Wenige Filme sind so offensichtlich rechts wie die Herr-der-Ringe-Trilogie. Das monumentale Heldenepos ist frei von den Verdrehungen und der Degeneration der Moderne. Alle Dinge sind rein und entsprechen ihrem inneren Wesen. Die Elben sind schön, anmutig und elegant, die Orks furchterregend, hässlich und abstoßend. Der rechtmäßige König ist edel und gut, wenn er nicht durch schwarze Magie korrumpiert wurde.
Durch und durch europäisch
Mit Mittelerde schuf Tolkien eine Welt, die tief im europäischen Geist und der europäischen Tradition verwurzelt ist. Sie ist eine Verdichtung von Erzählungen und Bildern der Antike, der germanischen Mythologie und dem christlichen Glauben. Ein Gegenentwurf zur mechanisierten und entwerteten Moderne, der nicht nur mythisch, sondern auch äußerst vielschichtig ist. So schrieb Tolkien im Silmarillion eine detaillierte Schöpfungsgeschichte seiner Welt nieder. Hier finden wir eine Fülle übernatürlicher Wesen, Rassen und Völker. Diese Völker selbst, deren Aufstieg und Niedergang er über viele Zeitalter hinweg beschreibt, besitzen wiederum eigene Sprachen, Sagen und Mythen.
Die Geschichte von Herr der Ringe ist somit kein erzwungenes oder willkürliches Konstrukt, sie ist grundlegend in die Erzählung von Mittelerde eingebettet. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen populären Büchern und Filmen. Gerade bei einer Gegenüberstellung mit dem durchamerikanisierten „Game of Thrones“ wird die fundamentale Bedeutung von Tolkiens Ansatz deutlich. Game of Thrones bleibt ein aus Versatzstücken klassischer und historischer Erzählungen zusammengewürfeltes Geschichtsgulasch. Die Handlungsstränge drängen auseinander, verlieren sich oder bleiben unvollendet, anstatt sich zu einer großen Erzählung zu fügen. Damit sind die Taten und das Leid der überwiegend egoistischen Figuren letztendlich sinnlos. Über diese fehlende Substanz sollen nun Schockeffekte und Obszönitäten hinwegtäuschen.
Der Wille zur Macht korrumpiert
Im Gegensatz zu Game of Thrones durchzieht Herr der Ringe eine klare Absage an einen nietzscheanischen Willen zur Macht, einem Grundpfeiler der alten Rechten. Kern der Geschichte ist der Ring der Macht, der von dem dunklen Herrscher Sauron geschmiedet wurde und nun zerstört werden muss. Doch der Ring ist kein einfaches Werkzeug, das benutzt werden kann, sondern er ergreift von dem Träger Besitz und korrumpiert selbst den größten Zauberer.
Die Aufgabe, den Ring nach Mordor zu bringen und ihn zu vernichten, kann schließlich nur von einem zierlichen Hobbit gewagt werden, denn nur er kann aufgrund seiner Einfachheit und Bescheidenheit dem Ring trotzen. Es ist also ganz zentral die Gier nach Macht, die korrumpiert und zum Bösen führt. Boromir sieht den Ring als die letzte Chance, sein Volk zu retten und wieder zu Größe zu führen. Trotz der guten Absicht führt eine solche Ermächtigung in den Abgrund. Letztendlich wird Mittelerde nicht durch eine siegreiche Schlacht, sondern von einem kleinen Hobbit gerettet.
Wir Rechten sind Gefährten
Aber er ist nicht allein. Die Gefährten eint das Ziel, ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren. Sie werden alle auf unterschiedlichen Wegen in die Geschichte hineingezogen und bilden trotz ihrer Gegensätze eine Schicksalsgemeinschaft. Für die meisten Gefährten handelt es sich um eine Reise ins Ungewisse und Unbekannte, sie können weder die Tragweite ihrer Entscheidung verstehen noch das Ausmaß ihrer Aufgabe überblicken. Auf dem Weg entwickelt sich dann eine Freundschaft, die sie die Herausforderungen bestehen und über sich hinauswachsen lässt. Die Freundschaft bleibt, auch wenn sich ihre Wege trennen.
Christian Illner sieht in dem Prinzip der Gefährten eine Leitidee für die künftige Rechte. Genau wie bei uns, so ist die Lage der Gefährten hoffnungslos, wenn wir die Welt auf Zahlen und Statistiken reduzieren. Saurons Armee scheint übermächtig und unbesiegbar zu sein. Aber es gibt immer etwas, dass dem rationalen Blick entgeht. Daher müssen wir uns von der Verkrampfung lösen, eine große Strategie bzw. eine einheitliche Weltanschauung finden zu wollen, auf die sich alle einigen können. Wie die Gefährten müssen wir unsere Reise antreten und den Weg so annehmen, wie er sich uns zueignet.
Eine Filmadaption, die es ernst meint
Kommen wir schließlich zur filmischen Umsetzung. Die meisten Filme werden ihrer Buchvorlage nicht gerecht. Was macht Peter Jackson besser?
Zuerst ist ihm hoch anzurechnen, dass er Tolkien ernst nimmt und sich ehrlich mit ihm auseinandergesetzt hat. Was sind seine Ansichten? Was möchte er uns mit seinen Büchern sagen? Wegen dieser Haltung ist Herr der Ringe auch frei von jeglicher politischen Korrektheit. Es gibt keine Quotenbesetzung, keinen Rollentausch oder sonstige Anbiederungen an den Zeitgeist. Anpassungen der Geschichte dienen lediglich dazu, den Stoff für das neue Medium zu adaptieren. Gerade in unserer Gesellschaft, in der nichts mehr heilig ist, versuchen Regisseure und Drehbuchautoren nur allzu oft, allein die Äußerlichkeit der populären Vorlage zu übernehmen und sich in Wahrheit selbst zu verwirklichen.
Daneben handelte es sich um ein äußerst ambitioniertes Projekt, das zwischenzeitlich ganz auf der Kippe stand. Aus finanziellen Gründen sollten zu Beginn nur zwei Filme entstehen. Als nach langer Planung die Kosten stiegen, wollte der Produzent den Stoff sogar auf einen einzigen Film zusammenkürzen lassen! Zum Glück gelang es Jackson und seinem Team, eine neue Produktionsfirma zu finden, die sogar eine Trilogie realisieren wollte. Es entstanden drei Filme mit einer Gesamtlänge von 9 Stunden in der Kinoversion und sogar 11,5 Stunden in der Langfassung! Herr der Ringe entging knapp einer radikalen Zusammenkürzung und bekam damit die notwendige Zeit für seine epische Geschichte.
Liebe zum Detail
Eine lange Spielzeit allein macht noch keinen guten Film. Essenziell für Herr der Ringe ist die Liebe zum Detail, so wurden Bauwerke, Kostüme und Monster entworfen, die glaubhaft den Kulturen und Gegebenheiten Mittelerdes entsprechen. Kulissen, wie die Häuser der Elben in Bruchtal oder die Festung Minas Tirith, wurden noch liebevoll als Miniatur mit der Hand gebaut. Anstatt populäre Superstars anzuheuern, stand bei der Rollenbesetzung die Ausstrahlung der Schauspieler im Vordergrund. Jeder Darsteller sollte zu seiner Figur passen. Zu guter Letzt gehört zu jedem Filmklassiker auch die entsprechende musikalische Untermalung, die untrennbar mit dem Werk verbunden bleibt. Der Soundtrack von Howard Shore entführt uns in eine heroische, magische, aber auch düstere Welt. Hier wurde ebenfalls auf jedes Detail geachtet, so singen die Chöre in den von Tolkien erdachten Sprachen für Menschen, Zwerge und Elben.
Wenn es etwas an der Verfilmung zu kritisieren gibt, dann ist dies lediglich die etwas zu große Zahl an Actionsequenzen und Computereffekten. Auch ein paar Witze sind unnötig. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Ein Tipp zum Abschluss
Es ist Konsens, dass die Hobbit-Verfilmung misslungen ist. Wer es dennoch nicht lassen kann, dem rate ich dringend zu einem Fancut wie z. B. „J.R.R. Tolkien’s The Hobbit“ von Maple Films. Irgendwas gabs da auch noch mit einer Amazon-Serie, aber das habe ich erfolgreich verdrängt.