Es liegt im Wesen des Menschen, das Vergangene zu betrachten, seine Werke zu bewundern und in ihnen eine Größe zu erkennen, die uns heute oft fern und unverständlich erscheint. Wenn der Mensch sich der Geschichte zuwendet, sei es der seines eigenen Vaterlandes oder der fremder Völker, so erblickt er Kunstwerke, die Ausdruck jenes unaufhörlichen Strebens nach Vollkommenheit sind. In diesen Werken offenbart sich der Geist eines Volkes, der in Taten, in Klängen, in Farben und Formen auflebt und als eine Einheit zu uns spricht – als ein nationales Gesamtkunstwerk.
Das Streben nach Harmonie in der Kunst der Völker
In Japans Geschichte begegnen wir einer Harmonie, die sich aus feinsten Holzschnitten, eleganten Vasen und erhabenen Bauwerken zusammensetzt. Diese Werke fügen sich nahtlos zu einem Gesamtkunstwerk, in dem jede Form das Ganze ergänzt, jede Farbe mit den übrigen im Einklang steht. Ein Katana, mit seiner präzisen Kunstfertigkeit, ergänzt einen japanischen Holzschnitt auf vollkommene Weise, da beide aus derselben kulturellen Seele entspringen, Ausdruck derselben Ästhetik und Geisteshaltung sind.
Doch stellt man daneben ein deutsches Langschwert, so mag es an sich ein starkes und kunstvolles Werk sein, jedoch wird es hier fremd und störend erscheinen. Seine Schwere, seine Form, sein kultureller Hintergrund sind untrennbar mit dem Geiste eines anderen Volkes verbunden. Es lässt sich nicht in das feine und filigrane Geflecht der japanischen Kunst verweben, ohne den harmonischen Fluss zu brechen. Nur Werke, die aus dem tiefsten Wesen eines Volkes geboren sind, können sich in dieses Bild einfügen und es auf natürliche Weise ergänzen.
Die Notwendigkeit der Rückbesinnung
Doch wie wenig spüren wir heute von diesem tiefen Einvernehmen zwischen Volk und Kunst. Die Moderne, mit ihrer unruhigen und zersetzenden Kraft, hat die Nationen entwurzelt, hat sie auf einen Pfad geführt, auf dem sich der Mensch fremd und entfremdet wähnt. Die Globalisierung, dieser unaufhaltsame Strom, hat den ursprünglichen Zusammenhang, den lebendigen Geist, der sich in den Werken eines Volkes ausdrückte, mit sich gerissen. An die Stelle der natürlichen Harmonie ist ein lautes, schmerzhaftes Treiben getreten, das die Völker von ihrer Einheit, ja ihrer Bestimmung fern hält.
Denn was ist ein Volk, wenn nicht die Summe all jener Kräfte, die, gleich einer unerschöpflichen Quelle, über Generationen hinweg aus ihm hervorsprudeln? Ein jedes Volk erschafft im Laufe der Zeit sein eigenes Kunstwerk, seine eigene Lebenswelt, die aus seiner tiefsten Natur erwächst. Wenn aber diese Natur unterdrückt wird, wenn fremde, künstliche Maßstäbe angelegt werden, so verkümmert jene ursprüngliche Kraft, die den Menschen und die Nation mit Sinn erfüllt.
Es ist daher keine geringe Forderung, die wir heute an die Völker richten: Kehrt zurück zu euren Wurzeln, zu jenem ursprünglichen Geist, der euch einst belebte! Denn ohne diesen inneren Funken, der durch die Kunstwerke eines Volkes sichtbar wird, kann kein wahres Wachstum gedeihen. Die Kunst ist nicht bloßer Schmuck, sie ist nicht nur das Ergebnis fleißigen Handwerks, sondern der Ausdruck eines umfassenderen Weltverhältnisses, das im Innersten eines jeden Volkes ruht. Dieses Verhältnis zu sich selbst muss wiedererlangt werden, will der Mensch sich nicht in der Zerstreuung und im Nihilismus der Gegenwart verlieren.
Der Pfad in die Zukunft
Die Lösung, so scheint es, liegt im Rückbesinnen auf die Natur. Nur wenn ein Volk in Einklang mit seiner eigenen Natur lebt und sich nicht von fremden, widernatürlichen Einflüssen leiten lässt, kann es jene schöpferische Kraft zurückgewinnen, die ihm einst große Werke entlockte. Die Nation, die es versteht, auf die Weisheit ihrer Ahnen zu lauschen, auf ihre Kultur zu bauen und aus dieser festen Grundlage zu schöpfen, wird das nationale Gesamtkunstwerk neu erschaffen können.
Es liegt also an uns, diesen Weg zu beschreiten, den alten Boden zu erneuern, um das Werk der Nationen in neuer Blüte erstrahlen zu lassen. Nur so können wir hoffen, dass die Völker sich selbst und ihren Platz in der Welt wiederfinden – nicht in Zersplitterung und Verfall, sondern in einer Einheit, die aus dem Herzen ihrer Natur erwächst und in ihren Schöpfungen aufleuchtet. Mögen die Völker wachsen, und mögen sie uns durch ihre Kunst wieder zeigen, was es heißt, wahrhaft einig zu sein.
Die Herausforderung der Gegenwart
Als junger Deutscher, der in den Zeiten des Globalismus aufwuchs, war es mir nicht selbstverständlich, diese ursprüngliche Verbindung zur eigenen Kultur zu spüren. Wo es einst natürlich war, den Geist seines Volkes in jedem Werk, in jedem Brauch zu erkennen, muss heute oft das eigene Interesse den Weg ebnen. Es ist eine notwendige Aufgabe, die eigene Kultur in ihrer Tiefe zu erfassen und das Gesamtkunstwerk der Nation wieder zu sehen, das einst so klar vor den Augen der Vorfahren lag.
Ich habe beim Lesen, in der Kunst, in den frühen deutschen Werken und in den handwerklichen Fertigkeiten, die unser tägliches Leben einst prägten, den Geist unserer Vorfahren zu mir sprechen gehört. In nahezu allem, was uns aus früherer Zeit überliefert ist, lebt dieser Geist fort – ob es nun die einfachen Handwerke oder die großen Kunstwerke sind. Wer diesen Geist in sich wiedererwecken will, muss sich dem Schaffen und den Werten seiner Vorfahren in ihrer ganzen Fülle widmen. Es gilt, ihr Werk mit wachem Sinn zu betrachten, daraus zu lernen und auf diesem Fundament weiterzubauen. Nur so lässt sich der innere Funke erneut entzünden, der einst das Leben einer ganzen Nation durchdrang.
Die Reise beginnt
Um diesen Weg zu beschreiten, kann ich einige konkrete Empfehlungen aus eigener Erfahrung geben, die mir geholfen haben, mich wieder mit dem deutschen Geist und meiner Kultur zu verbinden.
Das Lesen germanischer Götter- und Heldensagen bietet eine tiefe Einsicht in die mythischen Wurzeln unserer Kultur und zeigt die archaischen Kräfte, die einst das Denken und Fühlen unserer Vorfahren leiteten. Deutsche Märchen sind ein weiteres Tor zur deutschen Seele – in ihnen schimmert die Weisheit und der Volksgeist in einfachen Erzählungen auf.
Die Werke von Goethe zu lesen, ist unerlässlich, um die höchsten Höhen der deutschen Literatur zu erkunden. Und nicht nur in der Literatur, auch in der Musik offenbart sich dieser Geist: Das Hören der Deutschen Musiker wie Wagner lässt die großen musikalischen Errungenschaften unserer Kultur lebendig werden und trägt die Tiefe und Erhabenheit dieser Kunst unmittelbar in die Seele des Hörers.
Darüber hinaus hilft die Betrachtung von Bildern und Gegenständen aus früheren Zeiten, den Alltag und die Gedankenwelt unserer Vorfahren zu erfassen. Solche Objekte tragen den Abdruck vergangener Lebensweisen und Vorstellungen, und durch sie lässt sich eine direkte Verbindung zu früheren Generationen spüren. Ebenso kann der Besuch von Dorffesten auf dem Land, auf das rührendste, einen Eindruck von der lebendigen Tradition vermitteln, die noch immer in Teilen der deutschen Kultur bewahrt wird.
Schließlich ist eine allgemeine, weniger wertende, ja spielerischere Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte entscheidend, um sich ein umfassendes Bild unseres Schicksals zu machen.
Diese Wege führten mich zurück zu den Wurzeln und halfen mir, das Gesamtkunstwerk der deutschen Nation in seiner ganzen Fülle zu begreifen.