Wer sind die Rechten? Womit haben sie ein Problem? Und am wichtigsten, warum scheinen sie immer zu verlieren? Wer sich diese Fragen stellt, dem lege ich die Kadetten von Bunker Hill ans Herz.
Worum geht es? Der altmodische und in die Jahre gekommenen General Bache (George C. Scott) leitet die Kadettenschule „Bunker Hill“. Er kümmert sich wie ein Vater um seine Kadetten und wird von ihnen verehrt. Doch es gibt schlechte Neuigkeiten: Die Verwaltung hat beschlossen, die Kadettenanstalt aufzulösen und das Grundstück zu verkaufen. Als wäre das nicht schlimm genug, kommt es zu einem unglücklichen Zwischenfall, bei dem Bache einen Herzinfarkt erleidet und ins Krankenhaus gebracht wird. Auf sich allein gestellt, treffen die Schüler die Entscheidung, Widerstand zu leisten.
Der rechte Abwehrkampf
Dass ein militärischer Film aus einer solchen Perspektive rechts ist, braucht wohl keine Erklärung. Dass kein Loblied auf die USA gesungen wird, macht ihn noch besser. Richtig gut wird er allerdings dadurch, dass er uns eine Parabel auf die Rechte zeigt, aus der wir sehr viel lernen können.
Die politische Rechte war schon immer die Reaktion auf eine umgestaltende Linke und in diesem Sinne reaktionär. Vereinfacht ausgedrückt, verhält es sich dabei wie folgt:
- Etwas Althergebrachtes gerät in die Kritik, soll verändert oder abgeschafft werden.
- Es formiert sich Widerstand.
- Der Widerstand merkt nicht, dass sich die progressiven Kräfte durchgesetzt haben und seine Beweggründe überhaupt nicht mehr verstanden werden.
Die Rechten sind also die Kadetten von Bunker Hill, denn sie möchten die Generationen umspannende Tradition bewahren, die sinnbildlich von General Blache verkörpert wird. Für sie ist das Militär nicht bloß ein Spiel oder eine Arbeit, sondern eine Lebenseinstellung. In ihrem Idealismus beleben die Jugendlichen Werte wie Ehre, Loyalität und Opferbereitschaft neu, die in der Gesellschaft längst verloren gegangen sind.
Der Staat fällt ihnen in den Rücken
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ihr Gegenspieler ausgerechnet der eigene Staat ist, der die Kadettenanstalt vor über hundert Jahren erbaute und für den die Kadetten einmal in den Krieg ziehen sollen. Nun hält der Staat die Schule für veraltet und möchte aus ökonomischen Gründen den Platz zweckmäßiger nutzen. Durch die Schließung der Anstalt und das daraus folgende Ende einer Tradition fühlt sich die Rechte in ihrem Wesen bedroht und mobilisiert zum Abwehrkampf. Sie erhebt sich gegen die Autorität und wird damit unfreiwillig revolutionär.
Unter Führung des ranghöchsten Kadetten, des Kadettenmajors Brian Moreland, greifen die jungen Männer zu den Waffen und besetzen ihre Schule. Ein gewagter Schritt, doch was sind die Folgen? Der Staat, herausgefordert und verständnislos, beginnt die Kadettenanstalt einzukesseln. Alle Versuche von Moreland, mit den Belagerern zu verhandeln, scheitern.
Es zeigt sich, dass die Gesellschaft gar nicht in der Lage ist zu begreifen, dass es eben nicht bloß um eine Schule, sondern um eine Heimat geht. Die militärische Tradition ist abgerissen und niemand steht mehr ernsthaft hinter den Idealen von Ehre und Loyalität. Schon oft haben Rechte geglaubt, dass ihr Gegenüber erkennen würde, dass sie für eine gute und gerechte Sache kämpfen, nur um bitterlich festzustellen, dass sie gänzlich unverstanden bleiben. So wie die Schüler, die isoliert werden und keine Unterstützung erfahren, gelten sie im besten Fall als ein Problem, im schlimmsten Fall als Terroristen.
Viele Parallelen aus der Geschichte
Dass eine solche Interpretation des Films nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigen uns historische Parallelen. Nehmen wir das Beispiel des Nationalrevolutionärs Ernst von Salomon, der das Buch „Die Kadetten“ schrieb, in der er seine Erlebnisse in einer preußischen Kadettenanstalt schilderte. Auch für ihn brach mit der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg eine Welt zusammen und er fühlte sich von der neuen Republik um seine Ideale betrogen. 1919 schloss er sich mit 17 Jahren den Freikorps an und kämpfte im Deutschen Nachkrieg.
Daneben weckt der Anblick der bewaffneten Kinder auch Assoziationen mit Bernhard Wickis „Die Brücke“. Wickis Film zeigt das Schicksal einer Gruppe von Jugendlichen, die in den letzten Tagen des Krieges 1945 eingezogen und abkommandiert werden, eine Brücke zu verteidigen. Der Zusammenbruch der Armee führt dazu, dass die Kinder auf sich allein gestellt sind und den Befehl allein aus ihrem Idealismus heraus ausführen.
Was wir lernen können
Zurück zu den Kadetten von Bunker Hill. Trotz ihrer guten Intentionen und der Tugendhaftigkeit ihres Anführers endet der bewaffnete Abwehrkampf in einer Tragödie. Der Griff zu den Waffen entpuppt sich als katastrophale Fehlentscheidung, denn sie setzen damit alles auf eine Karte und stoßen einen Prozess an, der ihnen letztlich die Kontrolle entreißt.
Dass Kadetten einen militanten Weg wählen, ist wenig überraschend, denn dafür werden sie ausgebildet. Doch ein Militär kämpft immer gegen einen konkreten Feind, der angegriffen und zurückgeschlagen werden kann. Die Jugendlichen stehen dagegen einer kulturellen Entwicklung gegenüber: Die Krise der Moderne und den damit einhergehenden Verfall der Gesellschaft. In einem kaputten Staat ist auch der Fortbestand von „Bunker Hill“ kein Sieg der Rechten, denn hier werden sie letztlich nur als Werkzeug missbraucht, dessen man sich bei der nächstbesten Gelegenheit entledigt.
Damit lehrt uns der Film, welchen Fehler wir Rechten vermeiden müssen. Wir dürfen uns nicht darauf verhärten, eine Stellung um jeden Preis halten zu wollen, egal wie wichtig sie uns gerade erscheint. Statt eines ewigen Abwehrkampfes muss die Rechte bereit sein, den Blick zu weiten und neue Ausdrucksformen zu finden.
Darüber hinaus müssen wir nicht nur bereit sein, selber die Konsequenzen unseres Handelns zu tragen, sondern auch an die Folgen für unsere Gefährten denken. Moreland zieht aufgrund seiner Entschlossenheit, für das Richtige zu kämpfen, auch seinen Freund Dwyer in den Konflikt. Dwyer, der selbst von der Sache nicht überzeugt ist, fühlt sich genötigt, seinem besten Freund zur Seite zu stehen. Wir müssen unbedingt vermeiden, unsere Gefährten in gefährliche und unnötige Konflikte zu ziehen.
Das Scheitern der Kadetten ist eine Mahnung, wie nötig es ist, neue rechte Wege, das heißt neurechte Wege, zu gehen.