Früher war es üblich, als Mann eine gute Menge an Etikette, Manieren und Regeln bezüglich Männer nennen zu können. In unserer heutigen Zeit versucht jedes Leitmedium und fast jede soziale Institution, alle geschlechtsspezifischen Regeln immer weiter aufzulösen und zu hinterfragen. Daher halte ich es für wichtig, sich auf alte Regeln hin und wieder zurückzubesinnen. Dies gilt für jeden, der das Mannsein bejahen und weg von der jetzigen Leitkultur will.
Entfremdung und Überwindung
Ich glaube, dass sich die Mehrheit der Männer vom Zeitgeist entfremdet fühlt. Sie scheinen in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen, wenn es um ihre gesellschaftlichen und politischen Wunschvorstellungen geht. Dieser Mangel an Authentizität mit sich und anderen macht sie unglücklich. Unterdrückt wird dieses Gefühl durch die Ablenkung der hedonistischen Auswüchse der Kultur und durch den sozialen Druck von links. Das Bewusstwerden über diese Unterdrückung der inneren Gefühle macht Männer stark oppositionell gegen den Hauptstrom, was z.T. auch fanatisch wird (Siehe Wokeempörungskultur, Mannospähre und Inceldom). Deswegen müssen wir frei von Groll für bessere Werte einstehen.
Über die Werte, die ein Mann vertreten soll, sind wir uns meistens einig: Integrität, Stärke, Weisheit, Disziplin, Selbsterkenntnis. Um diese in die Tat umzusetzen, müssen wir aber genauer sein. Die meisten Männer wissen heutzutage noch das Mindeste: fester Händedruck, Augenkontakt, anderen die Tür offenhalten, lächeln beim Begrüßen, dem Anlass entsprechend sich kleiden. Auch bei diesen Regeln mangelt es bei viel zu vielen heutzutage. Deswegen habe ich hier ein paar alte Regeln für Männer kompiliert und kommentiert. Diese Regeln stammen zwar aus verschiedenen Zeiten, die meisten werden aber an die 50er- und 60er-Jahre erinnern, was jedoch zum Stil des Thymos-Magazins passt.
Ihnen, lieber Leser, möchte ich noch anraten, über die folgenden Regeln selbst nachzudenken und, wenn sie Ihnen gefallen, einzuhalten. Mit gutem Beispiel beeinflusst man meist mehr als man denkt!
Regeln für Männer
Haus bauen, Kind zeugen, Baum pflanzen.
Dieses Sprichwort ist in Deutschland allseits bekannt und wird als „die drei Lebensziele eines Mannes“ bezeichnet. Der Ursprung des Sprichwortes ist sehr alt und nicht genau zu verorten. In einer anderen Variation heißt es auch „Sohn zeugen“. Den letzten beiden Zielen kann ich so zustimmen. Das Pflanzen eines Baumes (manchmal auch Apfelbaum) symbolisiert dabei die Beziehung zur Natur und die Hinterlassenschaft für zukünftige Generationen. Mit dem zweiten Ziel wird auch impliziert, dass man die nächste Generation sozial erzieht. Hausbauen würde ich im heutigen Zeitalter der Überbevölkerung, Überregulierung und Spezialisierung wohl grundlegender betrachten. Mit der Idee des Hausbauens wird für mich gemeint, dass man der Familie Schutz und Stabilität bieten kann und dass man etwas Unterschlupf o.Ä. mit den eigenen Händen baut. Viele Männer hatten schon als Kind den Drang, eine kleine Hütte oder ein Baumhaus bauen zu wollen.
Trage immer Bargeld mit dir.
Falls etwas Unerwartetes passierte oder man für eine Rechnung aufkommen musste, war dies essenziell. Auch heute gilt dies noch, da es in Deutschland noch häufig Läden gibt, die nur Bargeld annehmen. Ich würde hier noch den generellen Ratschlag hinzufügen, dass man nicht nur außer Haus, sondern auch zu Hause immer genug Bargeld haben sollte, falls man durch eine Krise nicht mehr an sein digitales Geld rankommt. Für die genaue Menge hiervon suchen Sie besser einen Finanzratgeber auf.
Trage immer ein Taschentuch mit dir.
Damals war damit ein Stofftaschentuch gemeint. Heute geht aber beides. Es ist nützlich für die eigene Hygiene, für Alltagssituationen wie dem Reinigen von Brillen und Bildschirmen und um es einer Dame anbieten zu können. Gerade zur Erkältungszeit ist es eine gute Geste, anderen ein Papiertaschentuch anzubieten.
Trage immer ein Taschenmesser außer Haus.
Heutzutage sind nicht mehr so viele spontane Reparaturen nötig, aber Verpackungen und lose Fäden gibt es noch genug. Gerade in urbanen Gegenden werden Taschenmesser aber sehr negativ angesehen und die Regulierungen sind hier auch stärker als früher. Als einen guten Kompromiss befinde ich es deshalb, immer ein einfaches Multifunktionswerkzeug mitzuführen. Es ist kompakt, weniger auffällig, und ist sogar noch hilfreicher als nur ein Taschenmesser.
Trage nie kurze Hosen oder Sandalen außer Haus.
Diese Regel ist typisch 50er. Grundsatz hiervon ist, dass die Beine und Füße von Männern anstößig sind. Die Bayern haben verständlicherweise ein klares Problem hiermit. Ich werde ihnen auch nicht ihre Kultur absprechen und denke, dass Körperbehaarung, wenn sie gepflegt wird, nicht etwas Obszönes ist. Zum Sport und Wandern im Sommer habe ich auch nicht vor, lange Hosen zu tragen. Man kann sich aber schon darauf einigen, dass der Mann in der Öffentlichkeit schöne Hosen tragen sollte, die sauber und ordentlich sind.
Was Sandalen angeht, denke ich, dass sie beim Besuch zum Strand oder Schwimmbad völlig angebracht sind. Die Sandalen mit Socken des typischen, deutschen Touristen sind weiterhin verpönt, da es gegen den Sinn der Sandalen verstößt und man seinen Mitmenschen keine verschwitzten Socken ertragen lässt. Für den modebewussten Mann sind im Sommer Bootsschuhe ein guter Ersatz für Sandalen.
Nimm immer die Treppe.
Eine andere Variante dieser Regel besagt, immer die Treppe zu nutzen, wenn eine Dame den Aufzug benutzt. Gesundheitlich gesehen sollten wir alle mehr Bewegung in den Alltag einbauen. Gleichzeitig sind solche Alltagsentscheidungen disziplinierend für den Geist. Bei hohen Gebäuden und Zeitdruck ist dies natürlich fatal. Dabei ist Treppen runtergehen z.T. schlecht für die Knie und man hat natürlich die Sturzgefahr.
Sei Sporttrainer für Kinder.
Kinder brauchen in unserer Zeit mehr männliche Vorbilder. Es ist eine sinnvolle Aufgabe, fördert die Gemeinschaft, Talente, Gesundheit und die eigene persönliche Entwicklung. Ich würde die Regel erweitern auf: Sei Betreuer für Kinder.
Pack nicht mehr, als du tragen kannst.
Sei es beim Mitnehmen von Dingen oder beim Annehmen von Aufgaben: Vermeiden Sie unnötigen Stress, kennen Sie ihre Grenzen und setzen Sie Prioritäten!
Lehne nie die Einladung zum Tanzen einer Frau ab.
Verlassen Sie ihre Komfortzone, schätzen Sie den Mut der Frau (und demütigen Sie sie nicht) und feiern Sie das Leben. Und wenn sie nicht schön ist, lässt es Sie vor den anderen großherzig aussehen.
Frage die Frau, die nicht zum Tanzen aufgefordert wird, ob sie tanzen möchte.
Hier geht es noch mehr um Selbstlosigkeit als bei der vorherigen Regel. Es ist ein mächtiges Symbol der Großzügigkeit, beweist Empathie und fördert das Gemeinwohl.
Bei Familienfotos korrekt lächeln. Keine Grimassen.
Es ehrt die Erinnerung, stärkt den Zusammenhalt, ist ästhetisch und zeigt Reife. In lockeren Momenten sehe ich lustige Gesten aber als legitim.
Lehne nur Hochzeitseinladungen ab, wenn du der Person nicht nahestehst.
Um dies herauszufinden, fragen Sie sich, ob die Beziehung stark genug ist, dass man sich umarmen würde oder zusammen über andere Bekannte reden und urteilen kann.
Immer rasiert sein
Dies ist offensichtlich aus den 50ern. Hier spielt auch z.T. der Kalte Krieg eine Rolle. Da der Ostblock Bärte bejahte, wurden sie im Westen verneint. Der Sinn dieser Regel ist ein gepflegtes Äußeres als Zeichen von Respekt gegenüber sich und anderen. Geschichtlich betrachtet gab es viele Hochkulturen, in denen die Rasur der Bärte als hygienisch, diszipliniert und elegant galt. Es war aber auch bei vielen Kulturen (z.B. Mesopotamien) üblich, seinen Bart kunstvoll zu pflegen als Zeichen von Status oder Weisheit. Diese Regel würde ich heutzutage neu definieren: Pflege dein Gesicht und deinen Bart täglich.
Jede Frau mit „Gnädige Frau“ oder „Fräulein“ ansprechen
Die Benutzung der Verniedlichung „Fräulein“ wurde von den Feministinnen als unterdrückerische Verkleinerung der Frau dämonisiert, was es zu einer Tretmine macht. Über „Gnädige Frau“ würde man wohl lachen. Aufrichtige Ritterlichkeit wird im linken Zeitgeist nämlich als etwas Unechtes oder sogar Sexistisches wahrgenommen. Trotzdem denke ich, dass aufrichtige Ritterlichkeit etwas ist, das jeder Mann wieder in die Kultur tragen muss, da es auch Frauen dazu bringt, sich würdevoller zu verhalten. Das Unaussprechliche kann man anfangs immer nur als Witz oder Übertreibung hereinbringen. Z.B. kann man während eines Gesprächs in gewitzeltem Ton fragen, was die „Dame“ oder „gnädige Frau“ denn bedarf. Ich bin mir sicher, dass die meisten Frauen bei diesem Spielchen sehr positiv reagieren.
Aufstehen, wenn jemand den Raum betritt
Wenn ich das bei meiner Arbeit jedes Mal machen würde, käme ich niemals voran. Bei fremden Personen und Vorgesetzten kann ich dies aber nachvollziehen. Im Privaten gilt dies bei Gästen und Älteren ebenfalls. Es ist ein Zeichen von Respekt, Aufmerksamkeit und Disziplin. Das Würdigen von Autorität als Anerkennung sozialer Hierarchien ist außerdem etwas, das klar gegen den Zeitgeist ist.
Nie sitzen bleiben, wenn eine Dame steht.
Im Bus oder Zug gibt man einer Frau seinen Platz. Mir würde es schwerfallen, dies einer zu geben, die mir offen feindlich gegenübersteht, aber man darf dem Feind nicht ins Gesicht grinsen, wenn er am Boden liegt, wenn man ihn auf seine Seite holen möchte.
Kein Schmuck außer Armbanduhr
Schmuck war in der Nachkriegszeit abgesehen vom Ehering etwas Weibliches. Wenn man historisch in die Vergangenheit schaut, gab es viele Zeiten, wo Männer als Zeichen von Status viel Schmuck trugen. Ich selbst mag es zwar gar nicht, aber ich sehe ein, dass Männer gerne etwas, dass ihnen wichtig ist, wie z.B. eine Kreuzkette oder ein Erbstück, an sich tragen. Mit Verdacht betrachte ich Männer, wenn es mit dem Schmuck in den grandios-malignen Narzissmus überzugehen scheint. Zu viel Schmuck behindert auch den Mann in seinen physischen Tätigkeiten. Ich postuliere deswegen frei heraus, dass man als Mann im Alltag nicht mehr als drei Schmuckstücke tragen sollte. Eines der Ideen hinter Schmuck ist, dass der Mann mit dem Kauf eines für ihn uninteressanten Objektes der Frau seine Liebe und Opferbereitschaft beweist. Es ist also möglich, dass dies die Beziehung zwischen Männern und Frauen untergraben kann.
Hemd in die Hose stecken
Das ist etwas, womit ich mich schwer tat, um mir nicht steif vorzukommen. Es ist aber ein Trugschluss. Lange Beine sind ein Schönheitsideal. Die meisten (mich eingeschlossen) haben Beine, die etwas zu kurz sind im Vergleich zum Oberkörper. Es ist also ästhetisch ansprechend, die Beine angemessen zu betonen, anstatt durch ein loses Hemd den Oberkörper noch länger zu machen, als er sowieso schon ist. Wer es noch anzweifelt, braucht einfach nur Frauen zu fragen, was sie an einem Mann bevorzugen.
Ausnahme sind hier Hemden, die keine abstehenden Enden haben, wie z.B. Polohemden. Hemdeinstecken ist außerdem ein Zeichen, dass man ein Treffen ernst nimmt, auf sein Äußeres wert legt und diszipliniert ist. Weitere Aspekte sind hier das richtige Einstecken des Hemdes, damit es nicht zu locker oder zu straff sitzt und die Wahl der richtigen Größe, damit das Hemd am ganzen Körper richtig passt.
Anmerkung der Redaktion: Wenn man zum Hemd greift, um gut angezogen zu sein, dann sollte man keine halben Sachen machen. Das gilt auch für das Kurzarm-Hemd, das man gar nicht erst kaufen sollte.
In gemischter Gesellschaft niemals über Politik und Religion sprechen
Komischerweise ist dies bei Leuten in meinem Alter nie ein Problem. Wenn ich dagegen in der Gesellschaft von Boomern bin, kommt Politik mindestens einmal zur Sprache. Meistens wird dann irgendeine Propaganda aus den Medien oder ein schneidiger Spruch von der Heute-show oder Extra 3 wiederholt. Leider sind Boomer meiner Erfahrung nach oft süchtig nach dem ÖRR.
Nie laut fluchen
Es zeigt Selbstkontrolle sowie Respekt anderen gegenüber und bewahrt seine Würde. Ausnahme ist hierbei der private Bereich. Unter Freunden kann dies nämlich akzeptiert sein. Gerade, wenn man eine hitzige Runde Die Siedler von Catan spielt.
Immer ruhig bleiben
Männer sollten in jeder Situation ruhig und kontrolliert auftreten. In unserer infantilisierten Gesellschaft kann man hiermit einfach positiv herausstechen.
Zeitungen lesen
Es wurde früher erwartet, dass ein Mann über die aktuellen Ereignisse informiert war. Heutzutage ist eine Pause von Informationen wohl wichtiger. Gerade Desinformation und Demoralisierung sind ein Problem. Mein Rat wäre, sich an einem Tag in der Woche eine feste Zeit für das bewusste Informieren zu nehmen und sonst nur zu recherchieren, wenn man aufgrund des Ereignisse persönlich reagieren muss.
Wie und warum ich diese Liste erarbeitete
Der Denkanstoß für diesen Artikel war die 1000. Folge vom „Art of Manliness“-Podcast über „moderne Regeln für Männer“, aus dem auch ein paar Regeln in diesem Artikel sind. Manche der Regeln entspringen meinem Kopf, für andere bin ich im Netz Listen von alten Männerregeln aus den 50ern durchgegangen. Um die Bekanntheit dieser Regeln zu bestätigen, habe ich sie auch recherchiert. Die Anzahl von Verhaltensregeln ist, wenn man an das Knigge und die verschiedenen sozialen Kreise und Kulturkreise denkt, überwältigend. Deshalb sind das Einstudieren und Umsetzen davon sowie die Ablehnung falscher Verhaltensregeln (Politische Korrektheit ist z.B. eine Sitte) die wahre Herausforderung für uns.