Vor mehr als einem Jahrzehnt, genau genommen im Jahre 2010 begann eine der großartigsten Military-Fiction-Romanreihen, die jemals das Licht der Welt erblickt hat. Die Rede ist von „Kaiserfront 1949“. Mit Band 1 „Die schwarze Macht“ schenkte der Autor Heinrich von Stahl zahlreichen Lesern eine wunderbare Alternativweltromanreihe, in der Deutschland den Ersten Weltkrieg gewonnen hatte und sich 1949 erneut den USA, Großbritannien und der Sowjetunion zum Kampf stellen muss.
Die Geschichte, wie sie hätte sein sollen
Was unterscheidet die Kaiserfront-Reihen von den Alternativweltromanen, Filmen und Serien anderer Künstler? Die Bücher stehen klar dem wokewestlichen Klischee der „deutschen Bösewichte“ entgegen. Außerdem wird nicht das in der Sci-Fi-Szene beliebteste Szenario durchgespielt, in dem Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewinnt. Stattdessen wird gezeigt, wie die Welt aussehen könnte, wenn Deutschland den Ersten Weltkrieg gewonnen hätte. Also keine Hitlerherrschaft und infolgedessen auch keine Auswanderung von jüdischen Wissenschaftlern, die sich im Kaiserreich, wo sie immer korrekt behandelt wurden, ja sehr wohl fühlten. Und mal ehrlich: Hatte nicht jeder Patriot schon mal das Gefühl, dass die deutsche Geschichte anders hätte verlaufen sollen? Das wir den Ersten Weltkrieg hätten gewinnen müssen? In den Kaiserfront-Romanreihen wird dieser Wunsch Wirklichkeit!
Hauptheld der Romanreihe ist zweifelsohne General Hans von Dankenfels, der im Laufe der Reihe Oberhaupt der Kaiserlichen Schutztruppe (kurz Kastrup) wird. Diese Elitesoldaten kämpfen stets an vorderster Front mit dabei. Die meisten Helden der Bücher sind Deutsche, allerdings gibt es auch russische Helden. Einer von ihnen wird, nachdem der westliche Teil der Sowjetunion von den Roten befreit wurde, neuer Zar von Russland. Neben Hans von Dankenfels ist noch der Rittmeister Wilhelm von Timmer erwähnenswert, der von Anfang an mit dabei ist und als Pilot große Heldentaten im Krieg vollbringt. Auch Oberst Hans Rohwedder, der zu einem der besten Soldaten des Reiches wird, sollte hier nicht vergessen werden.
Besser als andere Alternativweltgeschichten
Doch was macht die Bücher dieser Reihen so besonders? Was unterscheidet sie, abgesehen von den deutschen Helden, noch von anderen Kunstwerken dieser Art? Nun, zum einen sind sie sehr leicht zu lesen. Die Autoren schreiben alle sehr flüssig und die Bücher haben meistens pro Stück um die 192 Seiten. Das heißt, mal hat jedes Buch, wenn man ein schneller Leser ist, in ein bis zwei Tagen durch. Und obwohl gerade Heinrich von Stahl sehr viel Wert auf Wissenschaft und technische Details legte, waren die Werke für mich trotzdem verständlich; auch wenn ich von Wissenschaft und Technik eher wenig verstehe.
Dieser Unterhaltungsfaktor unterscheidet die Kaiserfront-Romane von anderen Alternativweltbüchern wie denen des Christian von Ditfurth. Ich hatte zwei Bücher von ihm; „Der 21. Juli“, wo das Stauffenberg-Attentat gelingt und „Das Luxemburg-Komplott“, wo der Spartakusaufstand Erfolg hat. Ich muss leider sagen, ich habe wirklich versucht das 21.Juli-Buch zu lesen. Das erste Mal brach ich so auf Seite 50 ab und fing dann Jahre später nochmal an. Da schaffte ich es dann immerhin etwas über Seite 100. Es macht wenig Freude diese Bücher zu lesen; der Schreibstil passt einfach nicht zu mir als Leser. Dafür kann der Autor gewiss nichts, aber es ist eben so: nicht jeder Roman passt zu jedem Leser.
Eine andere Alternativweltgeschichte ist „The Man in the High Castle“ von Ridley Scott. Gute Deutsche sucht man dort vergebens. Es ist schon sehr bezeichnend, dass die Amerikaner auch noch so lange nach Kriegsende dieses Klischee pflegen. Andererseits findet man in dieser Serie auch nicht gerade viele gute Amerikaner; nur sehr wenige und vielleicht noch ein paar gute Japaner. Neben etlichen sehr bösen Japanern. Überhaupt hat Scott die Japaner im Gegensatz zu den Deutschen sehr vielschichtig gezeigt. In den Kaiserfront-Büchern gibt es auf Seiten der Sowjetunion ja auch gute und böse Russen. Und ehrenhafte sowie unehrenhafte Briten findet man bei den Kaiserfront-Romanen ebenfalls; diese Differenzierung gelingt Heinrich von Stahl besser als Ridley Scott.
Scotts Serie basiert auf dem Roman „Das Orakel vom Berge“ von Philip K. Dick. Aber es gibt natürlich Unterschiede. In Dicks Roman ist die neutrale Zone wesentlich größer und das dritte Reich hat deutlich weniger Gebiete besetzt; Kanada zum Beispiel ist im Roman nach wie vor frei und der Süden der USA ist eine Art Vasall des Reiches. Da fragt man sich, wie würde Ridley Scott wohl die Romane der Kaiserfront-Reihen verfilmen? Natürlich ist das Wunschdenken, denn selbst ein Mann wie Scott hätte wohl nicht den Mut, sich an diesen Stoff zu wagen. Was schade ist, denn spannend ist die Geschichte auf jeden Fall!
Deutschland in Bedrängnis – Die 1949er-Reihe
In der Alternativwelt von „Kaiserfront“ beginnt der Zweite Weltkrieg erst im Jahre 1949. Das deutsche Kaiserreich ist das mächtigste Land der Erde und verfügt als einzige Macht über Atomwaffen. Als die Amerikaner ebenfalls anfangen, Atombomben zu bauen, kann und will Deutschland nicht zulassen, dass Schurkenstaaten wie die USA oder die Sowjetunion solche Waffen besitzen. Also werden die amerikanischen Anlagen kurzerhand bombardiert. Gewiss ist es reiner Zufall, dass zu der Zeit, als die Romanreihe begann, Israel die Atomanlagen des Iran kurze Zeit zuvor zerbombt hatte; ebenfalls mit dem Schurkenstaat-Argument. Nun ja, die Kaiserfront-Reihe ist voll von solchen Anspielungen.
Während der Vernichtung der amerikanischen Anlagen gelingt es den Amis jedenfalls von Timmer und einige seiner Leute gefangen zu nehmen. Also entsendet das Reich Spezialeinheiten und diese hauen ihre Kameraden wieder raus. Gleichzeitig wird die deutsche Mondmission von den Sowjets angegriffen; ja, in den Kaiserfront-Büchern findet die erste Mondlandung bereits 1949 statt und geht von Deutschland aus. Der zweite Weltkrieg beginnt und die rote Armee marschiert mit einem gewaltigen Heer nach Westen.
Nun denken sich einige deutsche Offiziere wohl: Kein Problem. Wir haben Atomwaffen. Also fliegen die Atomraketen, aber sie gehen nicht hoch. Wie auch, wenn sie vorher von einem Verräter gehackt wurden. Zu allem Überfluss sammeln die Roten die eingeschlagenen, aber nicht hochgegangenen Superwaffen auch noch ein und machen sich daran, sie für ihre eigenen Zwecke brauchbar zu machen. Das muss verhindert werden.
Achtung Spoiler! Ab hier wird der Ausgang der Handlung verraten!
Während zahlreicher Schlachten und Spezialmissionen lernt der Leser die Soldaten und Offiziere des Kaiserreichs kennen und lieben. Allerdings sieht es im zweiten Weltkrieg erstmal ganz und gar nicht gut für die deutsche Armee aus. Sie verliert am Anfang viel Boden im Kampf gegen die rote Armee, fügt dieser jedoch in zahlreichen Rückzugsgefechten schwere Verluste zu. Erst auf der Linie Königsbert-Warschau-Lublin bereitet man sich auf eine Abwehrschlacht vor. Bei dieser Abwehrschlacht gelingt es den Deutschen mehrere sowjetische Armeen einzukesseln und zu besiegen.
Deutschland gewinnt am Ende den Krieg und zwingt nach der Eroberung Englands die USA und die Sowjetunion zu einem Geheimfrieden. Die Atomwaffen des Reiches, die am Anfang durch einen gerissenen roten Hacker unbrauchbar gemacht wurden, sind am Ende auch wieder einsatzbereit. Ein Grund zur Freude, aber der Frieden ist nicht von Dauer. Der deutschen Führung ist bewusst, dass die außerirdischen Invasoren 1953 die Erde heimsuchen werden. Also wird der Krieg offiziell weitergeführt, damit man vor der Weltöffentlichkeit das Hochrüsten und Bunker bauen rechtfertigen kann. Erst als die Außerirdischen 1953 durch ein Raum-Zeit-Struktur-Feld in den USA landen und ihren Vernichtungskrieg gegen die Menschheit beginnen, wird die Weltöffentlichkeit informiert.
Bedrohung aus dem All – Die 1953er-Reihe
Bis zum achten Band mit dem Titel „Die Londoner Kriegsverbrecherprozesse“ gab uns Heinrich von Stahl actionreiche Schlachten mit ehrenhaften deutschen Soldaten als Helden. Dann folgte Band 9 von einem anderen Autoren und im Anschluss ging es mit „Kaiserfront 1953“ weiter. In dieser Reihe, die wiederum sechs Bände hatte, kämpften das Deutsche Kaiserreich und der von ihm geführte Nordische Bund gegen die außerirdischen Invasoren.
Am Anfang wird ein massiver Abwehrkampf gegen geführt. Es gelingt auch deren Invasion auszubremsen und zumindest die erste Angriffswelle massiv zu schädigen. Die Schlachten finden sowohl auf der Erde, als auch im Weltraum statt und es sieht für die Menschheit unter Führung des Kaiserreichs gar nicht so schlecht aus. Doch als die Aliens eine Art Biowaffe einsetzen, fallen dieser Milliarden Menschen und Tiere zum Opfer. Glücklicherweise wurden Vorkehrungen getroffen; es wurden viele unterirdische Bunker gebaut, die sehr gute Luftfilteranlagen haben. Außerdem wurden DNA-Proben von möglichst vielen Tierarten genommen, um sie zur Not nachzüchten zu können. Nebenbei wurden auch zur Sicherheit einige Tausend Menschen (und womöglich auch Tiere, auch wenn das nicht erwähnt wurde) in Anlagen auf anderen Planeten und Monden des Sonnensystems in Sicherheit gebracht.
Letzten Endes gelingt es Hans von Dankenfels und seinen Leuten, durch das Raum-Zeit-Struktur-Feld zu fliegen, während die zweite Alieninvasionswelle bei dessen nächster Feldöffnung hindurchfliegt. Dabei jagen sie dann den Planeten in die Luft, auf welchem sich die Führer der Aliens befinden. Indem sie der Schlange den Kopf abschlugen, entschieden sie den Krieg zu Gunsten der Menschheit. Am Ende des Krieges ist die Erde unter der Führung des deutschen Kaiserreichs vereint und der Kaiser kündigt an, die Menschheit nach dem Wiederaufbau zu den Sternen führen zu wollen. Ein herrliches Ende.