In zwei Wochen ist es wieder soweit: „Schlaaand“-Rufe hallen durch die BRD, Party-Patrioten kleben sich schwarz-rot-goldene Fähnchen ans Auto, in den Bäckereien gibt es EM-Brötchen und irgendwelche Uschis, die sich in ihrem Leben noch nie für Fußball interessiert haben, nehmen den Fans beim „Public Viewing“ die Sicht. Am 14. Juni startet die Europameisterschaft in unserem geliebten Heimatland und noch dazu im Stolzmonat!
Wie viel Nation steckt noch in der „Mannschaft“?
Mit Blick auf die bundesdeutsche Nationalmannschaft müsste sich nicht nur Boris Palmer, sondern jeder halbwegs gesunde Mensch die Frage stellen: „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“ Der Normie betäubt sich mit den Drogen, die ihm die real existierende BRD verabreicht und blendet die Migranten im DFB-Trikot, die Regenbogenbinde und das ganze Zeitgeist-Gequatsche aus oder glaubt, benebelt von der Propaganda, tatsächlich, dass die späte BRD sein Land wäre. Dennoch bin ich der Ansicht, dass ein erheblicher Teil der Fußballanhänger, wenn man sie der Dauerbeschallung der Westmedien entziehen würde, die einleitende Frage mit „jedenfalls nicht Deutschland“ beantworten würden. Bei manchen reichen dazu auch schon zwei Bier.
Rechte Fußballer, die einen gesunden Bezug zu ihrer deutschen Identität herstellen wollen, sehen sich hier mit einem neuralgischen Zwiespalt konfrontiert, den auch der Großmeister Illner bereits 2018 in seinem Video WM-Aus für die Migrantschaft & das Ende aller Hobbys beleuchtet hat: Einerseits spürt man – wie der Großteil der Menschen – eine ehrliche Sehnsucht, mit seinem Land zu fiebern, andererseits kann man gar nicht so viel saufen als dass man sich mit der DFB-Regenbogen-Migrantschaft identifizieren könnte. Also, wie nun umgehen mit dieser Zwickmühle?
Kaum jemand kann sich dem Fußball entziehen
Warum sehen sich Menschen überhaupt ein Spiel an, bei dem 22 erwachsene Männer einem Ball hinterher rennen? Warum soll man sich emotional engagieren bei einem Wettbewerb, der immer mehr seines lebendigen Kerns beraubt wird? Hochbezahlte Söldner, die ihr Leben lang auf Fußball getrimmt wurden, müssen 90 Minuten funktionieren. Jeder Schritt wird getrackt, jeder Pass statistisch erfasst, jeder Gesichtsausdruck und jedes Wort aufgezeichnet. Torlinientechnik und Videobeweis sollen einen korrekten Spielverlauf gewährleisten. Doch das spiegelt weder das Leben noch den Fußball wider.
Nichtsdestotrotz zieht das runde Leder die Massen ins Stadion und vor den Fernseher. In Deutschland ist der Sport durch alle Schichten bekannt. Viele Anhänger sind oder waren selbst aktive Fußballer. Praktisch jeder kennt die wichtigsten Regeln und es ist ein unverfängliches Smalltalk-Thema. Der Zuschauer sieht über die zunehmende Durchrationalisierung und Professionalisierung hinweg, da der Drang, aus dem Alltag auszubrechen und Gefühle auszuleben, stärker ist.
Stell dir vor es ist EM und keiner geht hin
Soll man sich von öffentlichen Veranstaltungen fernhalten, die Spiele nicht anschauen und auch keine Fußballklamotten anziehen? Könnte man machen, wenn man eh keinen Bezug zu dem Sport hat und schon immer froh war, sobald der ganze Spuk wieder vorbei war – allerdings nur theoretisch. Wer ein echter Patriot ist, zeigt im Stolzmonat Flagge. Damit ist der Bezug zur Nationalmannschaft während der Zeit des Turniers automatisch hergestellt.
Soll man zu den gegnerischen Mannschaften halten und sich freuen, wenn Deutschland ausscheidet?
Das und bewusste Ignoranz des Turniers waren die letzten Jahre meine bevorzugte Herangehensweise. Es ist aber ein negativer Ansatz und nicht zuletzt lässt man damit die linksliberale Deutungselite gewinnen. Daneben nutzt es auch nichts, eine andere Mannschaft anzufeuern, die mindestens genauso islamisiert und vernegert ist, die vor Spielbeginn ihre Solidarität mit der Ukraine erklärt und deren Kapitän auch eine Regenbogenbinde trägt.
Doch um ehrlich zu sein: Wenn das überhebliche Buntland von den stabilen Ungarn aus dem Turnier geschossen wird, würde ich mich insgeheim schon sehr freuen.
Welches Trikot in der Öffentlichkeit?
Man könnte sich auch ein pinkes Auswärtstrikot von Antonio Rüdiger kaufen, um den Leuten die Widersprüchlichkeit des Wertewestens vor Augen zu führen. Nein, das bringt nur dem DFB Geld und jemand, der den besagten Irrsinn heute noch nicht begriffen hat, wird es auch nicht, wenn er jenes Trikot sieht. Das weiße Heimtrikot – naja, spült auch nur Geld in die falsche Kasse. Außerdem sieht es mehr nach einer billigen Fälschung aus als das Lahm-Trikot, das ich mir zur EM 2004 auf einem Asia-Markt direkt hinter der tschechischen Grenze gekauft habe.
Einige Normie-Fans, die nicht auf dem bunten Zeitgeist-Trip sind oder einfach keine Lust haben, sich alle zwei Jahre ein neues Trikot zu besorgen, werden wohl ihre alten 2014er oder 2006er Hemden auftragen. Damit kann man sich in guter, alter BRD-Tradition apolitisch positionieren. Wenn man in Ruhe Fußball gucken, saufen und jubeln will, kann man das machen. Für Rechte, die das Overton-Fenster verschieben wollen, ist das zu wenig.
Auf der Suche nach der verlorenen Nationalmannschaft
Sollte man nun noch weiter zurückgehen? 1990? Ne, das war der Höhepunkt der Boomergeneration. 1974? Ganz sicher nicht. In dieser Zeit hat die gesellschaftliche Degeneration erst so richtig begonnen. 1954? Das Wunder von Bern ist noch immer positiv im Gedächtnis des deutschen Volkes verankert. Der Außenseiter Deutschland schlägt den Turnierfavoriten Ungarn, der knapp vier Jahre kein Spiel verloren hatte, mit drei zu zwei. Die Mannschaft bestand aus autochthonen Spielern inklusive ein/zwei assimilierten Nachfahren von Ruhrpolen. Anstatt degenerierter Partymucke, kanakisiertem Gangsterrap oder dem Gewinsel von Xavier Naidoo war entweder Ruhe im Mannschaftsbus oder die Spieler sangen gemeinsam deutsche Lieder.
Unsere Jungs damals waren noch keine überbezahlten, abgehobenen Profis, sondern Arbeitskollegen und ehemalige Wehrmachtskameraden, die nach der Spätschicht noch auf dem Bolzplatz trainierten, nach dem Spiel ohne Security Bier tranken und denen man im Alltag auch mal auf die Schulter klopfen und fragen konnte: „Mensch, Boss! Warum hast du den kurz Schluss selbst versucht, anstatt nochmal abzulegen?“. Die 22 Amateure mussten bei ihren gewöhnlichen Arbeitgebern sogar Urlaub für die Weltmeisterschaft beantragen. Dafür gab es 10 Mark Tagesgeld vom DFB. Kurzum: Sie waren Männer aus dem Volk. Darin lag auch die Begeisterung dieser Tage. Selbst Deutsche, die sich nicht für Fußball interessierten, konnten sich mit den Nationalspielern identifizieren.
22 Freunde sollt ihr sein – Der Geist von Spiez
Der Trainer Sepp Herberger schuf vor der Weltmeisterschaft mit Wanderungen und gemütlichem Beisammensein im Schwarzwald ein Grundvertrauen innerhalb der Mannschaft. Danach ging es noch für zwei Wochen ins Trainingslager nach Grünwald im südlichen Münchner Landkreis. Der „Chef“ hatte bekanntlich seine Lieblingsspieler aus Kaiserslautern, allen voran den Kapitän und Spielmacher Fritz Walter. Doch verstand er es, ein Klima in der Mannschaft zu erzeugen, in dem sich alle wohl und wertgeschätzt fühlten. Im ruhigen Örtchen Spiez am Thunersee quartierte er seine Truppe in das Nobelhotel Bélvèdere ein und schirmte sie so gut wie möglich von der Außenwelt ab. Dabei achtete er auch auf die Belegung. Es sollten Spieler in einem Zimmer sein, die gut miteinander konnten oder sich ergänzten. Dementsprechend kamen auch nicht die Walter-Brüder miteinander in eine Stube. Stattdessen steckte Herberger den „Boss“ Helmut Rahn, der als Spaßvogel und Simmungsmacher bekannt war, zu dem reservierten, sensiblen Phlegmatiker Fritz Walter ins Zimmer.
Die Spieler hatten einerseits einen Tagesplan mit Trainings, Besprechungen und gemeinsamen Ausflügen, aber andererseits auch genug Freiheiten. Der zuletzt verstorbene Weltmeister von 1954 – der Außenläufer Horst Eckel – erinnerte sich, dass Spieler mit dem Barkeeper des Hotels vereinbart hatten, ihr Bier aus Milchgläsern zu trinken, damit es ihr Chef nicht mitbekommt. Als Herberger sie am Tresen sah, fragte er mit einem wissenden Grinsen: „Na Jungs, trinkt´s wieder eure Milch. Lasst´s euch schmecken.“ So hatten die Spieler einen ehrlichen Respekt vor ihrem Trainer und es entstand eine kameradschaftliche Atmosphäre – Der Geist von Spiez.
Keiner rechnete mit Deutschland
Jung waren die Spieler im Vergleich jedoch nicht. Mit einem Altersdurchschnitt von 27,6 Jahren war es die zweitälteste Mannschaft des Turniers. Dabei war sie allerdings äußerst unerfahren. Die Spieler hatten bis dato im Schnitt nur sechs bis sieben Länderspiele bestritten. Niemand glaubte ernsthaft daran, den Pokal heim zu holen. Der Nürnberger Maxl Morlock hatte für die Zeit nach dem Viertelfinale bereits die Urlaubsfahrt mit seiner Frau gebucht. Neben den Profis aus Ungarn räumten die Buchmacher auch dem amtierenden Weltmeister aus Uruguay, Jugoslawien oder auch den Österreichern, die – man kann es heute kaum glauben – in den 50ern eine Weltklassetruppe hatten, Chancen auf den Titelgewinn ein. Am 14. Juni 1954 schrieb der Kicker noch, es entspräche „aller nüchternen Papierform-Vernunft“, wenn die deutsche Mannschaft in acht Tagen – d.h. nach der Gruppenphase – aus Spiez besiegt abreisen würde.
Die Weltmeister von 1954 waren die krassen Unterhunde. Doch unsere Jungs haben´s gerissen und damit den Mythos der Aufbruchstimmung aus der Nachkriegsdepression begründet. Dass dieser Aufbruch heute automatisch mit dem Wirtschaftswunder verbunden wird, hat mit der amerikanischen Identitätsstörung des homo bundesrepublicanensis zu tun. Das kann man Herbergers Mannen nicht ankreiden.
Fazit
Wenn man als Rechter vor hat, sich in Gesellschaft ein Deutschland-Spiel anzuschauen, dann am besten im 1954er-Trikot. Damit ist man anschlussfähig. Man muss nicht einmal die ethnisch-kulturelle Komponente ansprechen. Allein der Hinweis, dass die Spieler damals keine Profis waren, reicht schon, um den gemeinen Fußballfan auf seiner Seite zu haben.
Ich persönlich meide Massenveranstaltungen generell. Sollte ich aber genötigt werden, zu einer öffentlichen Sichtung mitzugehen, werde ich definitiv mein altes Fritz-Walter-Trikot anziehen und dabei über die Helden von Bern schwärmen.