Mit seinem Kommentar zur Masturbation hat Erik Ahrens einen kleinen Shitstorm auf Twitter ausgelöst. Wir haben nachgehakt, was er damit meint.
Bis in die 1960er-Jahre galt Masturbation als Selbstmissbrauch. Das war auch richtig so, denn sie hat nichts mit „Befriedigung“ zu tun, sondern ist Ausdruck und Ursache von Geisteskrankheiten.
Internetpornographie ist der endgültige Angriff auf Gesundheit und Kraft junger Männer. https://t.co/XcdD0JMvIf— Erik Λhrens (@erikahrens_ffm) June 14, 2023
Hallo Erik,
wolltest du mit deinem Tweet bewusst zuspitzen oder glaubst du wirklich, dass Geisteskrankheit und Masturbieren miteinander verknüpft sind? Das dürfte heute immerhin eine große Mehrheit der Menschen betreffen.
Erik: Dass Masturbation über Jahrhunderte als krankhaftes Verhalten galt, zeigt eindeutig, dass sie nicht so harmlos oder gar vorteilhaft sein kann, wie seit den 1960ern behauptet wird. Dasselbe gilt für anderes sexuelles Verhalten, das seitdem normalisiert wurde, wie zum Beispiel außerehelicher Verkehr.
Traditionen sind für gewöhnlich Lösungen für Probleme, die so alt sind, dass wir die Probleme vergessen haben. Wenn wir die Tradition aufgeben, kommen auch die Probleme wieder. In früheren, härteren Zeiten war man sich bewusst, dass ungezügeltes Ausleben der Triebe sowohl den Einzelnen als auch die Gemeinschaft schwächt.
Dass das heute eine große Mehrheit der Menschen betrifft, ist wahr und sehr problematisch. Ich mache denen ja nicht primär einen Vorwurf, sondern warne sie. Sie sollten sich auf das Gesunde und Stärkende zurückbesinnen.
Der Tweet hat hohe Wellen geschlagen. Manche haben dich verspottet oder als Incel beleidigt. Von anderen gab es Zustimmung. Hast du mit einer solch heftigen Reaktion gerechnet?
Erik: Dass die Reaktionen heftig sein würden, war klar. Ich bin kein Incel, hätte aber auch kein Problem damit einer zu sein. Ich würde mich als Volcel bezeichnen.
Dein Standpunkt klingt nach einer traditionellen christlich-konservativen Position. Bist du Christ?
Erik: Ja, ich bin Christ.
Du warst früher selbst einmal bei den Linken. Dürfen wir daher davon ausgehen, dass du nicht immer diese Meinung vertreten und dementsprechend auch eigene Erfahrungen bezüglich Pornographie gemacht hast?
Erik: Ich war früher einmal vieles, und vor allem bin ich nicht frei von Verfehlungen. Von Pornographie über vorehelichen Verkehr bis hin zu Drogen habe ich bereits viele Fehler selbst gemacht. Dank Gottes Einwirken hat sich mein Leben verändert und verändert sich auch weiterhin. Wichtig ist, dass wir unsere Kultur wieder dahingehend ändern, dass neue Generationen diese Fehler nicht selbst machen.
Heute kann jeder Teenager sich mit ein paar Klicks im Internet Hardcore und Fetisch-Pornos anschauen, was insbesondere junge Männer auch tun. Wie wirkt sich das auf den Einzelnen aber auch die Gesellschaft aus?
Erik: Hierzu gibt es tatsächlich wissenschaftliche Studien. Kurz: Es ist ein massives Problem, dass man heute als 13-Jähriger in 10 Minuten mehr nackte Frauen sehen kann als alle männlichen Vorfahren in ihrem gesamten Leben. Dies führt zu unrealistischen Vorstellungen, eskalierenden Fetisch-Spiralen und Selbstmissbrauch. Pornographie hat auf das Gehirn vieler Jungs einen ähnlichen Effekt wie Kokain und führt zu schweren und anhaltenden Fehlentwicklungen.
Von der Gegenseite kommt immer wieder das Argument, die Wissenschaft hätte gezeigt, dass Masturbieren gesund sei, denn es beuge Prostatakrebs vor. Kannst du diesen Punkt entkräften?
Erik: Es gibt natürliche Mechanismen, wie sich der Körper des überflüssigen Samens entledigt.
Im Internet kam es zu der NoFap-Bewegung, die sich gegen das Masturbieren ausspricht und mit dem „Coomer“ auch ein bekanntes Meme schufen. Was weißt du über NoFap und hältst du es für eine positive Entwicklung?
Erik: Ich finde sowohl die Nofap-Bewegung als auch das Coomer-Meme gute Ansätze. Aber es braucht ein tieferes Verständnis für Moral und naturgemäßes Sexualverhalten. Solche Memes sind da sicher ein guter Einstieg.
Neben den Männern gibt es noch eine zweite Seite. Durch Plattformen wie Onlyfans kann heute jede Frau versuchen mit Nackt- und Sexfotos Geld zu verdienen. Linke verkaufen dies als Empowerment für die Frau, was die Hemmschwelle weiter senkt. Was macht das aus jungen Mädchen?
Erik: Die Degradierung von Frauen zu Sexobjekten ist ein großes Übel, und die Menschen hinter dieser Industrie gehören zu den bösesten Menschen auf der Erde. So wie Männer sich selbst missbrauchen, wenn sie masturbieren, missbrauchen die Frauen sich (bzw. lassen sich von Männern missbrauchen), wenn sie Pornographie produzieren. Zu der Frage, wie sich das auf Frauen genau auswirkt, sollte man eher Frauen befragen. Ich finde einige Ansätze der Radfem-Bewegung interessant.
Wenn du Politiker wärst, was wären deine Schritte, um das Problem der Internetpornographie anzugehen?
Erik: Realpolitisch wären Verbote und Bestrafungen sehr schwierig einzuführen und umzusetzen. Es braucht eher ein allgemeines kulturelles Umdenken in Fragen der Moral und Sexualität. Maxime sollte wieder das sein, was der Gemeinschaft nützt und ihre einzelnen Glieder stärkt. Nicht das, was das Individuum gerade für seine Triebe benötigt.
Es gibt nicht nur Pornoseiten. In der Werbeindustrie gibt es schon lange das Motto „Sex Sells“. Die Mode ist Freizügig. In vielen Fernsehserien (z.B. Game of Thrones) gibt es Sexszenen. Würdest du sagen, dass wir in einer übersexualisierten Gesellschaft leben?
Erik: Sexualität dient der Fortpflanzung und ist somit nach Essen, Trinken und Schlafen einer der stärksten Triebe des Menschen. Gerade darum eignet sie sich so hervorragend, um Begehren und Bedürfnisse zu wecken. Auch hier sollte man nicht mit Verboten herangehen, sondern für ein tiefgreifendes Umdenken in Kultur und Erziehung sorgen: Eine erotische Darstellung auf einer griechischen Vase oder einem Gemälde kann sehr ästhetisch wertvoll sein. Eine Degradierung des weiblichen Körpers zum Werbeträger ist jedoch zugleich Ausdruck einer kranken Kultur. Wie genau wir damit in Zukunft umgehen sollten, kann ich nicht alleine bestimmen, sondern dafür braucht es eine neue und breite Debatte.
Vielen Dank für das Interview!
Erik Ahrens ist Gründer der GegenUni, die Vorträge und Seminare für rechte Theoriebildung anbietet. Sein neustes Projekt Blitzwissen ermöglicht es, die Kernthesen von Büchern aus dem alternativen Spektrum in einer Zusammenfassung zu lesen oder als Audiodatei anzuhören.