Die natürliche Spannung zwischen weiblichem und männlichem Verhalten, die Interaktion zwischen den Geschlechtern und die Unsicherheit, die sie vor allem bei jungen Männern heutzutage auslöst, ist ein spannendes Thema. Vor allem bei der Partnersuche! Die Thematik fühlt sich für viele wie ein undurchdringbares Minenfeld an. In meinen Augen eine däfetistische schwarze Pille. Man denkt, dass man nur dann systematisch erfolgreicher werden könne, wenn man die menschliche Komponente vernachlässigt und die Suche nach der Partnerschaft auf ein herabwürdigendes berechnendes Checklisten-Spiel herabsetzt.
“Tu A und erhalte B”. Genau dieses unehrliche Spiel wird auch von Teilen der Red-Pill-Bewegung betrieben. Sie können damit Erfolg haben, weil unsere Gesellschaft Frauen vermittelt, sie würden von sexueller Freiheit profitieren, während sie am meisten darunter leiden. Man würde daher am liebsten nichts tun, was einen auch nur in die Nähe dieser zerstörerischen Extremform bringen könnte. Man wünscht dann, man könne einfach “man selbst” sein, was oft suggeriert wird, jedoch kaum zu Ergebnissen führt. Dieser Weg führt ins an Narzissmus grenzende Gegenteil: Der Unwille, die Rolle des Partners einzunehmen, wenn sie eigene Zugeständnisse erfordert.
Die Gefahr der gewählten Inkompetenz
Wer jedoch den Kopf in den Sand steckt, stellt eine ebenso große Gefahr für sich selbst und sein Umfeld dar. Er wird niemals ein verlässlicher Freund sein können, da er ständig auf den Moment wartet, dass ihn das Schicksal endlich erlöst. Er wird alles und jeden stehen und liegen lassen, um einer angeblich schicksalhaften Begegnung nachzugehen, auch wenn es sich immer wieder als schmerzhafte Illusion herausstellt. Das Bedürfnis nach Partnerschaft in uns ist so gigantisch, dass es vor allem dann großen Schaden anrichtet, wenn wir versuchen, es zu ignorieren.
Partnersuche als Fähigkeit
Menschen werden zwar mit Begabungen geboren, aber Können und konkrete Fähigkeiten müssen in den meisten Dingen durch Erfahrung, Mühe und Fleiß erst erworben werden. Mannsein bedeutet zum Mann zu werden. “Er selbst” stellt als junger Mann nicht allzu viel dar, bevor er nicht an sich gearbeitet hat. Er findet durch sein Unterfangen und die daraus resultierende Erfahrung zu einem reiferen “er selbst”. Jemand, der Klavier spielt und sich immer wieder verspielt hat, könnte nicht Klavier spielen, wenn er einfach “er selbst” geblieben wäre. Wer “einfach er selbst” bleibt, bleibt hängen. Und das gilt für den Umgang mit dem anderen Geschlecht ebenso.
Dieser Prozess an sich ist befreit von moralischen Implikationen. Wer Kampfsport erlernt, ist erst dann böse, wenn er die Fähigkeit missbraucht.
Dabei kann der Mann durchaus seine Menschlichkeit und Moral während des Lernens bewahren, überhaupt erst erlangen oder vertiefen, sodass keinesfalls eine Dichotomie zwischen “naiv und gut” und “red-pilled und bösartig” besteht. Wer sich also Hilfe bei Dating-Beratern sucht, ist nicht zwangsläufig ein Aufreißer, der es auf einen möglichst großen Bodycount abgesehen hat.
Man ist kein Monster, nur weil man Karate erlernt hat. Außer man greift jemanden an. Man ist auch kein Roboter, weil man in mühsamer Arbeit den Umgang mit dem Piano erlernt hat. Erst durch die vorherige wiederholte langweilige Anstrengung ist man irgendwann in der Lage, gefühlvoll zu improvisieren.
Das Zwischenmenschliche
Im Zwischenmenschlichen verdrängen wir gerne die eigentlich ermutigende Realität, dass auch hier ein Erlernen möglich ist. Durch wiederholtes Scheitern wird man nämlich besser im Umgang mit anderen. Man lernt besser zuzuhören. Man arbeitet darauf hin, sich ehrlich zu präsentieren, auch wenn man das Gegenüber dadurch verschrecken könnte. Wenn man weiß, wann man aufgeben sollte, erspart man sich so manch unangenehme Situation. Um das zu erlernen, muss man sich dem Scheitern stellen. Viel mehr als eine emotionale Schürfwunde wird man nicht davon tragen. Wenn man oft genug abgelehnt wurde, nimmt man es nicht mehr persönlich, sondern sieht es als unausweichliche Realität im Miteinander an. Dadurch bleibt der Stolz intakt und man fängt an, zu lernen. Dadurch steigt die Selbstsicherheit.
Der Weg in den Abgrund
Nur wenn man vorher oder auf dem Weg zur zwischenmenschlichen Kompetenz die kindlichen Enttäuschungen nicht hinter sich lassen konnte und verbittert bleibt, nutzt man andere aus. Ein berechnender Pick-Up-Artist hat oft ein ambivalentes Verhältnis zur Wahrheit, weil es ihm kurzfristig mehr Erfolg beschert. So vergehen Jahre der kurzfristigen Abenteuer und Selbstverleugnung. Er hatte den richtigen Weg eingeschlagen mit der Entscheidung, sich der Ablehnung zu stellen, sich auf dem Weg jedoch verrannt.
Der Kompass
Daher ist es wichtig, neben den sozialen Fertigkeiten, die man durch den gezielt aufgesuchten Kontakt mit anderen Menschen erlernt, einen moralischen Kompass zu entwickeln, der vor den Versuchungen schützt, die der Erwerb von sozialer Kompetenz mit sich bringt. Das Christentum bietet hierbei eine großartige Hilfestellung. Wenn Ehrlichkeit einen unverhandelbaren Wert darstellt, täuscht man nicht und bleibt authentisch. Das bietet kurzfristig weniger, langfristig jedoch viel mehr Erfolg als der unehrliche Weg.
Besser Selbstentwicklung als selbstgewählte Einsamkeit
Viele werden dich nicht mögen; besonders, wenn du nicht “einfach du selbst” bleibst. Das darf aber keine Rolle in deiner Entscheidung spielen, jemand zu werden. Wer sich bemüht, wer sich der Erkenntnisangst stellt, wer sich einem externen Regelwerk unterwirft, kommt schon körperlich und moralisch intakt am anderen Ende an, selbst wenn oder gerade dann, wenn er Erfolg hat. Gerade Rechte sollten diesen Prozess kennen, sind doch einige von uns in unserer politischen Entwicklung weit gekommen. Daher sollte ein jeder sich wagen, sich zu entwickeln und dabei in Kauf nehmen, sich eventull zeitweise ordentlich zu verspielen. Es gehört zum guten Leben dazu.