ist die Frage, welche Beziehung man zu seinem Gerät pflegt. Lässt man es zu, dass es mit einem schläft oder gar in die Toilette folgt? Hat dieses zersetzende Gerät eine solche Intimität mit einem verdient? Man muss kein Smartphone-Kritiker sein, um diese Fragen zu verneinen. Dennoch gibt es genug Menschen, die ihr Mobiltelefon Tag und Nacht in Griffweite haben. Dabei ist es nicht schwer, Herr über sein Smartphone zu werden, denn diese Dinger können nur das tun, was der Mensch ihnen befiehlt. Darum soll es im nächsten und praktischen Abschnitt darum gehen, wie man sein Smartphone in ein dienliches Werkzeug verwandelt.
Praktische Umsetzung
Wer sich mental bereit gemacht hat, darf jetzt praktisch werden: Einfach alle elektronischen Geräte aus dem Fenster werfen und gut is! Wem das zu radikal erscheint, kann das Zeug stattdessen auch ordnungsgemäß im Elektroschrott entsorgen. Wer dennoch Sorge hat, dass Kinder der Dritten Welt sich an den Schwermetallen vergiften könnten, dem bleibt nur noch einige der folgenden Vorschläge umzusetzen:
Gerät richtig einstellen
Wie so oft, können auch bei der Smartphone-Thematik 80% der Resultate mit 20 % des Aufwandes erreicht werden. Soll heißen: Wer sich einmal mit den Einstellmöglichkeiten seines Gerätes vertraut gemacht hat, ist schon weiter als 80% derjenigen, die das noch nicht getan haben. So können beispielsweise vorinstallierte Apps gelöscht oder zumindest deaktiviert, Benachrichtigungen ausgeschaltet(!) oder die Nutzdauer von Apps beschränkt werden.
Löschen von Apps
Da wo es brennt, löscht man den Brand. Auf dieselbe Weise sollten Apps gelöscht werden. Je mehr sie zur Verdummung beitragen, desto eher sollten sie gelöscht werden. Auch in Apps, die vermeintlich nützlich erscheinen, sollte das versteckte Brandrisiko erkannt und eliminiert werden. Denn wer kein «Google Maps» hat, muss sich auf seinen Orientierungssinn verlassen und lernt dabei im schlimmsten Fall noch seine Umgebung kennen. Und wer auf einen althergebrachten Notizblock anstatt auf eine «Organizer» App setzt, hat wieder einen Grund weniger auf einen kleinen Bildschirm zu starren.
Klapphandy nutzen
Es gibt sie noch, Mobiltelefone wie anno dazumal. Natürlich kann man auch einfach alle Apps auf seinem bestehenden Gerät löschen und nur noch die SMS- und Telefon-Funktion nutzen, doch mit so einem Retro-Flipper trägt man seine tiefe innere Abneigung gegenüber der Moderne auch nach außen. Diese Mobiltelefone, mit sehr kleinen und nur über Tasten bedienbaren Bildschirmen, bergen kaum Potenzial, die Reize ihres Nutzers zu überfluten. Die ganze Nutzung des Gerätes läuft viel langsamer ab und ist nicht darauf ausgelegt, einem möglichst lange in seinen Bann zu ziehen. Stattdessen ermöglichen sie ihrem Besitzer, ein Leben mit der Annehmlichkeit unterwegs erreichbar zu sein, ohne ihm direkt den ganzen degenerierten Schrott aufzuzwingen. Viele Klapphandys haben auch «WhatsApp», somit bleibt keine Ausrede mehr, dass man doch ein Smartphone benötigt, um mit anderen in Kontakt zu bleiben.
Analogisiere deinen Alltag!
Hier eine Auflistung von Dingen, die mit der Verbreitung des Smartphones (angeblich) obsolet geworden sind:
- Armbanduhren und Wecker
- Magazine und Zeitungen
- Musikgeräte (Radio, Plattenspieler, MP3-Player, usw.)
- Landkarten (eigener Orientierungssinn)
- Bargeld oder EC-Karten
- Auswendig gelerntes Wissen
- Foto-/Videokameras
- Postkarten und Briefe
- Karten-/Brettspiele
- Kalender und Notizheft
Viele Dinge auf dieser erweiterbaren Liste sind oder waren auch ein Stück Alltagskultur, die alle durch ein und dasselbe Gerät ersetzt wurden. Das Beispiel der Zeitung soll das unterstreichen: Wer sich während seiner Pause, auf dem Weg zur Arbeit, nach Feierabend oder am Wochenende unterhalten wissen wollte, griff zur Zeitung. So gut wie jeder las in seinem Alltag Zeitung und informierte sich über das tägliche Geschehen auf der Welt. Wer keine Nerven mehr dafür hatte, faltete das Druckerzeugnis wieder zusammen. Keine bewegten Bilder, kein Scrollen, keine individuell auf den Nutzer abgestimmten Vorschläge, kein Algorithmus im Hintergrund. Auch wenn mancher vertieft in seine Zeitung schaute, war es nicht das Zombiehafte starren, wie es heute der Fall ist.
Wer analog überleben will, muss sich immer mehr vorbereiten als derjenige, der mit der neusten Technik loszieht. Wer z. B. wandern gehen will (Gott bewahre), muss sich vorab über seine Route informieren, Karten mitnehmen oder ggf. ausdrucken. Will man sich in der Stadt treffen und kennt den genauen Ort oder die Öffnungszeiten nicht, muss auch dies zu Hause geklärt werden. Doch nur mit dieser Art der Organisation wird man zu einem von seinem Smartphone unabhängigen Menschen.
Für die meisten Funktionen auf dem Smartphone gibt es also eine analoge Alternative, welche entschleunigter und kultivierter daherkommt als ihr modernes Gegenstück. Wer seinen Alltag analogisieren will, muss damit beginnen, einige Dinge, die das Smartphone erledigt, in Zukunft analog zu tun. Das Ziel sollte es aber nie sein, mit religiösem Eifer auf das Digitale zu verzichten, sondern überlegt zu entscheiden, welche digitalen Dinge einem gut bekommen und welche man (wieder) analog erledigt.
Räumlichen Abstand schaffen
Genauso wie im Theorie-Teil, geht es auch in der Praxis darum, den Abstand zu seinem Gerät zu wahren. Dies tut man, indem man sein Telefon mal zu Hause lässt, in einem anderen Raum ablegt oder es im Auto liegen lässt, während man sich trifft. So manchem hilft es auch, Funktionen vom Smartphone auf den Heimcomputer zu verlagern, so bleibt das digitale Leben immer schön zu Hause. Das Ausschalten des Geräts oder das Einschalten des Flugmodus sind beliebte Methoden, um das Smartphone temporär unschädlich zu machen. Diese einfachen Möglichkeiten sollte man nutzen und sich zur Gewohnheit machen!
Fazit
Von den Fängen des Smartphones loszukommen und nicht der massenhaften Verdummung ausgesetzt zu sein, bedarf etwas mentaler Vorbereitung und ein wenig Disziplin, es ist jedoch machbar. Vor nicht allzu langer Zeit haben noch alle Menschen analog gelebt. Seinen Alltag zu analogisieren bringt einem ein Stück Alltagskultur und Gelassenheit zurück.