Vor zwei Wochen war ich für Thymos in das identitäre Zentrum Castell Aurora in Linz eingeladen um an der Veranstaltung „Avanti! Neo! Cultura!“ teilzunehmen. Im gemütlich eingerichteten Häuschen mit Bar und allem was dazu gehört, gab es ein pralles Vortrags- und Musikprogramm rund um das Thema Kunst & Kultur. Es boten sich viele Möglichkeiten Kontakte zu knüpfen und mit Künstlern ins Gespräch zu kommen. Darüber hinaus hatten etliche Projekte ihre Werke ausgestellt. Für diejenigen, die keine Zeit hatten oder die Anreise zu weit war, möchte ich den Tag noch einmal Revue passieren lassen.
Ein identitäres Zentrum der besonderen Art – Die Kulturfestung
Um 15 Uhr ging es los mit der Begrüßung und direkt im Anschluss war ich an der Reihe das Thymos Magazin vorzustellen. Danach folgte ein Vortrag über das im Jahr 2019 im Umland von Graz eröffnete Zentrum, die Kulturfestung. Den Aktivisten war ein altes Gebäude zur Verfügung gestellt worden, das sie aufgeräumt und nach und nach renoviert haben. Besonders spannend war es zu hören, wie spürbar anders ein Zentrum auf dem Land ist als in der Stadt. Die politische Bildung rückt in den Hintergrund, das gemeinsame Erleben von Kultur und das Beisammensein am Lagerfeuer stehen im Mittelpunkt. Ob Nähen, Schwertkampf oder Sterzfest, die Kulturfestung bietet ein vielfältiges Programm, das es in der Form woanders noch nicht gibt.
Sehr schön war es zu hören, wie die Räumlichkeiten zu eng wurden und sie in mühevoller Arbeit das ehemalige Holzlager in einen Raum für Veranstaltungen umgebaut haben. Nur Schade, dass wir sowas nicht hier in Deutschland haben!
Tirols Heimatwächter – Haymon
Benjamin stellte uns das tiroler Vernetzungsprojekt Haymon vor, welches nach der Legende vom Innsbrucker Riesen benannt ist, der den Drachen erschlug. Ziel ist es die regionale Kultur zu Fördern und Tradition weiterzugeben. Es ist eine Anlaufstelle um sich zu vernetzen und sie bieten Vorträge zu Heimatschutz oder Rhetorik-Kurse an.
Gerade Regional hat die ÖVP leider noch einen starken Einfluss auf Vereine und bindet so die Mitglieder, die sich eigentlich für die Heimat einsetzen, an eine linksradikale Politik der Transformation, nach der nichts mehr von Österreich übrig bleiben wird.
Neotraditionelle Kunst & Architektur – X41X
Ich muss zugeben, von dem kryptisch klingenden Namen X41X hatte ich zuvor noch nie etwas gehört. Dahinter steckt ein Architekt, der uns erzählte, wie er im Studium auf moderne Architektur gepolt wurde, aber später im Internet auf Vergleichsbilder von historischen und heutigen Stadtbildern stieß und merkte: „Das kann so nicht richtig sein, man hat uns im Studium belogen!“ Er beschrieb, wie er als Designer arbeitete und schließlich nach dem Brand von Notre Dame den Entschluss fasste: Ich kann nicht weiter bloß zusehen, es muss sich etwas ändern!Seitdem versucht er die Moderne künstlerisch aufzuarbeiten und Alternativen aufzuzeigen. Mir sind besonders seine scharfsinnigen und gut formulierten Beobachtungen im Gedächtnis geblieben. Ich versuche ihn dafür zu gewinnen, diese noch einmal in einen eigenen Artikel für uns auszuführen.
Nicht mehr Wegzudenken – Jungeuropa Verlag
Nachdem ich mich in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Kultur & Tradition“ wichtigen Fragen über die Bedeutung von Tradition, Medienformen und der Bedrohung unserer Kultur stellen musste, habe ich mir an der Bar eine Auszeit gegönnt. Dadurch habe ich leider die Lesung des Jung Europa Autors Volker Zierke (Enklave, Ins Blaue) verpasst.
Doch nicht nur Zierke war am Start. Der Verlag war angereist und hatte auch seine neusten Publikationen mitgebracht: „Russendämmerung“ und „Das Ende der Beneš-Republik“. Da der Jungeuropa Verlag mittlerweile eine feste Instanz ist, brauche ich ihn hier nicht noch einmal im Detail vorzustellen.
Von Hamstern und Superhelden – Hydra Comics
Im Laufe des Abends hatte ich die Gelegenheit mit Michael Schäfer von Hydra Comics ins Gespräch zu kommen. Auf dem Tisch waren neben Hamster-Comics, Stolzmonat-Stickern natürlich auch die eigenen Superhelden-Geschichten ausgelegt. Das habe ich genutzt und einmal nachgehakt, welche Hefte und Erscheinungen beim Publikum besonders beliebt sind. Michael erklärte mir, das neben Legenden aus Hamsterland nach einer linken Empörungwelle der Nemmerdorf-Comic, der die Befreiung von Nemmersdorf 1944 zeigt, ein großer Erfolg geworden ist.
In Zeiten, in denen die uns die Niederlage als Befreiung verkauft werden soll, ist der Comic von besonderer Bedeutung. Wer uns auf Twitter folgt wird mitbekommen haben, dass ich mir gleich ein Exemplar mitgenommen habe.
Verwindung des Graffitis – Wolf PMS
Einen großartigen Vortrag über seinen kreativen Werdegang hielt der Künstler Wolf PMS. Er erzählte uns von seiner Faszination in jungen Jahren für Graffiti und wie es in seiner politischen Umgebung verpönt war. Wie er dann auf Fraktur und Kaligrafie stieß. Und schließlich seine ersten Aktionen in Dresden an die Wand malte.
Wolf PMS zeigt uns, dass es möglich ist auf kreative Weise Tradition und Moderne miteinander zu verbinden. Nicht umsonst erfreuen sich seine Bilder einer großen Beliebtheit! Als während des Vortrags durch Zufall auffiel, dass bei einem seiner ausgestellten Bilder ein Missgeschick passiert ist und ein Buchstabe fehlte, hat er es kurzerhand an einen jungen Studenten verschenkt. Sehr Sympathisch!
Die Ästhetik des Protests – Das Filmkunstkollektiv
Auch die in diesem Artikel verwendeten Fotos sind nicht von allein entstanden. Simon Kaupert vom Filmkunstkollektiv war mit einem Team angereist, hat die Technik unterstützt und Aufnahmen gemacht. Simon hat es sich zur Aufgabe gemacht Widerstand filmisch in Szene zu setzen. Schon seit Jahren werden wir insbesondere von unseren Parteien mit schlechten Fotos und Grafiken gefoltert. Daher war es lange überfällig, dass die Ästhetik gegen talent- und kreativlose Boomer verteidigt wird.
Musikalischer Ausklang – :Aufbruch: und Sonnenkind
Zu später Stunde, nach einem vollgestopften Programm an Vorträgen und Diskussionsrunden, kam schließlich der musikalische Ausklang des Abends. Den Anfang machte die frisch gegründe Neofolk-Band :Aufbruch:, die zur Atmosphäre im Hintergrund Szenen aus „Das siebente Siegel“ an die Wand warf. Leider sind bis auf ein Intro noch keine Lieder auf ihrem Youtubekanal zu finden. Wenn ihr euch für Neofolk interessiert, abonniert ihn mal und lasst euch überraschen. Denn die Lieder haben mir deutlich mehr zugesagt als das Intro.
Zu guter Letzt packte der Liedermacher Sonnenkind seine Gitarre aus. Im Kontrast zu seinem bunten Hawaii-Hemd waren einige Lieder doch sehr ernst.
Seine Übersetzung eines vietnamesischen Liedes zum Huế Massaker 1968, bei dem mehrere Tausend Zivilisten der kommunistischen Armee zum Opfer vielen, mit dem Titel Die Brücke, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben.
Schusswort
Nach etlichen Bieren und weit nach Mitternacht ging die Veranstaltung schließlich ihrem Ende entgegen und die Teilnehmer traten den Heimweg an. Es ist immer schön bei einer solchen Gelegenheiten auf Gleichgesinnte zu treffen. Man muss sich nicht erklären, sondern wird direkt verstanden. Wir sind zwar noch immer eine kleine Avantgarde, aber die Kreativität und Vielseitigkeit, die sich an diesem Tag gezeigt hat, macht Hoffnung!