Dies ist der zweite Teil des Artikels über die Kaiserfront-Romane. Wenn du mehr über die Hauptreihe erfahren möchtes, lies den ersten Teil!
Es war und ist noch immer faszinierend, sich damit auseinanderzusetzen „Was wäre gewesen wenn…?“. Ein Thema, das schon viele Autoren beschäftigt hat und durch das auch ich damals als Leser auf die Kaiserfront-Werke gestoßen war. Ich wollte wissen, wie eine Welt aussähe, in der Deutschland den Ersten Weltkrieg gewonnen hat. Und ich wollte mir dabei keine Belehrungen von irgendwelchen linkswoken Zeitgeistautoren anhören. Ich wollte spannend unterhalten werden und Heinrich von Stahl gelang es, alle diese Punkte mit seinen Büchern abzuhaken. Und nun war die Reihe mit dem sechsten Band der 1953er-Reihe zu Ende. So schien es zumindest und ich als Leser fand das etwas schade. Denn ich hatte viel Freude beim Lesen der spannenden, actionreichen, gelegentlich auch etwas humorvollen Romane gehabt.
Aber ich hatte Glück, denn der sechste Band von „Kaiserfront 1953“ sollte nicht das Ende sein.
Der Beginn der Extra-Reihe
Was folgte, war längere Zeit erstmal nichts. Doch dann entschied sich der Verleger, Herr Hansjoachim Bernd, eine weitere Kaiserfront-Reihe herauszugeben. 2015 erschien der erste Band. In „Die Schlacht um Paris“ schilderte Armin von Hohenstein die Zeit von 1918/1919 und zeigte den jungen Hans von Dankenfels, wie er mit der von General von Lindenheim gegründeten Kastrup gegen kommunistische Aufständische kämpfte, wie die Kastrup massiv gegen diese Rebellen vorging und so den Zusammenbruch des Reichs verhinderte und wie die deutsche Armee siegreich in Paris einzog. Beim Frieden mit Frankreich wurde auf Gebietsabtritte verzichtet; einzige Bedingung war im Grunde, dass Frankreich wieder einen König bekam. Doch zu Ende war der Krieg damit noch lange nicht, aber die Prequel-Reihe schien beendet.
Sehr lange wartete ich als Fan darauf, dass weitere Bände folgten. Zuvor hatte ich mich bereits an einem eigenen Kaiserfront-Band versucht. Ich nannte ihn „Lindenheims Memoiren“ und in ihm schilderte ich das Leben des Kastrup-Gründers General von Lindenheim. Ich kam bis zu den berühmten 55 Tagen in Peking, aber dann fiel mir auf: Nee, das wird so nichts und ich verwarf das Projekt lieber wieder. Schade, aber sowas passiert schon mal.
Schließlich wandte ich mich aber an den Verleger und unterbreitete ihm als Fan ein paar Vorschläge, wie man doch mit der Kaiserfront-Reihe fortfahren könnte. Er fand die Idee sehr gut, die Kämpfe um Afrika, die der erste Kaiserfront-Autor Heinrich von Stahl bereits in der 1949er-Reihe kurz erwähnt hatte, zu schildern. Also schrieb ich einen Zweiteiler über den „Kampf um Afrika“. In den beiden Bänden eroberte die Armee des Deutschen Kaiserreichs die afrikanischen Kolonien der Briten, die trotz des Austritts der USA und des Wegfalls Russlands nicht bereit waren mit Deutschland Frieden zu schließen. Vielleicht hätte ich beim Schreiben etwas realistischer sein sollen, aber hey; wie realistisch ist die Invasion einer Alienarmee? Ist sie realistischer oder unrealistischer als dass die Briten gewaltige Heere aus ihren Kolonien aufstellen, um sie gegen ein fast ebenso großes deutsches Invasionsheer zu verteidigen?
Die Kritik, die ich einstecken musste
Ich musste mir damals im Netz viel Kritik anhören und ich denke, so ähnlich wie mit den Star-Wars-Prequels ist es auch hier. So manch einer wird einfach etwas anderes gewollt haben; sie wollten bei Star-Wars 1999 das haben, was sie 1977 bekommen hatten. Und sie wollten bei der Kaiserfront-Preuel-Reihe das kriegen, was sie bei der Kaiserfront-Hauptreihe bekamen. Zugegeben, manche Kritik war nicht unberechtigt und ich beschränkte mich dann ab Band 4 auch auf ein patriotisches Lied pro Buch. Aber man kann von einem Herrn Schwochert nicht erwarten, dass er wie Herr von Stahl schreibt. Während Heinrich von Stahl sich auf die Action und die technischen Details konzentrierte, konzentrierte ich mich mehr auf die Action und gelegentlich mal auf eine gute Kriegslist.
Ja, es lief wirklich ein wenig wie bei Star-Wars 1999 ab. Statt froh zu sein, neue Geschichten zu bekommen, wurde im Netz herumgemeckert und nicht bedacht, dass wenn diese Geschichten nicht gekommen wären, überhaupt keine Geschichten gekommen wären.
Nachdem ich die Reihe fortgesetzt hatte, kam auch ein anderer Autor zum Zuge. Stefan Köhler schrieb den sechsten Band der Romanreihe und ließ Hans von Dankenfels ein Kriegsabenteuer im Osmanischen Reich bestehen. Atatürk und der osmanische Sultan durften da natürlich nicht fehlen. Ebenso wieder mit dabei war von Dankenfels Kamerad Fähnrich Friedrich, der ihn durch ganz Afrika begleitet hatte. Dieser war sogar etwas älter und ein paar Jahre länger im Krieg gewesen, aber vor dem Afrikafeldzug war er ein paar Jahre lang in Rumänien und seine dortige Tätigkeit hatte die militärische Beförderung ausgebremst. Dies wird dann in „Partisanenkampf in Rumänien“ geschildert. Dort wird beispielsweise den Lesern geschildert, wie die Deutschen und ihre Verbündeten aus Österreich-Ungarn siegen und später einen neuen König von Rumänien ernennen.
Das Ende der Buchreihe bildeten dann Band 8 und 9, wo die Iren einen Aufstand gegen das britische Imperium wagen und dabei von den Deutschen unterstützt werden. General Hans von Dankenfels wird zusammen mit einigen Soldaten nach Irland geschickt, um das britische Imperium zu schwächen. Es gelingt ihnen mehrere englische Stützpunkte zu zerstören und dem Aufstand so manchen Erfolg zu verschaffen. Allerdings schaffen es die Briten am Ende von Band 8 fast die ganze Armee zu vernichten; lediglich von Dankenfels und wenige Andere überleben dieses Gefecht. Aber das Kaiserreich gibt nicht auf; es schickt weitere Soldaten, zu denen sich von Dankenfels dann in Band 9 durchschlägt und den Kampf mit ihnen zusammen weiterführt. Nach einigen heldenhaften Kämpfen gelingt es ihnen zumindest eine gewisse Autonomie der grünen Insel zu erreichen. Zuvor hatte die britische Regierung einen bei den Iren verhassten Vizekönig eingesetzt, der das einheimische Volk wie Dreck behandelte. Mit diesem hinterhältigen und gemeinen Vizekönig Wacron hatte es übrigens eine gewisse Bewandtnis.
Das Ende, das nie erschien
Ursprünglich war geplant, dass es noch einen zehnten Kaiserfront-Extra-Roman geben sollte. Der Band sollte einen Aufstand in Algerien schildern, welcher von dem Schurken Wacron aus Band 8/9 und der Sowjetunion organisiert wurde. Deswegen ließ ich den Mistkerl am Ende von Band 9 entkommen; weil er in Band 10 seine gerechte Strafe erhalten sollte. Der Algerienaufstand sollte stattfinden, kurz bevor in Libyen die erste deutsche Atombombe in der Wüste getestet wird. Der Antagonist sollte, nachdem er in mehreren Schlachten von Hans von Dankenfels und seinen tapferen deutschen Soldaten besiegt wurde, durch die Wüste nach Libyen fliehen und dort der ersten Bombe zum Opfer fallen.
Alternativ hätte ich es auch gut gefunden, ihn im Zweikampf mit General von Dankenfels draufgehen zu lassen. Vielleicht bei einem klassischen Schwertkampf, nachdem beiden die Munition ausging. Auf jeden Fall hätte er bekommen was er verdient und der ehrenhafte General von Dankenfels hätte über ihn triumphiert; ein würdigerer Abschluss als die Flucht des Schurken in einem U-Boot am Ende von Band 9. Vielleicht hätte es ganz am Schluss noch zu Ehren von Hans von Dankenfels und seinem Sieg über den Erzgauner Wacron eine schöne Siegesparade in Berlin gegeben; in Anwesenheit des Königs von Frankreich und des deutschen Kaisers und mit „Heil dir im Siegerkranz“-Gesang natürlich.
Der Algerien-Band hätte dann der Abschluss der Kaiserfront-Extra-Reihe und somit das letzte Kaiserfront-Buch werden sollen; ein gutes Ende für eine wunderbare Romanreihe, die ich noch immer sehr gerne mag. Doch wie Ridley Scotts Serie „The Man in the High Castle“ endete auch die Romanreihe vor ihrer Zeit und anders als geplant.
Der HJB-Verlag
Ich bedaure bis heute, dass der Verleger nicht mehr wollte, dass ich es schreibe. Zumal ich auch die Gründe bis heute nicht wirklich nachvollziehen kann; die Verkaufszahlen sind gut; zumindest für mein Empfinden. Und „sind“ ist in diesem Fall korrekt formuliert, denn der letzte Band erschien 2019 und trotzdem verkaufen sich immer noch Bücher aus der Reihe. Manchmal gedruckt, meistens als E-Books. Es kommt also nach wie vor Geld in die Kasse; sogar fünf Jahre später. Lag es an den Kritiken im Netz, die nicht die Zahlen widerspiegeln? Neben einigen negativen Kritiken gab es auch viele Positive. Gewiss, ich bin kein so guter Autor wie Heinrich von Stahl, aber alles in allem waren die Leser doch sehr zufrieden. 3,5 von 5 Sternen sind im Ganzen pro Buch doch gar nicht schlecht. Die Reihe, die 24 Bände lang lief, war gewiss bei vielen Leuten sehr beliebt; trotz der lauten Meinung einer gewissen Minderheit. Aber letzten Endes ist das wohl egal, zumal ich nicht glaube, dass sich ein Verleger, der bereit war, ein Buch von Geert Wilders zu veröffentlichen, um das Gemecker von Kritikern kümmert. Das Wilders-Projekt ging irgendwie schief und so endete die Reihe „HJB-Fakten“ sogar schon kurz nach ihrem Beginn.
Ich glaube ja eher, dass das Verlagsprogramm umgestellt wurde. Alles in der BRD wird teurer und die Steuern steigen obendrein. Da muss man als Verleger Prioritäten setzen, zumal man ja auch die Druckkosten trägt. Wirft man einen Blick ins Verlagsprogramm, sieht man, dass der HJB-Verlag nun vor allem auf die richtig bekannten Reihen setzt; also auf „Ren Dhark: Wege ins Weltall“. Und auch Perry Rhodan kommt im Sortiment nicht zu kurz.
Das macht selbstverständlich Sinn, denn als Verleger muss man das veröffentlichen, was sich wirklich in Massen verkauft. Was in der BRD im Jahre 2019 noch als gewinnbringend galt, war es in der BRD 2020 wahrscheinlich schon nicht mehr; der wirtschaftliche Niedergang dieses Systems war schon damals für jeden, der hinsehen wollte, sichtbar. Und man kann dem Verleger da wirklich keine Vorwürfe machen; er muss seine Familie, seine Angestellten und sich selbst mit seinem Verlag durchbringen. Er ist ein Ehrenmann, was auch dadurch belegt wird, dass er mehr als einmal jungen Autoren die Möglichkeit gab, in einem patriotischen Verlag ihre Werke zu veröffentlichen. Gleichzeitig entriss er alte, klassische Werke wie „Simulacron-3 Welt am Draht“ von Daniel F. Galouye der Vergessenheit. Trotz dieser Dankbarkeit von meiner Seite finde ich es natürlich weiterhin sehr schade, dass es keinen zehnten Band gibt; ich wäre sogar glücklich gewesen, wenn ein anderer (vielleicht sogar besserer) Autor der Reihe einen würdigen Abschluss gegeben hätte.