Nur noch wenige Stunden, dann ist wieder Juni. Uns erwarten Sonne, Sommer und zum zweiten Mal der Stolzmonat! Ihr und euer Meme-Ordner seid sicher schon bereit, erneut in den Sozialen Netzwerken eine schwarz-rot-goldene Welle loszutreten und der Welt zu zeigen, dass das Heilige Deutschland noch sehr lebendig ist. Doch verweilt noch einen Moment und hört zu. Denn dieser Sommer wird zu einer echten Stolzprobe werden. Ihr werdet darüber bestimmen, ob der Stolzmonat für jetzt und in Zukunft zu einem echten Ereignis, einer Tradition, werden wird oder es beim schalen Aufguss und langsamen unwürdigen Sterben einer einstmals viralen Hashtag-Kampagne bleiben wird.
Durch den großen erdrutschartigen Erfolg, den der Stolzmonat 2023 auf Twitter hatte, war klar, dass man ihn wiederholen wird. Die deutschen Twitter-Trends über Tage und zum Teil Wochen zu dominieren und damit den woken Pride Month und seine gratismutigen Multiplikatoren auszustechen, war eine große Leistung und zugleich hatten wir auch jede Menge Spaß daran Memes, KI-Bilder und Flaggen zu posten und dabei die kreative Seite des rechten Lagers zu zeigen. Warum das ganze also in diesem Jahr nicht nochmal machen? Und hier fängt das Problem schon an. Sind Twitter-Trends, Hashtags und lustige Bildchen von Flaggenmeeren schon alles, was wir erwarten können? Und wie sieht es aus, wenn der Stolzmonat nicht noch einmal viral verfängt?
Die Unplanbarkeit von Viralität
Schon der Versuch es mit dem Stolzmonat zu übertreiben, aus ihm gar ein Stolzjahr zu machen, statt zu erkennen, wann es gut ist und man den Leuten nur noch auf die Nerven geht, war ein deutliches Signal, wie schnell sich eine solche Kampagne abnutzen kann, auch schon gegen Ende des Monats zeigten sich deutliche Abnutzungserscheinungen und Einbrüche bei der Beteiligung. Mit Memes allein lässt sich so ein Elan nur schwer über Wochen aufrecht erhalten und man ist vielleicht sogar ganz froh, wenn es dann auch wieder vorbei ist. Vor allem bleibt es nur so auch etwas besonderes.
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, so sagt man. Dass Menschen von einem überraschenden, witzigen Trend leicht mitgerissen werden und Spaß daran haben, sich zu beteiligen, sehen wir immer wieder, ob es nun eben der Stolzmonat oder ein verbotener Ohrwurm ist, doch aus dem Reiz des Moments etwas von Dauer zu schaffen, ist sehr viel schwieriger. Einen viralen Moment kann man nicht planen und weil der Stolzmonat nichts frisches, überraschendes mehr ist, wird er in diesem Jahr vor allem von der Nostalgie und einer Hoffnung auf das Wiederaufleben der Stimmung vom letzten Jahr leben, während sich womöglich schon das Empfinden einschleicht, man beteilige sich primär aus Pflichtgefühl heraus daran. Stehen die Twitter-Trends im Fokus, aber bleibt das virale Moment aus, kann das die Motivation sehr trüben. Es sollte also um mehr, als nur die Sozialen Netzwerke gehen.
Abwenden von der Anti-Haltung
Tatsächlich macht die LGB-Community (auf die geisteskranke Buchstaben-Addition verzichten wir an dieser Stelle bewusst) hier grundsätzlich einiges richtiger. Natürlich sind damit nicht Fetisch-BDSM-Keller-Nudisten-Paraden mit Horrorclowns gemeint. Der Christopher-Street-Day, der Nukleus dieser Pride Month Idee, begann als ernstgemeinte politische Demonstration, die später einen leichtherzigeren Umzugscharakter annahm und heute auch um darum gesprenkelte Feierlichkeiten ergänzt wird. Die gute Idee dahinter ist, das politische Engagement sichtbar zu gestalten, in die Welt hinauszubringen, ein Gemeinschaftserlebnis zu stiften, andere daran teilhaben zu lassen und dabei auch noch Spaß zu haben. Und das Ganze geht natürlich nicht aus Hinterzimmern und Sozialen Netzwerken heraus. Es ist wichtig in die Welt zu gehen und etwas zu erleben!
Und dabei sollte es um uns selbst gehen. Ist man ehrlich, dann war der erste Stolzmonat eine Abwehrreaktion. Daran ist auch nichts verwerflich. Das Ausmaß, in dem wir tagtäglich, in den Medien, durch Politik und Nachrichten mit progressiver Sexualabnormitätspropaganda gefüttert werden und diese Propaganda sich wie Säure in alle möglichen – auch von uns geliebten Kulturerzeugnisse einätzt, macht es extrem befriedigend, dem System seinen heuchlerischen Pride Month zu verhageln. Das ist aber letztlich nur eine kurzfristige destruktive Freude.
Auch wenn wir dem Progressive Pride den nationalen und regionalen Stolz entgegen hielten, die Regenbogenflagge mit Stolzflagge und Nationalfarben konterten, ging es uns wirklich um das Eigene? Empfanden wir wirklich etwas? Wären wir bereit gewesen mehr zu tun als nur einen Social Media Post abzusetzen? Wieviele sind nach dem Ablassen von etwas Frust dann doch wieder vor einer amerikanischen TV-Serie zu versumpft, anstatt das wahre Deutschland jenseits leerer Worte und unsere eigene Identität zu erkunden, ein echtes Lebensgefühl zu suchen? Oder ging es doch nur darum, den Linken und einer ihrer angebeteten Minderheiten zur Abwechslung mal eins reinwürgen zu können?
Den Sommer nutzen
Wie wir schon in unserem damaligen Artikel zu Stolzmonat und Thymos-Dämmerung schrieben:
“Ob es bei einer lustigen Hashtag-Kampagne bleibt oder daraus eine echter Lebensreform-Moment wird, hängt ganz davon ab, was ihr aus dem #Stolzmonat macht.”
Dieser zweite Stolzmonat wird also der Lackmustest dafür werden, ob es gelingt, statt bloßer Anti-Haltung ein echtes Lebensgefühl zu kultivieren und damit etwas Dauerhaftes aufzubauen. Dafür müssen wir hinein in die Welt und etwas unternehmen und nicht nur Bildchen posten.
Unternehmen kann man grundsätzlich das ganze Jahr über etwas, aber obwohl meistens die Möglichkeit besteht, brechen wir doch relativ selten mit Alltag und Gewohnheit. Feier- und Traditionstage sind ähnlich wie Jubiläen gute Anlässe und Anregungen, um den Hintern hoch zu bekommen. Den Stolzmonat sollte man unserer Ansicht nach genauso verstehen. Unternehmt gerne auch das Jahr über was, aber im Stolzmonat dürft ihr so richtig ins Stolzsein und Deutschsein eintauchen und das gerne mit Familie und Freunden teilen. Der Sommer lockt, das Wetter ist gut, der Grill wartet und für die Kinder in Mitteldeutschland beginnen auch schon die Sommerferien im Juni. Es gibt also kaum einen besseren Zeitpunkt, um anlässlich des Stolzmonats Kultur, Gemeinschaft und Geschichte zu erleben.
Starten wir eine neue deutsche Welle
Da man Gutes nicht nur tun, sondern auch darüber soll, initiiert das Thymos Magazin die Stolzprobe, um euch Anregungen zu geben und Herausforderungen für einen möglichst voll ausgekosteten Stolzmonat zu stellen.
Im Juni werden auf unseren Social-Media-Kanälen (jetzt gerne folgen) und speziell auf Twitter mit dem Hashtag #Stolzprobe kleinere und größere Herausforderungen geteilt werden. Zugleich könnt ihr unter dem Hashtag gerne Eindrücke und Bilder davon posten, wie ihr euren Stolzmonat verbringt und die Herausforderungen mit euren Freunden und Kontakten teilen, damit diese dazu angestachelt werden, im Juni mehr zu unternehmen als nur KI-Bildchen zu teilen.
Wir wünschen unseren Lesern einen erfrischenden White Boy Summer und einen ereignisreichen Stolzmonat.