Neulich habe ich einen rechten Freund gefragt, ob er nicht einmal seine Jeans gegen eine Stoffhose tauschen möchte. Seine Antwort: Er hat schon immer Jeans getragen und das ist sein Stil. Das kann ich so nicht stehen lassen! Es ist also an der Zeit, noch einmal einen Blick in die Geschichte zu werfen und zu beurteilen, was es mit der Nietenhose auf sich hat.
Kleidungsdebatte – Ist das notwendig?
Wer auf Rechtstwitter unterwegs ist, kennt die Jeans-Debatte. Es ist eine Diskussion, die seit vielen Jahren immer wieder aufkommt. So gibt es auf Youtube ein Reaktionsvideo, in dem ein genervter Frank Franz das Thema für kindischen Unfug erklärt und dabei den Vergleich zu Jugendlichen zieht, die das Szene-T-Shirt ihrer Lieblingsband tragen. Dem stimme ich nicht zu.
Die Frage nach der rechten Kleidung mag angesichts der ungeheuren politischen Verwerfungen und dem Zerfall unseres Landes wie eine unwichtige Nebensächlichkeit erscheinen. Aber Rechte sollten nicht rational strategisch, sondern ganzheitlich denken. Kleidung ist eben nicht bloß praktisch, sondern auch ästhetisch und symbolisch. Mit Kleidung kann man sich in eine Tradition stellen oder gegen sie rebellieren.
Eine Bewegung braucht auch immer einen Stil, in dem sich die Weltanschauung wiederfindet. Darum soll die Frage hier auch noch einmal präzisiert werden: Passt die Jeans zu uns Neurechten? Und da Kleidung immer situationsbezogen ist: Wann passt sie und wann nicht?
Die amerikanische Geschichte der Jeans
Allein aus der Historie heraus symbolisiert die Jeans den Amerikanismus. In den USA erfunden, verbreitete sie sich mit dem Siegeszug der Amis nach dem Zweiten Weltkrieg über die ganze Welt. Der Begriff „Texashose“ macht die Herkunft deutlich, denn früher wurden die Jeans noch in Texas fabriziert.
In den 50er-Jahren wurde die Jeans zu einem Protestsymbol gegen die damals noch konservative Mehrheit, in dem sie von Subkulturen wie den Rockern aufgegriffen wurde. Schließlich zeigte Hollywood coole Biker in Filmen wie „Der Wilde“ (1953), und „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ (1954), setzte die Jeans damit in Szene und verhalf ihr zum Durchbruch.
So wurde sie in der Bundesrepublik zum Merkmal der Babyboomer, mit der sie sich von der Generation ihrer Eltern abgrenzten. Die DDR war deutlich strenger und so blieb die Nietenhose noch bis in die 60er-Jahre verboten, denn sie galt als Symbol des kapitalistischen Westens. Später begann man selber Jeans herzustellen und zu tragen.
Stadtkinder in Arbeitshosen
Die robuste Arbeitshose aus Denimstoff wird mit Nieten verstärkt, weshalb sie in Deutschland früher als Nietenhose bezeichnet wurde. Mit ihrem groben Stoff und den Nieten war sie als strapazierfähige Arbeitshose gedacht, was man ihr auch ansieht. Aber die bequemen Städter wollten auch etwas von dem „Look“ der körperlich arbeitenden Bevölkerung abhaben und so begann man den Stil zu übernehmen.
Eine besonders abseitige Erscheinung ist diesbezüglich das Tragen von ausgewaschenen und zerrissenen Jeans. Man kauft also Kleidung, die extra kaputt gemacht wird, um zu suggerieren, man hätte in ihr gearbeitet. Das kann es nur in einer Überfluss-Gesellschaft geben, in der die Leute nur noch zu Hause hocken!
Im Laufe der Zeit wurde mit der Texashose allerlei Unfug getrieben. Es wurden komische Falten eingraviert und sie auf verschiedenste Weise gebleicht. Dazu kam eine ganze Reihe absurder Schnitte und Modetrends: Baggy-Jeans, Röhrenjeans, Skinny-Jeans, Karottenjeans…..dass solcher Unsinn tabu ist, versteht sich von selbst.
Die Jeans erobert das Büro
Trotz ihres Erfolgs war die Jeans zunächst nur als Freizeithose erlaubt, erst mit der linken Revolution der 68er begann die strenge Kleiderordnung zu wanken und in den 90er-Jahren fand die Jeans schließlich den Weg in das Büro.
Bei legerer Bürokleidung (Smart Casual) ist eine gepflegte und dunkle Jeans ohne Auswaschungen erlaubt. Bei eleganter Bürokleidung (Business Casual) hat auch heute die Jeans nichts verloren, aber dieser Standard wird von Unternehmen nur noch selten eingefordert. Aus eigener Erfahrung kann ich ergänzen: Mittlerweile ist den Arbeitgebern alles scheißegal. Die Leute gehen genauso schlecht gekleidet in die Arbeit, wie wir sie in der Freizeit sehen.
Eins sollte noch erwähnt werden: Der Umgebung entsprechend werden auch „Business Jeans“ angeboten, die feineren Stoff verwenden und ohne künstliche Abnutzungsspuren auskommen.
Symbolik und Antihaltung
Heute ist die Jeans omnipräsent und mag deshalb auf den ersten Blick als Normalität erscheinen. Doch wie Coca-Cola steht sie für Liberalismus und den American Way of Life. In ihr steckt die Ästhetik des amerikanischen Kuhjungen und des deutschen Babyboomers, der als Pseudorebell mit der Tradition bricht, weil alles, was von der anderen Seite des Großen Teichs kommt, ja doch so viel cooler ist. So weit, so schlecht.
Trotzdem ist festzuhalten, dass die hier skizzierte Kritik einer reaktionären Antihaltung entspringt. Man hat nicht eigene Hosen, von denen man überzeugt ist, sondern man positioniert sich gegen die Nietenhose. Eine solche reaktionäre Haltung wird oft von der Realität überholt. Wer weiß, welchen Weg Globohomo noch für uns vorgesehen hat? Vielleicht werden die Sojabuben der Zukunft pinke Röcke mit lila Tupfen tragen und wir werden uns die Zeit der Jeans zurückwünschen?
Der richtige Anlass
Was machen wir jetzt aus den Überlegungen? Erst einmal passt die Jeans zu körperlicher Arbeit. Wer z. B. im Garten ackert, der nutzt sie im ursprünglichen Sinne als Arbeitshose und nicht als „Lifestyle“-Produkt. Dort präsentiert man sich auch nicht der Öffentlichkeit, sondern ist privat unterwegs.
Im Alltag in der Stadt ist eine einfarbige, dunkle „Business Jeans“ ohne Auswaschungen aus ästhetischer Sicht in Ordnung. Sie ist schlicht, unauffällig und hat einen normalen Schnitt. Eine solche Art von Jeans passt hier am besten. Zu förmlichen Anlässen und Veranstaltungen ist sie aber nicht geeignet. Insbesondere bei einem Sakko muss die Texashose daheimbleiben.
Wer jetzt noch viele der amerikanischen Hosen in seinem Kleiderschrank hat, der braucht sie nicht wegzuschmeißen, denn das wäre dekadent. Aber es lohnt sich, einmal Gedanken zu machen, zu welchem Anlass sie passen und wenn eine neue Hose ansteht, dann wäre es nicht verkehrt, zu einer Stoffhose zu greifen.